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       # taz.de -- Baugrunderkundungen im Biotop: Kahlschlag befürchtet
       
       > Die Rodung von 23.000 Bäumen im Vollhöfner Wald an der Alten Süderelbe
       > befürchten die Umweltverbände BUND und Nabu.
       
   IMG Bild: Rückzugsraum für allerlei gefährdetes Getier: Vollhöfner Wald
       
       Hamburg taz | Einen Kahlschlag befürchten die Umweltverbände BUND und Nabu
       an der Alten Süderelbe. Nach ihrer Ansicht will die Hafenbehörde Hamburg
       Port Authority (HPA) den Vollhöfner Wald zwischen dem Moorburger Elbdeich
       und den Industrieflächen von Waltershof roden. Das hieße, dass der rund
       23.000 Bäume umfassende Wald gerodet würde, so die beiden Verbände. Das sei
       „inakzeptabel“, sagt Nabu-Vorsitzender Alexander Porschke. Die ökologische
       Bedeutung sei durch Gutachten belegt. „Deswegen ist es auch moralisch
       verwerflich, nun schon mal Fakten zu Lasten der Natur zu schaffen.“
       
       Der 45 Hektar große Weidenwald gilt den Umweltverbänden als Teil des
       Biotopverbundes zwischen den Naturschutzgebieten „Moorgürtel“ und „Alte
       Süderelbe/ Westerweiden“ und bietet seltenen Arten im Süderelberaum einen
       Rückzugsraum. Durch die Lebensraumvielfalt und die weitgehende
       Ungestörtheit weise das Gebiet eine hohe Bedeutung für viele Vogel- und
       Fledermausarten auf, die auf der Roten Liste stehen, so BUND und Nabu.
       
       Jedoch zählt das Areal seit 2016 zum Hafennutzungsgebiet Altenwerder West
       und soll daher künftig für weitere Logistikflächen in Anspruch genommen
       werden. „Insbesondere größere, zusammenhängende Flächen in möglichst kurzer
       Entfernung zu den Containerterminals im westlichen Hafen sind sehr
       gefragt“, hatte der damalige Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) die
       Pläne begründet. Dagegen haben die beiden Umweltverbbände bereits im Mai
       2016 Klage vor dem Verwaltungsgericht eingereicht. „Passiert ist seitdem
       nichts“, sagt Porschke, „von einem Verhandlungstermin ist uns nichts
       bekannt.“
       
       Nach Auskunft der HPA werden derzeit im besagten Weidenwald lediglich
       „Baugrunderkundungen“ durchgeführt. An 30 Punkten erfolgten Probebohrungen,
       dafür sei „ein Wegenetz von ca. 2 Kilometern Länge angelegt“ worden. Zudem
       seien 15 Weiden zurückgeschnitten und ein Laubbaum gefällt worden, heißt es
       in einem Schreiben der HPA vom 15. Februar an die Anwälte der beiden
       Umweltverbände, das der taz vorliegt.
       
       Denn noch immer sei das Gebiet „entsprechend des aktuellen
       Hafenentwicklungsplans für hafennahe, logistische Dienstleistungen
       vorgesehen“, antwortet HPA-Sprecherin Sinja Pangritz auf Anfrage der taz.
       Die Baugrunderkundungen erfolgten, „um Erkenntnisse für Planungen zur
       Erschließung von Gewerbeflächen“ zu gewinnen. „Eine konkrete Planung für
       ein Logistikareal gibt es noch nicht“, sagt Pangritz.
       
       Porschke findet das nicht überzeugend. „Baugrunduntersuchungen mit rund
       zwei Kilometer langen Schneisen in wertvolle Gebüsche schaffen Fakten und
       es drohen irreversible Schäden“, sagt er. „Weder klug noch nachhaltig“
       findet auch Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes
       BUND, das Vorgehen. Der Wald gehöre „gleichermaßen zur Landschaftsachse und
       zum grünen Ring entsprechend dem Landschaftsprogramm“, sagt er. Deshalb
       verbiete sich „jede Form der Hafennutzung“, kritisiert Braasch.
       
       BUND und Nabu beraten jetzt, ob sie im Eilverfahren weitere juristische
       Schritte gegen die Rodungen einleiten.
       
       22 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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