Alice Ann Laidlaw kam 1931 in Wingham in Ontario zur Welt, wo sie den Großteil ihrer Kindheit verbrachte. Ihr Vater war Fuchsfarmer, die Mutter Lehrerin. Die junge Alice war eine ausgezeichnete Schülerin und bekam ein Stipendium für ein Studium an der University of Western Ontario, wo sie sich im Fach Journalismus einschrieb - als Vertuschung ihrer wahren Bestrebungen hin zur Literatur, wie sie später bekannte. Noch als Studentin gelang es ihr, eine Geschichte über eine einsame Lehrkraft an den Sender CBC Radio zu verkaufen. Mit ihrem ersten Mann, James Munro, den sie mit 20 Jahren geheiratet hatte, ließ sich Munro in Vancouver nieder. Sie bekam vier Kinder und schrieb während der Hausarbeit. Mehrere Literaturmagazine druckten ihre Geschichten, irgendwann wurde auch der Verlag Ryerson Press auf sie aufmerksam. Ihr Erstlingswerk "Dance of the Happy Shades" erschien 1968. Ein Jahr später gewann Alice Munro einen Preis des kanadischen Generalgouverneurs und wurde mit einem Schlag landesweit bekannt - und zu einem Phänomen. Oft erschienen Munros Kurzgeschichten später zuerst im renommierten US-Magazin "The New Yorker". Ihr Prosastil wurde als klar und direkt beschrieben, ihr Ton als nüchtern, doch legten die Handlungen ihrer Erzählungen Abgründe in unendliche Widrigkeiten und Enttäuschungen des Lebens offen: zerrüttete Ehen, gewaltsame Todesfälle, Wahn und unerfüllte oder nie gewagte Träume. Anfang der 1970er Jahre verließ Munro ihren Ehemann James. Später stellte sie fest, dass sie damals "nicht bereit gewesen war, die unterwürfige Frau zu sein". Ihre Landsfrau Margaret Atwood, selbst eine Erfolgsautorin, würdigte Alice Munro im "Guardian" 2013 als Pionierin für Frauen und Kanadier. Von der Fachwelt wurde sie in eine Reihe mit Schriftstellern wie Anton Tschechow gestellt, Autoren wie Jonathan Franzen und John Updike verehrten sie. Munro war die erste Person aus Kanada, die den Literaturnobelpreis zuerkannt bekam. Die Nobelpreis-Akademie begründete die Ehrung im Jahr 2013 mit ihrer Fähigkeit, "die gesamte epische Komplexität eines Romans in nur wenigen kurzen Seiten unterzubringen". .