# taz.de -- Ein Mord ohne Aufklärung
> TODESTAG Der Angriff auf Juliano Mer Khamis
Ein Jahr nach dem Mord an Juliano Mer Khamis gibt es vom Täter noch immer
keine Spur. Aus Protest gegen die „fortgesetzt fruchtlosen Untersuchungen“
wollen Freunde des Freedom Theatre in Dschenin am Jahrestag seines Todes
vor dem Polizeihauptquartier in Ramallah demonstrieren.
Mer Khamis war am 4. April letzten Jahres im Vorhof des Theaters erschossen
worden. Der streitbare Schauspieler, Sohn einer Jüdin und eines
Palästinensers, hatte sich der Arbeit mit Jugendlichen im Flüchtlingslager
von Dschenin verschrieben. Die Spekulationen über die Motive des Mörders
reichen von der israelischen Herkunft des Theaterdirektors über seine
provokante Art bis hin zu der Tatsache, das junge muslimische Frauen und
Männer zusammen an den Stücken arbeiteten. „Es ist uns ein Rätsel, dass
vier so mächtige Sicherheitsapparate nicht in der Lage sind, den Täter zu
finden“, sagt Jonathan Stanczak, Mitbegründer des Freedom Theatre. Die
Leute im Flüchtlingslager seien verwirrt und misstrauisch. „Wenn die
Israelis den Täter nicht finden, dann gibt es vielleicht einen Grund
dafür.“ Zweimal fanden Razzien statt, Theatermitarbeiter wurden offenbar in
Verbindung mit dem Mord vorübergehend festgenommen.
Neben der israelischen Polizei, der Armee und dem inländischen Geheimdienst
Schin Beth, ist auch die palästinensische Polizei an der Untersuchung
beteiligt. Der Mitgründer Sakarija Sbeide war als Wachmann im Theater tätig
und früher Chef der Fatah-nahen Terrorgruppe Al-Aksa-Brigaden. Auch er
konnte bislang keine Aufklärung des Mordes bewirken. „Sakarija fühlt sich
verantwortlich für den Tod seines Freundes Juliano“, berichtet Stanczak.
Am Abend des Todestages werden Schüler von Mer Khamis in einem Theater in
Jaffa in Gedenken an ihren geliebten Lehrer eine Vorstellung geben. Das
Freedom Theatre setzt für einen Tag alle Aktivitäten aus.
SUSANNE KNAUL
4 Apr 2012
## AUTOREN
DIR SUSANNE KNAUL
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