E-1 Der erste Brief des Petrus Der Verfasser dieses Briefs ist nach 1,1 der Apostel Petrus. Er spricht zu den Aeltesten der Gemeinde als "Mit-Aeltester" und "Zeuge der Leiden Christi" (5,1). Er schreibt seinen Brief aus Babylon (5,13), womit nur Rom gemeint sein kann, "durch den Bruder Silvanus". Bei ihm befindet sich auch Markus (5,12-13); damit ist wohl Johannes Markus gemeint, den Petrus von Jerusalem her kannte (Apg 12,12). Silvanus, auch Silas genannt, war ein angesehener Mann in der Gemeinde von Jerusalem und gehoerte zu der Abordnung, die von dort nach Antiochia geschickt wurde (Apg 15,22). Er war ein urchristlicher Prophet (Apg 15,32). Paulus nahm ihn als Begleiter bei der zweiten Missionsreise mit (Apg 15,40; vgl. 18,5). E-2 Nach altkirchlicher Ueberlieferung wurde der 1. Petrusbrief kurz vor dem Tod des Apostels (64 oder 67 n. Chr.) unter Kaiser Nero geschrieben. Gegen eine Verfasserschaft des Petrus erheben sich zwar einige Bedenken aufgrund des guten griechischen Stils und der vielen Gemeinsamkeiten zwischen dem 1. Petrusbrief und den Paulusbriefen; auch kann zur Zeit Neros noch nicht gesagt werden, dass die Christen in der ganzen Welt verfolgt werden (5,9). Die Einwaende gegen die Verfasserschaft des Petrus verlieren zum Teil aber an Gewicht, wenn Silvanus nicht nur der Schreiber war, dem Petrus diktierte, sondern dessen "Sekretaer", der mit einer gewissen Selbstaendigkeit im Auftrag des Petrus schrieb. Eine sichere Entscheidung ist nicht moeglich. E-3 Der Brief richtet sich "an die Auserwaehlten, die als Fremde in Pontus, Galatien, Kappadozien, in der Provinz Asien und Bithynien in der Zerstreuung leben" (1,1), also an Gemeinden im noerdlichen und westlichen Kleinasien. Die Empfaenger des Briefs sind vorwiegend Heidenchristen; sie leben "in der Zerstreuung", weil sie als Christen in der Welt fremd und heimatlos sind (vgl. 1,17). Das Fremdsein der "Auserwaehlten" in der Welt tritt in einer Zeit der Verfolgung staerker ins Bewusstsein. Um so notwendiger ist es fuer die Christen, ihre besondere Stellung und ihre Sendung in Staat und Gesellschaft zu begreifen (vgl. 2,11 - 4,11). Diese Weisungen schoepfen aus einer bereits gefestigten christlichen Ueberlieferung. E-4 Der Brief will (vgl. 5,12) die Empfaenger ermahnen, dem Glauben treu zu bleiben, und ihnen bezeugen, dass sie als Getaufte dazu berufen sind, am Leidensweg Jesu und dann auch an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Auf Taufe und Kreuz wird immer wieder hingewiesen, so dass manche Ausleger vermuten, dem Brief liege, vor allem in dem Abschnitt 1,3 - 4,11, eine urchristliche Taufansprache zugrunde. 1:1 Anschrift und Gruss: 1,1-2 Petrus, Apostel Jesu Christi, an die Auserwaehlten, die als Fremde in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien in der Zerstreuung leben, [Jak 1,1 in der Zerstreuung: vgl. die Einleitung zum Jakobusbrief und zum 1. Petrusbrief.] 1:2 von Gott, dem Vater, von jeher ausersehen und durch den Geist geheiligt, um Jesus Christus gehorsam zu sein und mit seinem Blut besprengt zu werden. Gnade sei mit euch und Friede in Fuelle. [Hebr 12,24] 1:3 Ziel und Weg des Glaubens: 1,3 - 2,10 Das Ziel des Glaubens: 1,3-12 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns in seinem grossen Erbarmen neu geboren, damit wir durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten eine lebendige Hoffnung haben [Eph 1,3] 1:4 und das unzerstoerbare, makellose und unvergaengliche Erbe empfangen, das im Himmel fuer euch aufbewahrt ist. 1:5 Gottes Macht behuetet euch durch den Glauben, damit ihr das Heil erlangt, das am Ende der Zeit offenbart werden soll. [Das "Ende der Zeit" hat mit dem Kommen Jesu begonnen (vgl. V. 20); es wird sich vollenden bei der "Offenbarung Jesu Christi" (1,7.13), bei seiner Wiederkunft am Ende der Tage.] 1:6 Deshalb seid ihr voll Freude, obwohl ihr jetzt vielleicht kurze Zeit unter mancherlei Pruefungen leiden muesst. [(6f) Jak 1,2-4] 1:7 Dadurch soll sich euer Glaube bewaehren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als Gold, das im Feuer geprueft wurde und doch vergaenglich ist. So wird (eurem Glauben) Lob, Herrlichkeit und Ehre zuteil bei der Offenbarung Jesu Christi. 1:8 Ihn habt ihr nicht gesehen, und dennoch liebt ihr ihn; ihr seht ihn auch jetzt nicht; aber ihr glaubt an ihn und jubelt in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklaerter Freude, 1:9 da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet: euer Heil. 1:10 Nach diesem Heil haben die Propheten gesucht und geforscht, und sie haben ueber die Gnade geweissagt, die fuer euch bestimmt ist. 1:11 Sie haben nachgeforscht, auf welche Zeit und welche Umstaende der in ihnen wirkende Geist Christi hindeute, der die Leiden Christi und die darauf folgende Herrlichkeit im voraus bezeugte. [Dan 12,6-13; Ps 22; Jes 53; Hab 2,3] 1:12 Den Propheten wurde offenbart, dass sie damit nicht sich selbst, sondern euch dienten; und jetzt ist euch dies alles von denen verkuendet worden, die euch in der Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes das Evangelium gebracht haben. Das alles zu sehen ist sogar das Verlangen der Engel. 1:13 Der Weg zum Glauben: 1,13-25 Deshalb umguertet euch, und macht euch bereit! Seid nuechtern, und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch bei der Offenbarung Jesu Christi geschenkt wird. [umguertet euch, woertlich: umguertet die Lenden eures Geistes.] 1:14 Seid gehorsame Kinder, und lasst euch nicht mehr von euren Begierden treiben wie frueher, in der Zeit eurer Unwissenheit. [Eph 4,17-22 "Unwissenheit" bezeichnet die vorchristliche Daseinsweise der Adressaten (vgl. Apg 17,30).] 1:15 Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden. 1:16 Denn es heisst in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig. [Lev 19,2] 1:17 Und wenn ihr den als Vater anruft, der jeden ohne Ansehen der Person nach seinem Tun beurteilt, dann fuehrt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht. [Mt 6,9; Lk 11,2; Gal 4,6; Roem 8,15; Mt 5,48; Lk 6,36] 1:18 Ihr wisst, dass ihr aus eurer sinnlosen, von den Vaetern ererbten Lebensweise nicht um einen vergaenglichen Preis losgekauft wurdet, nicht um Silber oder Gold, [Jes 52,3 18-21: In diesem Abschnitt sind Wendungen der urchristlichen Bekenntnisueberlieferung aufgenommen. - V. 18 zeigt, dass der Brief vorwiegend an Heidenchristen gerichtet ist; zu Judenchristen koennte der Verfasser so nicht reden (vgl. auch 4,3).] 1:19 sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel. [Joh 1,36; Offb 5,6.9] 1:20 Er war schon vor der Erschaffung der Welt dazu ausersehen, und euretwegen ist er am Ende der Zeiten erschienen. 1:21 Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, so dass ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen koennt. 1:22 Der Wahrheit gehorsam, habt ihr euer Herz rein gemacht fuer eine aufrichtige Bruderliebe; darum hoert nicht auf, einander von Herzen zu lieben. 1:23 Ihr seid neu geboren worden, nicht aus vergaenglichem, sondern aus unvergaenglichem Samen: aus Gottes Wort, das lebt und das bleibt. [Hier und in 2,2 werden die Leser an ihre Taufe erinnert.] 1:24 Denn alles Sterbliche ist wie Gras, und all seine Schoenheit ist wie die Blume im Gras. Das Gras verdorrt, und die Blume verwelkt; [Jes 40,6-8 G] 1:25 doch das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Dieses Wort ist das Evangelium, das euch verkuendet worden ist. 2:1 Jesus Christus, der lebendige Stein: 2,1-10 Legt also alle Bosheit ab, alle Falschheit und Heuchelei, allen Neid und alle Verleumdung. 2:2 Verlangt, gleichsam als neugeborene Kinder, nach der unverfaelschten, geistigen Milch, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt. 2:3 Denn ihr habt erfahren, wie guetig der Herr ist. [Ps 34,9] 2:4 Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwaehlt und geehrt worden ist. [Jes 28,16 G] 2:5 Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen. 2:6 Denn es heisst in der Schrift: Seht her, ich lege in Zion einen auserwaehlten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. [Jes 28,16 G] 2:7 Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Fuer jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, [Ps 118,22; Apg 4,11; Jes 8,14] 2:8 zum Stein, an den man anstoesst, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stossen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt. 2:9 Ihr aber seid ein auserwaehltes Geschlecht, eine koenigliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit ihr die grossen Taten dessen verkuendet, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. [Ex 19,5f G; 23,22 G; Jes 43,20f Der Vers ist die grundlegende neutestamentliche Stelle ueber das Priestertum aller Glaeubigen.] 2:10 Einst wart ihr nicht sein Volk, jetzt aber seid ihr Gottes Volk; einst gab es fuer euch kein Erbarmen, jetzt aber habt ihr Erbarmen gefunden. [Hos 1,6.9; 2,3.25] 2:11 Christliches Leben in Familie und Gesellschaft: 2,11 - 4,11 Der Christ im Staat: 2,11-17 Liebe Brueder, da ihr Fremde und Gaeste seid in dieser Welt, ermahne ich euch: Gebt den irdischen Begierden nicht nach, die gegen die Seele kaempfen. [Ps 39,13; 119,19] 2:12 Fuehrt unter den Heiden ein rechtschaffenes Leben, damit sie, die euch jetzt als Uebeltaeter verleumden, durch eure guten Taten zur Einsicht kommen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung. [Tag der Heimsuchung: Tag der Gnade, der Bekehrung (Lk 1,68; 19,44); auch: Tag des Gerichts (Jes 10,3).] 2:13 Unterwerft euch um des Herrn willen jeder menschlichen Ordnung: dem Kaiser, weil er ueber allen steht, [(13-17) Roem 13,1-7; Tit 3,1 jeder menschlichen Ordnung, woertlich: jedem menschlichen Geschoepf.] 2:14 den Statthaltern, weil sie von ihm entsandt sind, um die zu bestrafen, die Boeses tun, und die auszuzeichnen, die Gutes tun. 2:15 Denn es ist der Wille Gottes, dass ihr durch eure guten Taten die Unwissenheit unverstaendiger Menschen zum Schweigen bringt. 2:16 Handelt als Freie, aber nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel fuer das Boese nehmen, sondern wie Knechte Gottes. 2:17 Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brueder, fuerchtet Gott, und ehrt den Kaiser! [Spr 24,21; Roem 12,10] 2:18 Die Sklaven in der Nachfolge Christi: 2,18-25 Ihr Sklaven, ordnet euch in aller Ehrfurcht euren Herren unter, nicht nur den guten und freundlichen, sondern auch den launenhaften. [Kol 3,22f; Tit 2,9f] 2:19 Denn es ist eine Gnade, wenn jemand deswegen Kraenkungen ertraegt und zu Unrecht leidet, weil er sich in seinem Gewissen nach Gott richtet. 2:20 Ist es vielleicht etwas Besonderes, wenn ihr wegen einer Verfehlung Schlaege erduldet? Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. 2:21 Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat fuer euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. [Mk 8,34; Lk 9,23; Mt 10,25; Phil 2,5] 2:22 Er hat keine Suende begangen, und in seinem Mund war kein truegerisches Wort. [Jes 53,9 22-25: Der Verfasser greift hier auf ein urchristliches Bekenntnis zurueck (vgl. 1,18-21), das in Anlehnung an Jes 53 formuliert ist.] 2:23 Er wurde geschmaeht, schmaehte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern ueberliess seine Sache dem gerechten Richter. 2:24 Er hat unsere Suenden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien fuer die Suenden und fuer die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. [Jes 53,11f; Jes 53,5f Woertlich: auf das Holz hinaufgetragen; vgl. Apg 5,30; Gal 3,13.] 2:25 Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen. [Christus wird als Hirt und Bischof bezeichnet; das Wort fuer "Bischof" (Hueter) ist in der Kirche frueh zum Amtstitel geworden; vgl. die Anmerkung zu 1 Tim 3,1.] 3:1 Frauen und Maenner in der Ehe: 3,1-7 Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Maennern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, [Tit 2,3-5 1-7: Vgl 1 Kor 7,12-16; die Ehe gehoert zur Schoepfungsordnung; sie wird durch die Erloesung nicht aufgehoben, sondern geheiligt.] 3:2 wenn sie sehen, wie ehrfuerchtig und rein ihr lebt. 3:3 Nicht auf aeusseren Schmuck sollt ihr Wert legen, auf Haartracht, Gold und praechtige Kleider, 3:4 sondern was im Herzen verborgen ist, das sei euer unvergaenglicher Schmuck: ein sanftes und ruhiges Wesen. Das ist wertvoll in Gottes Augen. 3:5 So haben sich einst auch die heiligen Frauen geschmueckt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten: Sie ordneten sich ihren Maennern unter. 3:6 Sara gehorchte Abraham und nannte ihn ihren Herrn. Ihre Kinder seid ihr geworden, wenn ihr recht handelt und euch vor keiner Einschuechterung fuerchtet. [Gen 18,12; Spr 3,25] 3:7 Ebenso sollt ihr Maenner im Umgang mit euren Frauen ruecksichtsvoll sein, denn sie sind der schwaechere Teil; ehrt sie, denn auch sie sind Erben der Gnade des Lebens. So wird euren Gebeten nichts mehr im Weg stehen. [Eph 5,25.28] 3:8 Aufruf zur Eintracht: 3,8-12 Endlich aber: seid alle eines Sinnes, voll Mitgefuehl und bruederlicher Liebe, seid barmherzig und demuetig! [Roem 12,5; Eph 4,2f] 3:9 Vergeltet nicht Boeses mit Boesem noch Kraenkung mit Kraenkung! Statt dessen segnet; denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erlangen. 3:10 Es heisst naemlich: Wer das Leben liebt und gute Tage zu sehen wuenscht, der bewahre seine Zunge vor Boesem und seine Lippen vor falscher Rede. [(10-12) Ps 34,13-17] 3:11 Er meide das Boese und tue das Gute; er suche Frieden und jage ihm nach. 3:12 Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten, und seine Ohren hoeren ihr Flehen; aber das Antlitz des Herrn richtet sich gegen die Boesen. 3:13 Rechtes Verhalten in der Welt: 3,13 - 4,11 Und wer wird euch Boeses zufuegen, wenn ihr euch voll Eifer um das Gute bemueht? 3:14 Aber auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden muesst, seid ihr seligzupreisen. Fuerchtet euch nicht vor ihnen, und lasst euch nicht erschrecken , [Mt 5,10f; Jes 8,12f] 3:15 sondern haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfuellt; 3:16 aber antwortet bescheiden und ehrfuerchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus ein rechtschaffenes Leben fuehrt, sich wegen ihrer Verleumdungen schaemen muessen. 3:17 Es ist besser, fuer gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als fuer boese. 3:18 Denn auch Christus ist der Suenden wegen ein einziges Mal gestorben, er, der Gerechte, fuer die Ungerechten, um euch zu Gott hinzufuehren; dem Fleisch nach wurde er getoetet, dem Geist nach lebendig gemacht. [Roem 6,10; Eph 2,18; Hebr 9,27f; 10,10; Roem 1,4 18.22: Erneut wird urchristliche Bekenntnisueberlieferung zitiert (vgl. 1,18-21; 2,22-25).] 3:19 So ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefaengnis waren, und hat ihnen gepredigt. [19-20: Die Ueberlieferung, dass Christus in das Reich des Todes hinabgestiegen sei und dort gepredigt habe, erscheint im Neuen Testament nur hier.] 3:20 Diese waren einst ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs geduldig wartete, waehrend die Arche gebaut wurde; in ihr wurden nur wenige, naemlich acht Menschen, durch das Wasser gerettet. [Gen 6,8-7,7; 2 Petr 2,4f] 3:21 Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch rettet. Sie dient nicht dazu, den Koerper von Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine Bitte an Gott um ein reines Gewissen aufgrund der Auferstehung Jesu Christi, 3:22 der in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur Rechten Gottes, und Engel, Gewalten und Maechte sind ihm unterworfen. [Eph 1,20f] 4:1 Da Christus im Fleisch gelitten hat, wappnet auch ihr euch mit diesem Gedanken: Wer im Fleisch gelitten hat, fuer den hat die Suende ein Ende. [Roem 6,10; Gal 5,24] 4:2 Darum richtet euch, solange ihr noch auf Erden lebt, nicht mehr nach den menschlichen Begierden, sondern nach dem Willen Gottes! 4:3 Denn lange genug habt ihr in der vergangenen Zeit das heidnische Treiben mitgemacht und habt ein ausschweifendes Leben voller Begierden gefuehrt, habt getrunken, geprasst, gezecht und unerlaubten Goetzenkult getrieben. [Eph 2,2f; Tit 3,3] 4:4 Jetzt erregt es ihren Unwillen, und sie laestern, weil ihr euch nicht mehr in diesen Strudel der Leidenschaften hineinreissen lasst. 4:5 Aber sie werden vor dem Rechenschaft ablegen muessen, der schon bereitsteht, um die Lebenden und die Toten zu richten. [Apg 10,42; 2 Tim 4,1] 4:6 Denn auch Toten ist das Evangelium dazu verkuendet worden, dass sie wie Menschen gerichtet werden im Fleisch, aber wie Gott das Leben haben im Geist. 4:7 Das Ende aller Dinge ist nahe. Seid also besonnen und nuechtern, und betet! [Roem 13,11f; 1 Kor 7,29 Das "Ende aller Dinge" und das Ziel der Geschichte ist die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes am Tag Christi (vgl. die Anmerkung zu 1,5).] 4:8 Vor allem haltet fest an der Liebe zueinander; denn die Liebe deckt viele Suenden zu. [Spr 10,12; Jak 5,20] 4:9 Seid untereinander gastfreundlich, ohne zu murren. 4:10 Dient einander als gute Verwalter der vielfaeltigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat. [Roem 12,6-8; 1 Kor 12,11] 4:11 Wer redet, der rede mit den Worten, die Gott ihm gibt; wer dient, der diene aus der Kraft, die Gott verleiht. So wird in allem Gott verherrlicht durch Jesus Christus. Sein ist die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. [Jud 25] 4:12 Abschliessende Mahnungen: 4,12 - 5,11 Ausdauer in der Pruefung: 4,12-19 Liebe Brueder, lasst euch durch die Feuersglut, die zu eurer Pruefung ueber euch gekommen ist, nicht verwirren, als ob euch etwas Ungewoehnliches zustosse. 4:13 Statt dessen freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so koennt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln. [Apg 5,41] 4:14 Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch. [Mt 5,11f; Jes 11,2] 4:15 Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Moerder oder ein Dieb ist, weil er Boeses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. 4:16 Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schaemen, sondern Gott verherrlichen, indem er sich zu diesem Namen bekennt. [Die Bezeichnung "Christ" kommt im Neuen Testament sonst nur noch in Apg 11,26 und 26,28 vor. Sie ist den an Christus Glaubenden wohl von Nichtchristen beigelegt worden.] 4:17 Denn jetzt ist die Zeit, in der das Gericht beim Haus Gottes beginnt; wenn es aber bei uns anfaengt, wie wird dann das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht gehorchen? 4:18 Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo wird man dann die Frevler und Suender finden? [Spr 11,31 G] 4:19 Darum sollen alle, die nach dem Willen Gottes leiden muessen, Gutes tun und dadurch ihr Leben dem treuen Schoepfer anbefehlen. 5:1 Hirt und Herde: 5,1-11 Eure Aeltesten ermahne ich, da ich ein Aeltester bin wie sie und ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird: [Eure Aeltesten: die Vorsteher der Gemeinde.] 5:2 Sorgt als Hirten fuer die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; [Apg 20,28] 5:3 seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder fuer die Herde! [Phil 3,17; Tit 2,7 eurer Gemeinden, woertlich: eurer Anteile.] 5:4 Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen. 5:5 Sodann, ihr Juengeren: ordnet euch den Aeltesten unter! Alle aber begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demuetigen aber schenkt er seine Gnade. [Spr 3,34 G; Jak 4,6 Woertlich: Alle aber bekleidet euch (im Umgang) miteinander mit Demut.] 5:6 Beugt euch also in Demut unter die maechtige Hand Gottes, damit er euch erhoeht, wenn die Zeit gekommen ist. 5:7 Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kuemmert sich um euch. [Ps 55,23] 5:8 Seid nuechtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein bruellender Loewe umher und sucht, wen er verschlingen kann. [Ps 22,14] 5:9 Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens! Wisst, dass eure Brueder in der ganzen Welt die gleichen Leiden ertragen muessen! [Jak 4,7] 5:10 Der Gott aller Gnade aber, der euch in (der Gemeinschaft mit) Christus zu seiner ewigen Herrlichkeit berufen hat, wird euch, die ihr kurze Zeit leiden muesst, wiederaufrichten, staerken, kraeftigen und auf festen Grund stellen. [1 Thess 2,12] 5:11 Sein ist die Macht in Ewigkeit. Amen. 5:12 Der Schluss des Briefes: Gruesse und Segenswunsch: 5,12-14 Durch den Bruder Silvanus, den ich fuer treu halte, habe ich euch kurz geschrieben; ich habe euch ermahnt und habe bezeugt, dass dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr stehen sollt. [Apg 15,22; 16,19; 17,4; 18,5; 2 Kor 1,19; 1 Thess 1,1; 2 Thess 1,1 12f: Silvanus und Markus: vgl. die Einleitung zum 1. Petrusbrief. - Das heidnische Rom gilt dem Verfasser als das neue "Babylon".] 5:13 Es gruessen euch die Mitauserwaehlten in Babylon und mein Sohn Markus. [Apg 12,12.25; 15,37.39; Kol 4,10; 2 Tim 4,11; Phlm 24 die Mitauserwaehlten, woertlich: die mitauserwaehlte (Gemeinde).] 5:14 Gruesst einander mit dem Kuss der Liebe! Friede sei mit euch allen, die ihr in (der Gemeinschaft mit) Christus seid.