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       # taz.de -- Ende der Apartheid?
       
       > ■ In Südafrika ist das berüchtigte Erfassungsgesetz, Kernstück der
       > Apartheid, vom Parlament abgeschafft
       
       Kapstadt (dpa) — Das südafrikanische Parlament hat gestern in einer als
       historisch bewerteten Abstimmung das Ende des weltweit verurteilten
       Apartheidsystems eingeleitet. Mit großer Mehrheit nahmen die Abgeordneten
       der weißen Kammern des Parlaments eine Vorlage der Regierung an, die damit
       das berüchtigte Erfassungsgesetz (Population Registration Act) abschaffen
       will.
       
       Dieses Gesetz regelt seit 1950 die Aufteilung der Nation in rassisch
       definierte Gruppen. Nur die 38 Abgeordneten der oppositionellen
       Konservativen Partei, die für eine Rückkehr zur totalen Apartheid eintritt,
       votierten mit Nein. Das Erfassungsgesetz verliert seine Gültigkeit, sobald
       eine entsprechende Mitteilung im Staatsanzeiger veröffentlicht wird. Dies
       soll nach offiziellen Ankündigungen spätestens am 30. Juni erfolgen.
       Innenminister Gene Louw hat die Initiative der Regierung als „die
       zweifellos wichtigste Gesetzesvorlage in der Geschichte der Apartheid“
       bezeichnet. Der liberale Oppositionsabgeordnete Roger Burrows sprach vom
       „Ende eines Nazi-Traums“. Die Aufhebung des Erfassungsgesetzes bedeutet
       noch nicht das Ende der Apartheid. Zwar gibt es schon seit Februar auf neu
       ausgestellten Geburtsurkunden keine Eintragungen über die
       Rassenzugehörigkeit mehr, doch die davor üblichen Vermerke im
       Bevölkerungsregister werden noch nicht gelöscht.
       
       18 Jun 1991
       
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