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       # taz.de -- Mahlower Faschos festgenommen
       
       > Weitere Festnahmen nach rassistischem Überfall auf Briten. Zwei
       > Tatverdächtige befinden sich bereits in Potsdam in U-Haft. Ein dritter
       > wurde auf einem Campingplatz gefaßt  ■ Aus Berlin Barbara Bollwahn
       
       Die Ermittlungen im Fall des Überfalls auf schwarze britische Bauarbeiter
       im brandenburgischen Mahlow laufen auf Hochtouren. Nachdem am Dienstag und
       Mittwoch Haftbefehle gegen zwei mutmaßliche Rechtsextreme im Alter von 21
       und 24 Jahren ergangen waren, wurde gestern ein dritter Tatverdächtiger
       vorläufig festgenommen.
       
       Nach Angaben des Innenministeriums wurde der Mann in Mecklenburg Vorpommern
       festgenommen. Die Jugendlichen einer dorfbekannten Clique, die seit Jahren
       Ausländer schikaniert, waren vor einigen Tagen dorthin zum Campen gefahren.
       Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu der Festnahme nicht äußern.
       
       Die anderen beiden Männer, die bereits in Untersuchungshaft sitzen, stehen
       im dringenden Verdacht der schweren Körperverletzung, des gefährlichen
       Eingriffs in den Straßenverkehr und der Sachbeschädigung. Sie sollen am 16.
       Juni vermutlich gemeinsam mit anderen Kumpanen drei schwarze britische
       Bauarbeiter beleidigt, in einem Wagen verfolgt und dann einen Stein in das
       Auto der Briten geworfen haben. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
       verlor der Fahrer daraufhin die Kontrolle und fuhr gegen einen Baum. Die
       beiden Mitfahrer überlebten leicht verletzt. Der 37jährige Fahrer, der
       seitdem vom Nacken ab gelähmt in einer Berliner Klinik liegt, soll heute
       erstmals vernommen werden.
       
       Der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) und die Polizei
       reagierten gestern auf Vorwürfe, daß sich erst nach
       Presseveröffentlichungen der erste Fahndungserfolg eingestellt habe. Die
       Staatsanwaltschaft habe das Verfahren sehr zügig übernommen, nachdem es
       Hinweise auf einen rassistischen Hintergrund gegeben hatte, sagte Ziel. Daß
       es fünf Wochen bis zum ersten Haftbefehl gedauert habe, liege an der
       Schwierigkeit der Ermittlungen. Der Leiter der Ermittlungsgruppe begründete
       die lange Zeitspanne damit, daß die Gruppe in Mahlow nicht nur aus
       ortsansässigen Jugendlichen bestehe. Er kündigte gestern eine bevorstehende
       „Wende“ des Falles an, ohne diese konkretisieren zu wollen. Dem
       brandenburgischen Verfassungsschutz ist die in Mahlow anzutreffende rechte
       Szene nicht fremd.
       
       In dem Ort war es schon in der Vergangenheit zu einem fremdenfeindlichen
       Zwischenfall gekommen. Die etwa 5.800 Einwohner zählende Kommune hat nach
       Angaben des Sprechers des Potsdamer Innenministeriums jedoch ein Angebot
       zur Zusammenarbeit mit der Polizei im Rahmen des sogenannten Kommunalen
       Kriminalitätsverhütungsprogramms ausgeschlagen.
       
       26 Jul 1996
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Bollwahn
       
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