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       # taz.de -- Nächtliche Versorgung
       
       > ■ Neues Projekt soll ab November Obdachlosen über den Winter helfen
       
       In kalten Winternächten wird auf Hamburgs Straßen künftig ein
       „Mitternachtsbus“ unterwegs sein. Losgeschickt wird er vom Diakonischen
       Werk Hamburg, das damit Wohnungslosen durch die eisige Zeit helfen möchte.
       „Der Bus soll die bekannten Schlafplätze von Obdachlosen anfahren, warme
       Getränke, Schlafsäcke, Isomatten und Kleidung verteilen“ erläutert
       Diakonie-Landespastor Stephan Reimers seine neuesten Pläne. Die Obdachlosen
       können sich auch selbst transportieren lassen: Der Bus fährt sie zu freien
       Schlafplätzen in Wohncontainern.
       
       Initiator Reimers gehörte 1993 zu den Gründern der Obdachlosenzeitung „Hinz
       & Kuntz“. Da dieser Tag „den Anfang unseres Engagements für Obdachlose
       markiert“ wie Reimers sagt, startet der „Mitternachtsbus“ erstmals zum
       „Hinz & Kuntz“-Geburtstag am 6. November. Von da an wird er jede Woche vier
       Mal, in Frostnächten auch häufiger, durch Hamburg kurven.
       
       Finanziert wird der „Mitternachtsbus“ vom „Hamburger Spendenparlament“.
       Insgesamt 40 Mitglieder engagieren sich nach Angaben Reimers dafür,
       darunter ÄrztInnen und Krankenschwestern. „Jeweils zwei ehrenamtliche
       Helfer und zwei frühere Obdachlose werden mit dem Bus unterwegs sein“.
       
       Der „Mitternachtsbus“ ist bereits das vierte von Reimers in die Wege
       geleitete Projekt für Wohnungslose. Der Gefahr, daß durch privates
       Engagement gegen öffentliche Armut der Staat aus seiner sozialen
       Verantwortung entlassen werden könnte, ist sich der Theologe bewußt. „Man
       kann das aber auch andersrum betrachten“, befindet er: „Wenn viele Menschen
       im Spendenparlament mitarbeiten, wird den Politikern deutlich, daß auch von
       ihnen soziales Engagemant erwartet wird.“ lno/taz
       
       25 Sep 1996
       
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