Nachricht von dem vesten Schloss Connowedit. ============================================ Das Schloß Connowedit, hat in alten Zeiten zwischen Caporn und Maargen und zwar, ohngefehr 300 Schritte von letzterem Vorwerke, (welches in alten Zeiten Vorwerk Marien genannt worden ist,) deicht am frischen Haff, am Walde, auf einem hohen Berge, der wie eine Zunge in das Haff hereingegangen und an der Wasser-Seite ganz steil gewesen ist, gestanden (1). Man findet auch den Namen dieses Schlosses an eben diesem Orte in einer ganz alten Land-Carte, betitelt: Die Ge- stalt und Gelegenheit des Landes Preussen, wie dasselbe zu der Zeit, da es die alte heyd- nische Preussen bewohnt hatten, ehe denn es von den deutschen Ordens-Brüdern be- stritten und bebauet worden ist; doch wird dieses Schloß in dieser Carte Connobedit benannt. Es ist also dieses Schloß schon zu heydnischen Zeiten vorhanden gewesen, mithin muß solches in ganz al- ten Zeiten schon erbauet worden seyn. Zu Zeiten dieses Schlosses, welches Martin Golin, als Befehlshaber und Beschützer vom Or- den inne gehabt hat, sind die beyden Oerter Ca- porn und Maargen noch nicht angebauet gewe- sen, sondern dieses kleine, und zu damaligen Zeiten veste Schloß, ist von der Landseite, mit einem gros- sen starken Walde von hohen Bäumen, umgeben gewesen, wovon noch ein Theil des Waldes, jedoch nur von mittelmäßigem Holze und Strauch übrig ist. Der Berg ist von der Landseite nach dem Haffe wärts immer allmählig höher gegangen, und kann an die 50 Fuß, von dem Wasser-Stande des Haf- fes hoch gewesen seyn, weil der gegenwärtig übrig gebliebene und noch vorhandene Theil des Berges an gegenwärtigen Zelten gemessen, noch 42 Fuß und drüber senkrecht hoch befunden ist. Nach dieser La- ge, hat man also aus dem Schlosse Connowedit an diesem Orte das ganze Haff, so weit das Auge tragen kann, übersehen können, und ist das Schloß eine kleine Veste und würkliher Schlüssel zu dem Eingange in den Pregel gewesen; wozu in folgen- den Zeiten, unter dem Hochmeister von Sanger- hausen, die Erbauung des Schlosses Branden- burg, durch Marggrafen Otten von Brandenburg, AO. 1266. dazu gekommen ist, welches Branden- burg schrege über Haff auf der Natangenschen Seite gelegen, umd Connowedit auf der Sam- ländischen Seite befindlich gewesen ist. Der größeste Theil dieses spitzen steilen hohen Berges selbst, wo das Schloß Connowedit ge- standen hat, ist nach und nach durch eine Reihe von ansehnlichen vielen Jahren, von denen Wellen des Haffes bey Stürmen und Eisgängen abgeschlagen, die Menge von Erde nach und nach herunter ge- stürzt, und durch das Wasser verflächt worden, so daß nunmehro weiter nichts als ein kleiner Theil von diesem Berge, und zwar ein Stück des alten Be- gräbniß-Berges, übrig ist, woselbsten zuweilen noch gegenwärtig einige Urnen, oder Todten-Aschen- Töpfe, und mit denenselben alte Spieße, Messer, Ringe, Stücke von Reitzeuge, u.a. Dinge mehr, die man in alten heydnischen Zeiten denen Todten mitzugeben und sie damit zu verbrennen und zu ver- scharren pfleget, entdecket und ausgegraben wer- den (2). Es sind demnächst noch Kennzeichen von einigen Lauf-Graben und Wallungen übrig, auch 2 spitzige kleine Berge, die entweder zur Vorpost und Wache, sonsten auch als Eisgruben, u.s.w. haben gebrauchet werden können, vorhanden. Das nach und nach erfolgte Abstürzen des ho- hen Berges, kann aller Wahrscheinlichkeit nach Ge- legenheit zum Abbrechen des Schlosses gegeben ha- ben; inzwischen ist aus der alten Geschichte noch nicht ausfündig zu machen, in welchen Zeiten dieses eigent- lich geschehen seyn kann. Wenn das Wasser im- frischen Haff ganz niedrig ist; so kann man noch ei- ne Menge von Fundament-Steine dieses ehemali- gen Schlosses, die von oben herunter ins Haff ge- stürzet sind, ganz deutlich entdecken, auch einiger- maassen den Raum des Schlosses, welches es ein- genommen haben kann, hiedurch bestimmen. Dieser Ort, muß in ganz alten heydnischen Zei- ten, schon ein ständiger Begräbniß-Ort gewesen seyn. Denn in der altpreußischen Sprache heissen Capernen, Gräber, oder Begräbniß-Oerter; in welchen noch, Asche, Knochen, in Urnen (oder Aschen-Todten-Töpfe), nebst demjenigen, so man denen Todten mitzugeben pfleget, auf Bergen und in Hügel, theils in Leimen gemauert, theils mit Feldsteinen befliehen und ausgesetzet , heut zu Tage gefunden werden. Hievon ist denn der Name des Orts, vom Vor- werk und Dorfe Caporn und des gegenwärtigen ganzen Amts Caporn entstanden. * * * * * * * * * Mit diesen im Zusammenhange, von der Vier Brüder-Säule in der Capornschen Heyde und dem alten vormaligen Schlosse Connowedit, überliefer- ten gegründeten historishen Nachrichten, wünsche ich die resp. Leser dieser Abhandlung, auch Freunde und Liebhaber der alten Geschichte Preussens, gehörig zu befriedigen. (1) Connowedit, soll eines Edelmanns Schloß, auf Samland gegen Branden- burg über, gewesen seyn, dafür die Erm- länder, so es stürmeten, vom Orden ge- schlagen wurden, ihr Hauptmann Glappo (AO. 1274.) gefangen und zu Königsberg für St. Ni- kolas Thor an einer Eichen gehangen, da- von der Berg noch, der Glappenberg genannt wird. Die Stäte hat lange wüste gelegen, ist aber nun wiederum bebauet worden. Es wird auch derselbige Berg der Rollberg geheissen x. Vid. Casp. Zenneberger Erklärung der Preußischen größeren Landschaften oder Mappen de AO. 1595. Pag. 58 et 43. Ebendaselbst wird das Schloß Connowedit eine Burg genannt. Item, Casp. Schützen Historia Rerum Prussicarum, oder wahrhafte Beschreibung der Lande Preussen x. de 1599. Pag. 38½. (2) Ein heydnisches Opfermesser, ohnversehrt, nur daß der Haft verrottet ist; ein alt preuß. Ring, wie mit grünem Lack überzogen und eine kleine arabische Münze, habe ich selbst mit einer Urne an diesem Orte ausgegraben. Herr L. v. T: nh: m. Ein kleines niedliches Glöck- chen von feiner Composition, ebendaselbst. .