E-1 Das Buch Exodus Das Buch Exodus ist vom Buch Genesis deutlich abgehoben. Es schildert die weiteren Schicksale der Nachkommen Jakobs, die in Aegypten zu einem grossen Volk werden. Das Buch traegt in der griechischen und lateinischen Bibel den Namen Exodus, das heisst "Auszug", weil die Schilderung des Auszugs der Israeliten aus Aegypten unter Fuehrung des Mose wesentlicher Bestandteil dieses Buches ist. Bei den Juden heisst das Buch nach den Anfangsworten Elle Schemot (Das sind die Namen). Die Darstellung reicht von der Volkwerdung Israels in Aegypten bis zu den Ereignissen am Sinai. Da aber die erzarhlenden Teile durch Gesetzestexte und Anordnungen ueber die Errichtung des Heiligtums sowie Berichte ueber die Ausfuehrung dieser Anordnungen unterbrochen werden, ist die Gliederung nicht so durchsichtig wie im Buch Genesis. E-2 Man kann den Inhalt folgendermassen gliedern: Volkwerdung und Fronknechtschaft in Aegypten (Kap. 1); Jugend und Flucht des Mose (Kap. 2); Berufung des Mose und seine Rueckkehr nach Aegypten (Kap. 3 und 4); Verhandlungen mit dem Pharao, die aegyptischen Plagen (Kap. 5 - 11); die Feier des Pascha und die Vorbereitungen fuer den Auszug (12,1 - 13,16); Auszug und Rettung am Schilfmeer (13,17 - 15,21); Wanderung zum Sinai (15,22 - 19,2); Bundesschluss am Sinai (19,3 - 24,18; hier sind eingearbeitet die Zehn Gebote 20,1-17 und das sogenannte Bundesbuch Kap. 21 - 23); Anordnungen ueber Bundeslade, Zeltheiligtum und Priesterschaft (Kap. 25 - 31); der Bundesbruch und seine Folgen (Kap. 32 - 34); die Ausfuehrung der Anordnungen ueber Bundeslade und Heiligtum (Kap. 35 - 40). E-3 In der Geschichtsdarstellung lassen sich die gleichen literarischen Schichten feststellen wie in Genesis (vgl. die Einleitung zu Genesis). Dazu kommen umfangreiche Gesetze, von denen die Zehn Gebote, das sogenannte Bundesbuch und die Vorschriften in 34,11-26 einst selbstaendige kleine Gesetzbuecher waren. Sie alle koennen in ihrem Kern auf die Zeit des Mose (13. Jahrhundert v. Chr.) zurueckgehen. Auch ist ein laengeres Lied aufgenommen, das die Rettungstat Gottes am Schilfmeer verherrlicht (15,1-18). E-4 Der Auszug aus Aegypten wird heute allgemein in die zweite Haelfte des 13. Jahrhunderts v. Chr. datiert. Da wir ueber diese Ereignisse keine ausserbiblischen Quellen besitzen und ausserdem die Texte erst nach langer muendlicher Ueberlieferung Jahrhunderte nach den Ereignissen ihre heutige Gestalt erhalten haben, koennen wir den genauen geschichtlichen Hergang nur schwer feststellen. Der wesentliche Verlauf, wie die Knechtschaft in Aegypten, der Auszug unter der Fuehrung des Mose, die Rettung am Schilfmeer, der Bundesschluss am Sinai durch Mose als Mittler zwischen Volk und Gott und die Anfaenge einer israelitischen Gesetzgebung duerften aber zuverlaessig wiedergegeben sein. E-5 Das Buch ist von grosser theologischer Bedeutung wegen der Aussagen ueber die Erloesung aus Knechtschaft durch das rettende Eingreifen Gottes, ueber den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel, ueber Mose als den Fuehrer des Volkes, den Mittler des Bundes und auch den grossen Fuerbitter, der Gottes Zorn nach dem Bundesbruch Israels durch sein Eintreten fuer das Volk besaenftigt. An den grossen Jahresfesten Pascha, Pfingsten und Laubhuettenfest wurden die in Exodus geschilderten Ereignisse im Gottesdienst Israels vergegenwaertigt. Sie werden im Christentum als Vorwegnahme und Bilder fuer die Erloesung durch Jesus Christus verstanden. Die Zehn Gebote haben die Ethik der Kulturvoelker massgeblich gepraegt.