First raw version - radio-interview-2018 - absmagazine interview about bitreich and gopher transcription files HTML git clone git://bitreich.org/radio-interview-2018 DIR Log DIR Files DIR Refs DIR Tags DIR README DIR LICENSE --- DIR commit 283772e2d105a7b003ed837a89b98c06e4230d96 HTML Author: Christian Kellermann <ckeen@pestilenz.org> Date: Tue, 14 Aug 2018 09:35:16 +0200 First raw version Diffstat: A german.txt | 678 +++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 678 insertions(+), 0 deletions(-) --- DIR diff --git a/german.txt b/german.txt @@ -0,0 +1,678 @@ +[Intro Musik] + +Hier ist das ABS Magazin, Arbeit, Bildung und Soziales - Euer +gesellschaftspolitisches Magazin hier bei Radio X, dem frankfurter +Bürgerradio. + +Schön, daß ihr dabei seid! Schön, daß Ihr zuhört! Wir habe wieder +eine neue Sendung für Euch, spannende Sachen aus der Welt der +Kommunikationstechnologie. Naja, konkret wollen wir uns ein bischen +übers Internet... Nein, übers Internet wollen wir uns nicht +unterhalten. Wir wollen uns eigentlich auch nicht übers dark net +unterhalten, sondern noch was viel obskureres. Und zwar geht 's um +dem 'gopherspace'. + +'gopher' ist ein Protokoll, das ein bischen früher als das world +wide web erfunden und eingeführt wurde. Aber das ist inzwischen +schon sehr in Vergessenheit geraten. Ein Protokoll, das muß man +vielleicht sagen, ist eine Art und Weise, wie Computer miteinander +sprechen, wie sie ihre Daten austauschen. Und Ihr kennt bestimmt +das HTTP Protokoll. Das tippt Ihr immer ein, wenn ihr ne URL in +Eureren browser eintragt. Oder es gibt auch ein Protokoll mit dem +email abgewickelt wird. Und es gibt eben das 'gopher' Protokoll. +Das ist insofern interessant, als daß es wirklich ganz einfach ist +und mit dem web doch ein bischen verwandt ist. Insofern, dass +ähnliche Sachen funktionieren. Ganz konkret: Gopher server stellen +Text zur Verfügung, die stellen Links zur Verfügung. Was man nicht +hat, sind jetzt irgendwelche Bildchen, Zusatzfunktionen, Javascript, +da gibt es ja die kompliziertesten Sachen heute. + +Diese Reduktion auf nur Text und nur Links bedeutet auch, daß man +damit sehr schnell arbeiten kann, also die Seiten sind superschnell +geladen und es gibt auch einige Leute, die sagen: "Das web ist uns +heute viel zu überfrachtet, es ist viel zu überbrodend. Da gibt es +zu viel Werbund, da ist zu viel schi shci dabei. Es wird immer +schwieriger an die Information zu kommen, die man eigentlch haben +möchte." + Dann ist es unter Umständen genau richtig, mal das gopher Protokoll + zu verwenden. + +Wir haben uns jetzt mal mit jemandem unterhalten, der sich damit +ein bischen auskennt, der sich damit beschäftigt. Und da gibt es +sogar Leute, die treffen sich demnächst zu einer Konferenz, wo sie +ein bischen bequatschen wollen, wie es mit dem gopher Protokoll +auch weitergehen kann. Wie man vielleicht eine wirkliche, interessante +Alternative zum world wide web aufbauen kann. Also, erstmal gibt +es noch ein bischen Musik: Mrs. Beep mit 'The spring is comming' +-- ein bischen 8bit Musik. Und danach unterhalten wir uns mit +Christoph, der uns was zum Thema gopher Protokoll erzaehlen kann. + +Ja wir unterhalten uns jetzt mit Christoph. Er ist so ein bischen +ein computer nerd, ein computer bastler, der kennt sich aus. Der +beschaeftigt sich mit software, hardware, mit Protokollen, mit +Programmierung. Das heisst alles was mit Computern zu tun hat und +wie man mit ihnen kommunizieren kann. + +X: Hallo Christoph! C: Gruesse Michael, hier ist Christoph M: Ich +hab gelesen, Du hast so ein Projekt, das heisst 'bitreich'. Das +verwendet so ein paar Protokolle, die nicht so bekannt sind. Aber, +was macht dieses Projekt denn? Was heisst denn dieses Projekt +bitreich? Was muss ich mir darunter vorstellen? C: bitreich da +geht es darum, dass wir einfache software schaffen. Und da gehoert +auch gopher bzw. einfache Protokolle dazu. Also mit einfachen +Prinzipien, software, die Spass macht. M: hmm C: Da hat man mit +einfachen Regeln - also die stehen auf der webseite bzw. dem +'gopherhole' oder dem 'gopher' Loch zu finden. M: Ja C: Da gibt +es… Also, wir wollen ja eher über gopher reden. Da geht es darum, +dass man statt große komplexe Dinge, einfache Sachen verwendet, die +man auch selber implementieren kann zum Beispiel. M: Da muss man +sich auf der einen Seite vielleicht ein bischen auskennen, aber es +ist ja auch nicht so schwierig. Also 'gopher' heisst ja übersetzt +'Maulwurf' oder? C: Ja, dass heisst Maulwurf, aber es kommt ja vom +dem gopher des MIT, eine Universität in den USA und die haben den +ja als logo. Und es ging aber auch darum, dass man '[to] go for' +also 'gopher' importiert[?]. Also es ist einfach bloß, weil sie das +Logo gehabt habem M: Und dieses Protokoll existiert wohl auch schon +relativ lange, das ist wohl zeitgleich oder sogar ein bischen frueher +als das world wide web entstanden: C: '91 wurde das entwickelt, da +ging es darum, dass beim MIT die verschiedenen Datenbanken vernetzt +werden, unter einsatz eines hierarchischen Protokolls. Es ist ja +dann leider vom web überholt worden, das hat sich schneller entwickelt, +um es kurz zusammenzufassen. M: Wie unterscheidet sich denn das +web und das gopher Protokoll. Also da geht es eher um Text oder +andere Möglichkeiten des Austausches? Was sind denn die Unterschiede? +C: Man muß jetzt unterscheiden erst einmal beim web, da gibt es +HTTP, das ist das Übertragungsprotokoll und dann HTML, das ist die +Darstellung, das was ich im browser sehe. Bei gopher habe ich ein +Protokoll, da sind einfache Menüs implementiert. Ich weiß schon 'Da +gehe ich hin, wenn ich weitergehen will'. Die Links, die ich im web +habe, habe ich dort schon implementiert. Das heisst, ich habe eine +striktere Struktur, die ist aber schon geordnet. Im Gegensatz zum +web. M: Ah, Du meinst. Wenn ich auf einer beliebigen webseite bin, +habe ich ja oft das Problem, die sieht irgendwie aus und ich muss +ja die Navigation immer komplett neu lernen, wo was versteckt ist +oder angezeigt wird. C: Da ist das ja schon wieder komplett anders +im web. Da habe ich Sprachen, die einem das verstecken können und +der link ist ja heutzutage auch nicht mehr 'ich geh zu dieser anderen +webseite'. Das ist aber das Grundproblem. Bei gopher ist das +Vereinfacht, da habe ich einen link und der ist ein link, da gehe +ich einfach weiter. Beim naechsten ist das wieder so. Da habe ich +einen Baum von Informationen, da kann ich immer weiter gehen. M: +Wenn ich das richtig verstehe, ist die Darstellung in diesem gopher +Protokoll ja so, daß ich wirklich nur Text sehe oder? C: Genau so +ist es definiert. Es geht nur um Text. Man hat versucht es um Bilder +zu erweitern. Früher gab es diese ganzen Terminals. Da hat man diese +alten Bildschirme gehabt, auf denen nur Text dargestellt werden +konnte. Aber es geht ja um Text, es geht um Information und der +einfachste Weg, um Information zu übertragen ist Text. M: Oder +zweit Leute unterhalten sich miteinander, da können sie ja auch +Information austauschen und kommunizieren. C: Ja, die Verarbeitung +von Text ist aber viel einfacher. Wenn man etwas weiter sieht, z.B. +gibt es Linux, wenn das die Hörer kennen. Da geht darum, wie kann +ich über eine Kommandozeile text mit Text verarbeiten. Bei Bildern +habe ich das Problem, dass ich komplexe Programme, die mit höheren +Logiken arbeiten und nicht so leicht zu bedienen sind, brauche. M: +Wenn ich das so höre geht es wohl ein bischen darum, wie man einfahce +Programme verwenden kann, die auch wenig resourcen verbrauchen. +Wenn ich eine Text Datei übertrage, dann ist die ja u.U. sehr viel +kleiner im Vergleich zu einem Bild oder einem Video. C: Ja, das +stimmt. Da kann ich ein Beispiel nennen, wo ich das gebraucht habe. +In Butan, das Land nördlich von Indien, wo es um das Glück der +Menschen geht, nicht wie bei uns. Da haben die ein großes GSM (Handy) +Netz. Und da ist mal der Strom ausgefallen und es gab nur dieses +ganz langsame Handynetz. Aber ich konnte perfekt meine Informationen +über gopher abholen. Es braucht keine großen Kapazitäten. M: Das +heisst es ist auch ein Protokoll, daß für Gegenden sehr interessant +ist, die nicht so in der 1. Welt sind und nicht so viele Resourcen +zur Verfügung haben. C: Ja das spart, aber insgesammt, weil das +Problem mit dem web ist, wie bei youtube: Da wird Text vorgelesen +in einem video und das wird verbreitet in HD Format auf einem 4K +Monitor. Und ich hätte ja einfach den Text übertragen können! M: +Das ist jetzt ein Ansatz, dass man sagt: Man hat hier ein Protokoll +und Programme dazu, mit denen man sehr schnell und sehr einfach +resourcenschonend Informationen übertragen. Und unter Umständen +genausoviele Informationen, wie in einem vorgelesenen Video. Ist +das jetzt ein neuer Trend oder gibt es da viele Leute, die sich +darum kümmern? C: Also das gopher war eingeschlafen als das web +groß geworden ist. Bis jetzt habe wir ja die Sache, dass die Handys +immer größer werden, immer mehr Kerne haben usw. Aber sie sind viel +langsamer geworden. Das hat viele Leute dazu gebracht darüber +nachzudenken. Und da gibt es in den Expertenkreisen auch viele die +wissen welche Komplexität im web stattfindet und versuchen Alternativen +zu finden. Und da ist gopher ein Teil davon. M: Das heisst, es ist +auch eine Bewegung, die sagt: Wir wollen das gar nicht so kompliziert +und resourcenverbrauchend machen? C: Genau, das ist der Teil für +das Internet, nicht nur das web. Neben dem web gibt es noch viel +mehr im Internet. Sondern bitreich ist hier auch der Teil, wo die +Software einfacher werden soll, weil das zusammenhängt. M: Bei der +Softwareentwicklung, geht es darum Programme zu schreiben, die man +auch selber schreibt, um sie selbst zu benutzen. Oder weil die so +einfach sind, dass man sie auch selbst benutzen kann? C: Bei +bitreich geht es eher um die Kommandozeile, fuer fortgeschrittene +Entwickler. Die graphischen Oberflächen verbrauchen viele resourcen. +Da ist gopher eher [der Teil] für den Endnutzer. Für die Entwickler +geht es darum eine schöne Kommandozeile zu haben. Also Spaß an der +Benutzung zu haben. Das ist das Ziel. Das geht nur durch Einfachheit. +M: Sind die modernen Entwicklunswerkzeuge zu kompliziert mit ihren +grafischen Oberflächen? Ist das wirklich ein Spaß-Killer? C: Naja, +früher hat man einfach einen Text editor geöffnet, der hat 200 +Kilobyte RAM verbraucht. Heutzutage, wenn man einen Editor öffnet, +lädt der im Hintergrund einen webbrowser, der webbrowser lädt +Javascript und das verbraucht mehrere Gigabyte [RAM]. Und der +generiert dann noch Quelltext, der nochmal komplexer ist. So weit +sind wir! M: Wenn ihr sagt, mit dem bitreich Projekt versucht ihr +Wege zu finden, dass man weniger resourcen verbraucht. Funktioniert +das? Was sind Eure Erfahrungswerte? Macht das wirklich so viel +Spass, anstatt irgendwelchen schicken Videos auf youtube anzugucken? +C: Ich merke das ganz einfach: Wenn ich gopher benutze brennen meine +Oberschenkel nicht. Wenn ich irgendeine webseite benutze, läuft der +Lüfter an und das alles. Gopher hat hat aktuell 300 server, wir +haben da bloß einen kleinen Anteil, was wir sparen. Das web verbraucht +aktuell 2% des globalen Stromverbrauchs, manchmal mehr... M: Aber +du musst dich dann schon ein bischen auskennen, dass Du solche +Sachen dann auch benutzen kannst oder? Wenn ich mir heute vorstelle, +als durchschnittlicher Smartphone benutzer wird es einem ja sehr +einfach gemacht ins web zu gehen oder einen chat aufzurufen, mit +anderen Leuten Textnachrichten austauschen kannst. Du musst ein +einen [app]store gehen, wo du dann die Programme schon vorbereitet +vorfindest. Ein klick und es wird installiert. Das ist ja nicht so +einfach, wenn ich das gopher Protokoll benutzen will um Informationen +zu suchen oder ein Protokoll benutzen will um zu chatten? Das ist +doch ein bischen komplizierter oder? C: Nein, es ist... Wir haben +hier verschiedene Ebenen. Man fängt einfach an und geht auf die +gopherproject.org seite und wenn man keinen gopher client hat, wird +man auf einen übersetzer von 'web nach gopher' umgeleitet. Man sieht +im browser gopher. Und so kommt man dann weiter zu welchen gates +ich noch habe. M: Also ein gateway, mit dem ich mit einem normalen +webbrowser, der gopher nicht implementiert hat, auf die Informationen +zugreifen kann. C: Aber es gibt auch noch für die browser plugins. +Also für firefox und chromium. Aber das Problem ist, dass firefox +und chromium ihre plugins gerade geändert haben. Das heisst, da +könnten inkompatibilitäten sein. Aber es gibt noch andere Klienten +auf der gopherproject.org seite. M: Wie ist das mit chat? Da gab +es früher ein chat Protokoll, dass sehr viel benutzt wurde: IRC, +also internet relay chat. Das ist ja heute nicht mehr so ganz bekannt +oder? C: Also in Entwicklerkreisen ist das sehr bekannt, weil jedes +open source projekt einen IRC kanal hat. Der einfachste Weg, um +sich mit Entwicklern oder Benutzern zu treffen. Da gibt es web +klienten, klienten fürs handy, da gibt es Kommandozeilen klienten... +IRC ist fast überall implementiert. M: Das kann eigentlich auch +die meisten Sachen, die Du mit einem chat Programm auf deinem +smartphone hast? C: Es koennte alles, will es aber nicht! M: Ach +so? C: Ich habe zwar die Möglichkeit um, sagen wir mal, videos zu +übertragen in whatsapp oder auch Bilder. Das will man im IRC aber +nicht, IRC ist ein einfaches Protokoll. Es geht darum Texte zu +übertragen. Wenn ich das alles hinzufügen würde, könnten hobbyisten +die server nicht mehr tragen und man muesste das alles aufbereiten. +Man bräuchte also die Infrastruktur von facebook z.B... M: Du sagst +'Hobbyisten können die server nicht tragen', das heisst es ist +einfach so einen server einzurichten und zu betreiben? Wie muss ich +mir das vorstellen? C: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Es gibt +debian - eine bekannte Linux distribution - da gibt es einfache +Anleitungen und Tutorials, wie ich das einrichte. Eine server kostet +z.B. 3 EUR / Monat, da kann ich meinen IRC server betreiben. M: +Und das ist auch nicht zu kompliziert, den zum laufen zu bringen? +C: Der server ist kompliziert, der Zugriff durch klienten ist +einfach. M: Was gibt es denn noch für Protokolle, die von dieser +Idee her interessant sind, weil sie nicht so viel Bandbreite oder +resourcen verbrauchen, aber hier fast dasselbe Ergebnis liefern +koennen? C: Vor dem web gab es schon sehr viele Protokolle, so ist +das entstanden. TCP/IP ist das Grundprotokoll und da gibt es 65000 +Ports. Und wir betreiben heute alles über einen bzw verschlüsselt +über 2 ports HTTP und HTTPS. Da gibt es noch viele andere. Zum +Beispiel 'dict': Ein Protokoll um in einem dictionary, also einem +Verzeichnis, nachzuschlagen. Da schickt man einfach an den Port: +'Ich will gerne die Defintion von einem Wort' und der server hat +als Text die Definition zurueckgeliefert. M: Ist das noch im +Einsatz? Wie würde ich das heute benutzen wollen? C: Es gibt +dict.org, da wird das dict Protokoll noch gepflegt. Oder bitreich +hat auch einen mit dem urban dictionary, in dem Spassige defintionen +von Wörtern hochgeladen wurden. So schwer ist das nicht, das ist +einfach ein service, den ich unter Linux installieren kann. M: Und +was gibt es sonst noch für Protokolle, die da aus Eurer Sicht +interessant sind, weil sie resourcen schonend sind? C: Newsgroups +gibt es noch, aber das Problem mit news ist spam. Es gibt keine +effiziente Methode, um spam aus newsgroups zu filtern, deswegen +sind sie auch am Ende gestorben. Newsgroups überleben nur als +austausch von binär [dateien]. Deswegen wurden sie auch überall +gesperrt, weil sie zur Piraterie verwendet wurden. Und es skaliert +nicht, weil jeder server ein gesammtabbild des Netzes hat. Daher +sind die server auch unter der Last der webnutzer zusammengebrochen. + +Dann hätten wir noch das Tor Protokoll... M: Das Tor Protokoll ist +ja auch schon ein bischen länger am Start. Da gab es ja auch schon +einige spektakuläre Sachen, die über das Tor Protokoll abgewickelt +wurden, da geht es eigentlich um Anonymisierung der Benutzer oder? +C: Ja, es geht um die reine Anonymisierung, weil heutzutage, wissen +wir durch Snowden, sitzen die Geheimdienste an den Kern routern in +Frankfurt und überall. Das heisst die wissen, wo das Paket losgeht +und ankommt. Tor verschlüsselt bzw. verpackt das so, daß man nicht +sieht, wo das Paket entlang gegangen ist. Das Problem bei Tor mit +dem web zusammen ist: Im Webbrowser sind zu viele Meta-Informationen, +also Informationen, die den Nutzer identifizieren können. Und darüber +wurden ja viele whistleblower/Geheimnisverräter identifiziert. Und +da kann gopher helfen. M: Also Tor ist eine Methode, um als Benutzer +von Webseiten, die Identität zu verbergen und zu anonymisieren. +Wenn Du sagst, es gibt zu viele Metainformationen im Browser, dann +heisst das: Wie sind die konfiguriert, welche fonts sind auf der +Maschine installiert, wie groß der RAM ist und solche Informationen +können dann in der Masse ein einzelnes Gerät doch genau zu +identifizieren, da es auf der Welt nur ein paar 1000 Geräte die +genaus so konfiguriert sind. Dadurch kann man also einen Menschen +relativ genau wiederfinden? C: Genau so funktioniert das. Gopher +kann hier helfen, weil es eine definierte Menge an Meta-Informationen +gibt, mit der ich einen Nutzer finden kann, nämlich: gar keine. Bei +Tor gibt es zwei Dinge, die ich beachten muss. Ich kann aus dem +Tor netzwerk herausgehen und auf das web zugreifen oder ich kann +innerhalb des tor netzwerkes auf einen service zugreifen. Wenn ich +vollkommen innerhalb von tor Zugriffe mache, gibt es keine möglichkeit +für die Geheimdienste ein ausgehendes Paket zu finden. Das ist dann +vollkommene Anonymität. Wenn ich z.B. über tor auf einen endpunkt +von facebook zugreife, identifiziere ich mich ja immer noch mit +meinem Login, das ist eigenlich sinnlos. Bei gopher kann ich mich +gar nicht identifizieren. M: Wenn du über tor gehst und dich dann +auf einer webseite irgendwo einloggst mit deinem benutzer bist du +natürlich nicht mehr anonym... C: Das ist das Problem bei unerfahrenen +Nutzern. Die laden sich den torbrowser herunter, die wollen ihre +geheimnisse in ihrem Regime verraten. Und wenn ich denen jetzt aber +den torbrowser gebe, hat der genau definierte Metadaten, da gibt +es extra filter bei den Geheimdiensten um den zu finden. Dann sind +die ganz schnell gefunden. Das heisst, die ganzen Grundschichten +muessen schon so gemacht sein, dass der einfache whistleblower keine +Probleme bekommt. M: Jetzt gibt es ja schon verschiedene andere +Versuche, was jetzt Daten und Privatsphäre angeht sich nicht großen +Konzernen auszuliefern, in dem man in den großen Netzwerken nicht +mitmacht. Gibt es da schon schon Versuche bei sozialen Medien, bzw. +was die machen auch andere Protokolle zu benutzen? Als jetzt zum +Beispiel nur zu facebook und co zu gehen. C: Da gibt es zum Beispiel +GNU Social oder mastodon. Wenn ich zu facebook gehe, kommen da keine +Daten mehr heraus. Wenn ich aber ein (komplexeres) Protokoll habe +kann ich auf meinem heimat Server mit meinem Freund auf seinem +französischem Server Nachrichten austauschen: 'Der hat gerade ein +Bild geteilt, der hat eine Textnachricht an die Gruppe verteilt'. +Das ist dezentralisierung. M: Es gibt also kein einzelnes Rechenzenturm +mehr, das alle Informationen zusammensammelt, sondern es sind viele +Server, die verteilt sind und es weiss auch nur jeder server das, +was er wissen muss. C: Da war der facebook skandal gerade sehr +gut. Da hat man gemerkt, es gibt einen politischen Gegenwind. Da +haben die Facebook, Microsoft usw. gerade ein Projekt gestartet um +die daten zwischen sich hinundher zu exportieren. Facebook fehlt +aber hier, facebook hat noch keinen export. M: Mit export meinst +du jetzt Nutzerdaten? C: Ich meine meine Zeitleiste, was ich an +wen geschrieben habe usw. M: Benutzen viele Leute GNU Social oder +mastodon oder ist das etwas für die Spezialisten und Nerds, die +sehr viel Wert auf Privatsphäre legen? C: Das ist sehr einfach zu +benutzen: Gib 'gnu.social' ein und dann wirst du auf einen server +weitergeleitet. Da gibt es viele instanzen und ich such mir eine +heraus, am besten da, wo meine Freunde auch schon sind. Und dort +kann ich mich einfach anmelden. Und sobald ich mich angemeldet habe +ist das der server von dem aus mich ins restliche Netz verbinde. +Das ist sehr einfach mit dem webbrowser zu benutzen. Es gibt +Anleitungen dazu und es sieht auch genauso aus wie facebook. M: +Wir haben uns vorhin ja schon über Software unterhalten und wie man +die installieren kann. Man muss sich ein bischen auskennen. +Kommandozeile, ja, da muss man auch schon ein bischen wissen was +man tut. Also bei der Kommandozeile hat man ein Fenster da erstmal +nur Text dargestellt werden und da gibst du deine Befehle als Text +ein. Wie seht ihr das denn so, als Leute die sich dafür interessieren +und damit arbeiten: Hat das, das Potential, daß das von wirklich +vielen Leuten, also dem mainstream, benutzt werden kann? Kann das +funktionieren? Oder ist das für heutige Komputerbenutzer nicht alles +zu unbequem, zu aufwändig, nicht schnell genug und nicht einfach +genug? C: Nehmen wir mal das Argument das jemand Linux zu windows +wechseln will und sagt: Ah, da gibt es nur die Kommandozeile! Das +ist aber die Sache: Wenn ich die Liebe zu meinem Gerät wieder habe( +was ich bei windows nie habe), dann lerne ich es auch zu bedienen. +Früher konnte ich ein radio reparieren, heutzutage weiss ich nicht, +was diese komische Kiste macht... M: Ja? C: Darum geht es. Es +geht um den Spass am Gerät, diesen Spass wiederzufinden. Wenn man +den findet, lernt man auch, wie das Gerät funktioniert und dann +geht man auch tiefer. Und kann es selbst modifizieren. M: Auf der +anderen Seite ein modernens Radio im Vergleich zu einem Röhrengerät +oder ein moderner Computer mit aufwändiger software gegenüber einem +einfachen Komputer der begrenzte Möglichkeiten hat, die modernen +Sachen bieten schicke moderne Möglichkeiten. Moderne Radios suchen +automatisch den besten Sender, empfangen Daten, auf verschiedensten +Kanälen und können Kanäle (analog, digital, internet) bündeln und +anbieten, da sind schon komfortable Möglichkeiten gegenüber einem +Röhrenradio, das von Hand bedient wird und man am Senderknopf +rumschraubt, bis man den Sender hat, den man haben will. C: Ich +hab einen Gegenvorschlag: Das Problem ist, dass ich jedes Jahr ein +neues kaufen muss, wenn das naechste Protokoll herausgekommen ist. +Aber es gibt ja auch den Raspberry Pi, da gibt es auch ein Linux +darauf und da baue ich meine Peripherie drum herum, und kann dann +Teile gegen leistungsfähigere austauschen. Es geht darum, dass es +modular wird, weniger verschwendet wird. Bei Computer und Handys +gibt es Entwicklungen, dass wir open source Geräte bekommen. Das +dauert nur sehr lange, weil die Hersteller Hürden geschaffen haben, +um das zu erschweren. M: Die einfachheit der Bedienung und die +Einfachheit der Geräte sorgt ja auch dafür, dass mehr menschen +moderne Komputertechnologie benutzen können. Also zum Beispiel einen +Kartenservice auf dem Handy verfügbar zu haben, ist einfacher als +früher eine Papierkarte mitnehmen zu können. C: Deswegen sprechen +wir gerade im Radio, um den Leuten begreiflich zu machen, dass wenn +ich das alles zu einfach mache, ich voll überwacht werde und ich +unter der Kontrolle des Rechners bin. Daher muss ich ungefähr wissen, +wie der funktioniert. Ansonsten bleibt er Magie und Magie ist nie +gut. Wir brauchen Wissenschaft. M: Wenn ich zum Beispiel beim +Kartenservice bleibe. Da habe ich ein smartphone mit einer App und +kann da sehen, wo ich bin mit genauer Ortung. Das sind schon +Zusatzinformation die man gerne benutzen möchte, aber du möchtest +dich ja nicht wirklich einarbeiten in komplizierte software mit +Textoberfläche und installieren und kompilieren. Das ist doch vielen +Leuten zu viel oder? C: Da wird ja auch niemand mehr angezogen: +Wir propagieren ja, dass jedes Projekt wiederverwendbar ist. Wenn +wir jetzt über karten sprechen gibt es openstreetmap, als Datenbank, +jemand der die Karten erzeugt und Programme, die die Karten generiert. +Dann hat jemand die Datenbank und die generierung benutzt und eine +Text oberfläche davorgesetzt. Also nicht wie bei facebook, wo alles +hinter der weboberfläche steckt und wenn facebook Pleite geht ist +alles weg, sondern: wiederverwendbar. Das wär ja ne Riesenverschwendung, +wenn ich das alles wieder aufarbeiten muss. M: Woran denkst Du +liegt das, daß diese Idee, die es ja auch schon vor 20/30 Jahren +gab, daß das heute nicht mehr so ist. Als es ist ja eher die Rede +von großen Konzernen, die Daten sammeln und weniger davon dass viele +Leute da beisteuern können und das Wissen durch viele Einzelbeiträge +erweitert wird. C: Das Problem ist der Konsum. Was überlebt hat +an sozialer Struktur ist das 'ich verlange' und das 'ich bekomme'. +Das dazwischen das Warten bzw.'ich muss das erstmal schaffen' das +ging durch den Hyperkapitalismus verloren. M: Meinst du denn, da +kann was dagegen tun? Ist denn Euer Versuch sich auf Protokolle mit +wenig resourcenverbrauch zu fokusieren...Ist das der Versuch, nicht +das Rad ein wenig zurückzudrehen, doch die richtung ein wenig zu +ändern? C: Ich kann nicht die ganze Welt konvertiernen das geht +gar nicht. Es geht darum zu zeigen, dass es anders geht. Es gibt +das Gegenteil [zu heute]. Irgendwann kommt jemand vorbei, der das +nützt und braucht genau dieses Beispiel. Wenn ich heute die Generation +der smartphone benutzer habe, von denen mancher noch nie einen PC +benutzt hat, die kennen nur smartphone mit web. Die müssen sehen, +dass es auch anders, einfacher geht. Die Hand muss nicht warm sein, +wenn ich im web surfe. M: Um das jetzt noch ein wenig überspitzt +zu formulieren: Wir hatten früher auch Dampfmaschinen und wir hatten +Pferdefurhwerke, mit denen wir Lasten durch die Gegend gefahren +haben. Die heutige Lage ist dann doch ein bischen effizienter und +auf jedenfall bequemer, schneller und bietet mehr Möglichkeiten? +C: Nein! Da sehen wir was anders. Manche Protokolle früher, die +konnten sich nicht ausbreiten, weil sie technische Probleme hatten. +Aber jetzt habe ich Gigabit verbindungen usw. Da hab ich gopher +(inhalte) instant also sofort im Zugriff. Man wird einen Unterschied +sehen. Oder bei Microsoft Windows einfach die Maus bewegen. Man +merkt das ist langsamer als man das Gerät bewegt, auch wenn man +daneben ein Windows 95 Gerät setzt. Da gibt es weniger +Abstraktionsschichten. Das ist einfacher. Es geht ja darum, dass +der Computer etwas praktisches tut, er ist nicht nur theoretisch +da, wie Bürokratie, sondern das praktische, der Spass... M: Der +Spass am Gerät hatten wir schon mehrere Male. Das ist also für dich +und vielleicht deine mitstreiter, die sich da engagieren oder damit +rumbasteln ein ganz zentraler Punkt. C: Ja da geht es wie bei jedem +Verein dadraussen, wenn er keinen Spass mehr mahct, warum geh ich +hin? Wir sind ja im Hobbybereich. Wir gehen sonst 8-10 Stunden auf +Arbeit, ich muss ja einen Grund haben das zu tun. Deswegen ist +vielleicht im open source Bereich der Grundton etwas rauher, es +liegt einfach daran, dass wir Menschen sind, keine Kundenberater. +Da kann es auch mal sein, dass wir manchmal fordern, dass man +manchmal etwas selber macht. Es ist ja kein Selbstbedienungsladen +sondern ein Hobby. Wie im Verein, wenn ich dazu komme, muss ich +auch mitspielen. + +[Werbejingle] + +M: Hier ist das ABS Magazin: Arbeit, Bildung und Soziales. Euer +Gesellschaftspolitisches Magazin bei Radio X, dem frankfurter +Bürgerradio. Wir haben uns jetzt ein bischen über das gopher Protokoll +unterhalten, das heisst die Art und Weise, wie man ganz einfach +Information über das Internet austauschen kann, nämlich nur mit +Text ohne überflüssiges Grafik schischi oder Werbung oder so. Wir +werden uns jetzt noch ein bischen mit dem Christoph weiter unterhalten +und zwar gibt es jetzt ja ein paar Leute, die sich wirklich darum +kümmern wollen, wie man das weiterentwickeln kann. Wie ist der Stand +der Dinge und wo kann es hingehen? Und die treffen sich demnächst +zu einer Konferenz und wir werden mal hinhören, was dort stattfindet +und wie das aussehen kann. Ihr werdet euch demnächst mit ein paar +Aktivisten in den nächsten Wochen treffen. Was macht ihr und worum +geht es da? C: Es geht um die bitreich con oder heutzutage +'Konferenz'. Die ist nächste Woche Samstag und Sonntag in Rodez in +Südfrankreich, weil dort ein Mitglied von bitreich ist. Aber man +muss nicht hinkommen, es ist alles online. Wenn man auf das gopher +Loch bzw. gopher hole geht, per ssh zugreift gibt es Folien, per +gopher audio stream und man kann sich voll einbringen. über IRC +wenn man noch mit den Leuten reden will. Drei verschiedene Protokolle +und hocheffizient. M: Man kann also den Sachen folgen, die dort +erzaehlt werden bzw. wenn man Zwischenfragen oder etwas beitragen +möchte kann man das über den IRC chat in den Kanal geben und wird +dann von Euch auch direkt gesehen und allen die sich eingeklingt +habe. C: Genau! Und man verbrennt sich dabei nicht die Oberschenkel, +weil der laptop zu heiß wird. M: Was ist denn das Programm von +Eurem Treffen? C: Samstag reden wir um bitreich, was wir getan +haben, die verschiedenen services, dann hat sich etwas in unseren +Manifest bzw unserer Ideologie getan. Neue Nutzer und neue Projekte. +Und am Sonntag geht es ausschliesslich im gopher. Da freuen sich +auch die Amerikaner, das ist nämlich der letzte Teil der community +der noch von damals existiert und es gab schon lange keine gopher +con mehr und da finden wir uns mal wieder zusammen. M: Und was +werdet ihr machen? Gibt es da Vorträge oder Programmierrunden oder +sitzt man nur so zusammen und unterhält sich ein bischen. Wie muss +ich mir das vorstellen? C: Das wichtige ist erst einmal bei gopher, +dass wir wieder zusammenkommen, weil das ein wenig eingeschlafen +ist in den letzten Jahren. Da gibt es erst einmal wieder einen +Teamgeist. Wie gesagt, wir haben 300 Server vor einem Jahr waren +es noch 100, das hat sich gesteigert. Das Protokoll hat auch ein +paar Ecken und Kanten, das muss besprochen werden damit wir die in +Zukunft definiert haben. Man muss noch die Interaktion zwischen +gopher und dem web besprechen, das ist noch nicht ganz definiert. +Und es geht darum ein Forum zu schaffen, dass man miteinander redet. +M: Du sagts es gibt 300 server, was findet man denn da hautpsächlich? +Ich hab ein bischen gestöbert und sehr viele phlogs angetroffen, +was man im web sonst als blog bezeichnet, richtig? C: Ja genau +phlog, wie blog. Da gibt es sehr viele, es gibt auch viele neue. +Weil die distribution sehr einfach ist. Man lädt einen Text hoch +und liest den dann. Sehr einfach, so wie es sein soll. Mehr ist ja +ein blog eigentlich nicht. Es geht um die direkte Übertragung. Viele +Menschen kommen wegen dem retro Ansehen, dass alles so schön ist +wie früher, aber manche kommen auch wegen der Idee, dass es einfacher +ist. Ich öffne mal eben meinen Vortrag, den ich vorbereitet habe, +dann kann ich Dir alle services sagen, die ich herausgsucht habe, +die gerade interessant wären für neue Nutzer des gopherspace. M: +gopherspace kann man ja mal erläutern. Wie ich das verstehe, ist +das sozusagen, wie man vom world wide web redet, also die Gesammtheit +aller web serverm ist der gopherspace also auch die Gesammtheit +aller server, die das gopher protokoll anbieten und man meint damit +alle Information, die das drauf ist. C: Genau, das ist, was ich +damit meine. Als Beispiel hätte ich als services: Eine übersetzung +nach mastodon / GNU Social, das hat sogar mastodon schon eingebaut +als facebook alternative. Dann gibt es ein interface für pirate +bay, ein interface für die youtube suche (fürs streamen nicht), +wikipedia gibt es eine übersetzung, eine suchmaschine. Google kennt +ja jeder, überwacht uns, es gibt duckduckgo als alternative oder +es gibt das föderierte searx, da kann man seine eigene Instanz +aufsetzen. Das Projekt Gutenberg, wo die alten Bücher gesammelt +werden und es hat sogar jemand eine netflix suche gebaut. M: Das +sind aber nicht nur so statische Inhalte wie Text-, Bild- oder +Audiodateien, die da im gopherspace liegen, sondern es gibt da dann +auch wirkliche interaktive elemente? In dem Sinne, dass auf meine +Anfrage dann auch eine individuelle Ergebnis kommt. C: Das hat +gopher eingebaut als einfache Suche. Ich schicken ein Wort hin und +bekomme etwas zurück. Das ist die einzige interaktion die eingebaut +ist und die wird hier genutzt. Ich schicke 'ich hätte gerne eine +Definition für dies und das' an das Verzeichnis und bekomme eine +Antwort zurück. Das wird zum Beispiel bei dem pirate bay interface +genutzt. Da gehe ich drauf gib meine Suche ein und bekomme meine +torrents zurück, die ich dann herunterladen kann. M: Von der +Bedienbarkeit unterscheidet sich das jetzt von webseiten aber +nicht... C: Doch, doch, ich hab ja durch die struktur bei gopher, +über die wir am Anfang gesprochen habe, sieht das immer gleich aus. +Ich habe eine Liste an Links oder Menüs, wo ich weitergehen kann, +wo entweder eine Datei dahinter ist oder mehr information. Beim web +habe ich manchmal das Problem überhaupt den Inhalt zu finden vor +lauter Werbeanzeigen. M: Zum Verständnis: Wenn ich sage, ok, das +web is heutzutage durch die technologien sehr grafisch aufgewertet, +aufgemotzt könnte man sagen. Es gibt also für den webdesigner viele +Möglichkeiten, die Seite grafisch zu gestalten. Wenn man sagt, ok, +das sind Faktoren, die mit beigetragen haben, daß z.B. der Werbeanteil +und der Resourcenverbrauch von webseiten sehr stark zugenommen hat, +wäre es dann nicht auch ein möglicher Ansatz zu sagen: Lass uns +doch mal HTML 1.0 benutzen. Also wie das web vielleicht in der +anfangszeit ausgesehen hat. Das man Text, Links und auch eingebettete +Bilder hatte aber z.B. nicht die Möglichkeit hatte extra code +ausführen zu lassen, javascript z.b.... Wäre das nicht auch ein +Ansatz der in Eure Richtung gehen könnte? C: Da habe ich trotzdem +noch im Hintergrund, das was ich zu Tor gesagt habe, die Metadaten. +Ein Schritt in die richtige Richtung wäre das, aber es haben schon +sehr viele versucht. Sehr sehr viele. Und sind gescheitert. Das ist +das Problem. Das Einzige was man heutzutage machen kann, ist, auf +die mobile Version einer webseite zu gehen. Plötzlich ist die Seite +lesbar. M: Wenn Du sagst, die sind gescheitert, woran würdest Du +das dann messen? Heisst das einfach, sowas ist zu kompliziert, diese +einfachen webseiten auch zu gestalten oder zu programmieren? Oder +hatten sie keinen Erfolg, weil das keiner anguckt, weil das zu retro +und altbacken aussieht. Oder woran erkennt man, dass so ein Ansatz +scheitert? C: Es ist dasselbe Problem, wieso gopher nie die +Weltherrschaft übernehmen wird. Es ist zu groß. Es ist überall +dieselbe Technologie, aber in Indien wird das anders wahrgenommen, +als in Afrika oder bei uns. Und da hat jeder einen anderen +Wissensstandard. Und das gilt auch wieder für die Reparaturen, das +Wissen geht einfach verloren. Die jetzige Generation weiss das nicht +mehr. Es geht darum, dass sie das mitbekommt. Das gezeigt wird: Es +geht anders. Es geht darum, das Wissen zu bewahren. M: Mit Reparaturen +meinst du, dass man z.B. Geräte selber reparieren kann, weil sie +einfach konstruiert sind und es daher möglich ist, sie selbst wieder +instand zu setzen, verstehe ich dich da richtig? C: Ja, aber es +geht heutzutage ja schon weiter, wir sind ja schon in der Phase des +3D Drucks, wo selbst airbus 40% seiner Flugzeuge aus 3D Druck +herausholt. Wenn man das richtig betreibt, geht das auch beim +Endnutzer. M: Also die HTML 1.0 Sache war aus Eurer Sicht ein +interessanter Versuch aber dann doch nicht wirklich dafür geeignet +sich auf die wesentlichen Möglichkeiten Protokolle zu beschränken? +C: Das Problem mit der webentwicklung ist, daß immer nur eine neue +Schicht draufgehoben wird. Javascript ist dann Javascript auf +Javascript auf Javascript. Dasselbe Problem bei der kommerziellen +Entwicklung. Warum müssen das Hobbyisten machen mit der Vereinfachung? +Da leben alle in ihrer eigenen Blase und solange es Gewinn macht, +wird es nicht geändert. Das ist hier das Problem, deswegen müssen +wir eine komplette Alternative zeigen. M: Wenn ich da also immer +eine Schicht drüber lege und das so gebaut habe, dass ich das alte +noch weiterbenutzen kann, ist das ja auch ein Vorteil. Das man +kontinuierlich weiterarbeiten kann und nicht einen ganz alten Schnitt +macht, bei dem die alten Inhalte nicht mehr funktionieren - C: Da +sind wir komplett bei einem anderen Problem: Es gibt ja archive.org, +das das web archivieren will. Diese Webseite hat riesenprobleme mit +den modernen dynamischen webseiten, den Inhalt zu finden und zu +archivieren. Weil genau das Grundproblem, das wir keinen Text mehr +verwenden gelöst werden muss. Wir verwenden Abstraktionen, keinen +Text mehr. M: Erst einmal werden doch auch bei HTML nur Textdateien +übertragen. Oder ist das aus Deiner sicht schon so gruselig, dass +nur noch binärdateien übertragen werden, die dann von codeschnipseln +im Webbrowser entpackt werden um dann Bilder darzustellen wo der +Text drin ist. C: Das kommt aktuell, web assembly nennt sich das. +Es wird heutzutage binärcode im browser ausgeführt. Das heisst es +wird noch unübersichtlicher und komplizierter mit noch mehr Zugriff +auf die hardware. Das ist ja auch eine Sache, vor der wir seit +Snowden warnen müssen: Es wird nur noch schlimmer. M: Das hört +sich doch sehr fatalistisch an, in dem Sinne dass das Web verloren +ist und es nicht besser werden kann. Ist diese Aussicht wirklich +so düster? C: Es wird komplizierter und es wird undurchsichtiger. +Ich kann das nicht anders sehen. Das ist die Entwicklung seit +mindestens 20 Jahren. Aber wir habe nur noch 2 browser. Das ist +auch so ein Beispiel; Bei gopher kann ich ein Klienten, also ein +Zugriffsprogramm in 5 Minuten programmieren, in fast jeder +Programmiersprache. Bei web browser sind 3 Stück übrig geblieben, +weil es niemand in seiner Lebenszeit mehr schafft einen eigenen +web browser zu schreiben, das ist unmöglich bei diesen vielen +standards. M: Muss denn jeder alles immer wieder von Null aufbauen? +Müssen wir immer wieder das Rad neu erfinden? Ist es nicht auch +eine Möglichkeit, sozusagen auf den Schulten von Riesen zu stehen, +durch die wir großes erreichen können? Sonst würden wir ja immer +noch versuchen mit einfachsten Werkzeugen, die Probleme, die +eigentlich schon gelöst waren immer wieder neu zu lösen. C: Aber +das ist wieder das Argument von vorhin, wieso gopher nie die +Weltherrschaft übernehmen wird. Weil die Welt zu groß ist. Wir haben +einen Vorschlag, wie man es einfacher machen kann. Der wird manchmal +übernommen, manchmal nicht. Aber es geht darum, die Idee zu verbreiten: +Es geht einfacher! Es gibt genug da draußen einfache webseiten zu +machen, aber dieses absolute wir nie mehr klappen, dieses 'wir +machen alles gleich', weil das geht gar nicht. Aber da ist das +Gegenstück webbrowser: Wenn wir jetzt alle denselben webbrowser +verwenden, haben wir auch alle diesselbe Sicherheitslücke. Und genau +darum geht es: Bei Linux kann jeder sein eigenes System bauen und +dadurch ist man unabhängig. Das ist natürliche Selektion, wenn wir +alle gleich sind wird uns der gleiche Virus alle umbringen. M: Ihr +sagt ganz klar: Wir müssen das ausprobieren, wir müssen für eine +Vielfalt sorgen, wir müssen gucken, daß wir das wieder so gestalten, +wie wir das als Benutzer haben wollen und nicht unbedingt, wie große +Konzerne gerne webseite gestaltet haben wollen oder unsere Kommunikation +gestaltet sehen wollen. C: Die Konzerne können ja machen was sie +wollen, aber wenn sie sehen, dass die Leute unsere Sachen benutzen +weil sie Spass haben... Wie gerade bei Microsoft, die schwenken +gerade zu Linux um, weil Linux Spass macht und sie finden keine +Entwickler mehr, die Microsoft können. Deswegen implementiert gerade +Microsoft Linux als Subsystem und portiert Linux software. Weil es +niemanden gibt, der diese langweilige, schlecht zu benutzende +Microsoft Sache benutzen will. M: Ist das wirklich so? Ich hab +schon den Eindruck, daß im Industriebereich viel Software nur auf +Windows läuft, da gibt es keine Linux Implementierungen. Im +Gamerbereich, wenn wir an Computerspiele denken ist nach wie vor +die x68 Platform mit Windows das Werkzeug der Wahl. Auf anderen +Platformen, sieht es mit Spielen dann teilweise sehr dünn aus. C: +Das kommt auf den Blickwinkel an! Linux hat gewonnen, ganz einfach! +M: *lacht* C: Das Mobiltelefon: 90% ist Linux, es gibt ganze +Generationen in Afrika, die nur Handys benutzen. Das ist deren +einziges 'Desktop' Betriebssystem, mehr haben die nicht. Das sind +also alles Linux Nutzer. Industrie und Kommerzanwendungen sind +Nischen und die ändern sich ganz langsam, in 20-30 Jahren vielleicht. +Und genau darum geht es: Jetzt haben wir die Möglichkeit, wo es +keine Microsoftentwickler mehr gibt, die das auch mit Herz werden +wollen, es geht ja immer nur ums Herzblut, da haben wir Leute, die +alle auf Linux umschwenken. Microsoft macht docker, Microsoft will +selbst Linux abbilder in deren cloud bereitstellen. Linux hat +gewonnen. M: Du hast gesagt in manchen Ländern ist der desktop gar +nicht mehr so entscheidend, entscheidender ist das smartphone, so +ein Taschencomputer mit Telefonfunktion, stärker verbreitet. Siehst +du, daß das auch bei uns so kommen wir. Wird hier der laptop oder +auch der desktop PC eher durchs smartphone verdrängt? C: Das kann +ich ganz einfach sagen: Gestern war hier Dorffest bei uns und die +ganzen jungen Damen bei uns saßen auf einer Bank und haben mit ihrem +Handy gespielt. M: Okay... C: Also das ist ein Zeichen! M: Ich +sehe, du siehst ganz klar die Situation vor Dir.. Wie ist denn jetzt +bei Eurem Projekt gopher Einsatz, IRC, andere soziale Netzwerke. +Wie ist denn da die Verbreitung. Seht ihr, dass das auch international +wahrgenommen wird? Oder ist das jetzt auch eher so ein bischen ein +Feld, in dem sich Leute aus den Industrienationen versuchen. Wie +ist da so euer Eindruck? C: Das amerikanische, wo die ganzen älteren +Herren sind, die sich früher damit beschäftigt haben, aber es hat +auch eine große Verbreitung in Europa, ich habe gestern eine Karte +gesehen, wo die ganzen gopher server drauf waren: In Afrika waren +3, Japan hatte ein paar Punkte, Asien... die sind verteilt, es gibt +überall Interessenten. Ich kenne bei bitreich 2 Interessenten aus +Argentinien zum Beispiel. Wir sind international, das geht ja nicht +anders, wir müssen englisch reden, wir sind zu klein. M: Gibt es +da auch verfügbare clients auf smartphones um direkt auf gopher +zuzugreifen? C: Proxies sind die erste Lösung und das zweite ist +'overbite', wie überbiss, von Cameron Kaiser, ein amerikanischer +Entwickler. Er hat hier verschiedene Lösungen gebaut für firefox +und chromium. Das kann man über den webbrowser finden. Es gibt auch +grafische clients, die muss man aber selber kompilieren und das ist +nicht für den Einstieg geeignet. Das ist dann aber wieder dasselbe +wie am Desktop: Die Fortgeschrittenen Benutzer am Telefon haben +ihre Kommandozeile, wo jeden kommandozeilenklienten , es ist ja +linux, laufen lassen können. Dann hab ich das alles schon und die, +die aufs web spezialisiert sind, gehen auf ein proxy und haben damit +die Transparenz. Für jeden ist eine Möglichkeit für den Zugriff +vorhanden, die Kompatibilität ist gewahrt. M: Ich habt jetzt +demnächst Euer treffen, wo ihr Euch austauschen werdet, neue Ideen, +neue Konzepte. Die Sachen kann man bestimmt auch nachlesen und +nachhören, wenn man selber nicht teilnehmen kann. Also dass man +sich nachher auch noch einen Überblick verschaffen kann. Oder? C: +Ja es gibt Aufzeichnungen. Die Textfolien und die aufzeichnungen +wird verfügbar sein. M: Ja verfügbar sein ist das richtige Stichwort. +Ihr wisst ja auch, alle unsere Sendungen ABS Magazin könnt ihr auch +auf unserer webseite nachhören: absmagazin.de Da kann man dann immer +nochmal nachhören, wie das funktioniert hat. Außerdem gibt es dort +auch die Sendungsnotizen, die show notes, wo wir all die links, die +wir heute angesprochen haben auch noch mal bereitstellen, dass ihr +euch auch noch einmal schlau machen könnt. Ja, das war das ABS +Magazin für diese Woche. Ihr seht es gibt viele Möglichkeiten und +manche kann man davon auch sehr einfach selber nutzen, um unsere +Informationskanäle auch so zu gestalten, wie wir das auch selber +wollen. Schön, daß ihr dabei wart, schön, daß ihr zugehört habt! +Wir hören uns wieder nächste Woche um 16 Uhr bei radio-x, 91,8MHz +eurem frankfurter Bürgerradio. Also bis dann!