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       # taz.de -- Kooperation mit „Monitor”: Den Journalismus befreien
       
       > Die Krise des Journalismus ist existenzbedrohend. taz & „Monitor“ halten
       > mit einer Kooperation dagegen. Nun erscheint die erste Story.
       
   IMG Bild: Die Person und die Meute – Szene einer Pressekonferenz eines Bundesministers.
       
       Zeitungen verschwanden, Redaktionen wurden zusammengestrichen,
       Anzeigenerlöse diffundierten ins Netz und generierten dort Geschäftszweige,
       die mit dem Erhalt der Demokratie nichts mehr zu tun haben.
       Journalistisches Selbstbewusstsein wich vielerorts einer Servicementalität.
       In der Fläche Deutschlands bildeten sich ungute Konzentrationen, die
       Zeitungsvielfalt beendeten. 
       
       Es gibt immer mehr Flecken, wo öffentliche Behörden oder Privatwirtschaft
       nicht mehr mit kritischem Journalismus rechnen müssen. Das erzeugt Filz und
       Vetternwirtschaft, Willkür und Amtsmissbrauch. Die Vertrauenskrise des
       Journalismus speist sich nicht nur aus braunen Ressentiments eines tumben
       Mops, wie sich das manche Journalisten im orbitalen Selbstgespräch
       einreden. Der Vertrauensverlust hat ökonomische Gründe und ist Ausdruck
       einer teils ungesunden Nähe machner KollegInnen zu den Eliten, die sie
       eigentlich kritisch behandeln müssen. 
       
       Doch es existiert noch ein weiterer Qualitätsverzicht. Zugunsten einer
       Quotenfixierung beispielsweise. Ökonomische Maßstäbe kolonisieren den
       Journalismus und konkurrieren mit seinem wichtigsten Prinzip: der
       Unabhängigkeit. 
       
       Die Quote hat sich verselbständigt und gilt nun auch bei einigen
       öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten als das Maß aller Dinge. Was als
       Instrument privater Anbieter für die Preisbildung von Werbung eingeführt
       wurde, löste bei manchen Hierarchen Kriterien journalistischer Relevanz ab.
       Mit Quote und Klickzahlen verbannten sie den Journalismus auf die hinteren
       Plätze. 
       
       Dabei sollten die Gebührenmilliarden den Öffentlich-Rechtlichen gerade jene
       Unabhängigkeit gewährleisten. Journalismus darf sich nicht auf fremde
       Kriterien einlassen. Er muss unabhängig von Quoten sein, was nicht
       bedeutet, dass sich JournalistInnen nicht für ihr Publikum interessieren
       sollen. Nur entwertet die unreflektierte Fixierung auf Quoten die
       eigentliche Funktion, den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Und drauf zu
       schlagen. 
       
       Und es gibt viele JournalistInnen, auch in den öffentlich-rechtlichen
       Rundfunkanstalten, die sich diesen kritischen Blick (wieder) zu eigen
       machen. Es bilden sich unabhängige Recherchebüros, es entstanden solche
       Abteilungen in Zeitungen. Auch in der taz. Nun kooperieren wir erstmals für
       eine Geschichte auch mit Kollegen des ARD-Magazins „Monitor“. 
       
       Solche Kooperationen erhöhen Reichweiten und Wirkung, und das ist gut. Wer
       behauptet, wir sollten LeserInnen nicht mit komplexen Themen und schwierige
       Sachverhalten „belästigen“, gefährdet unseren Beruf. 
       
       LeserInnen sind nicht doof und haben ein genaues Gespür für die Funktion
       des Journalismus. Sie wollen solche Themen. Im taz-Ressort Reportage und
       Recherche widmen wir uns deswegen auch anstrengenden Geschichten. Denn wir
       haben gelernt, dass Komplexität eine Methode korrupter Geschäftsmodelle
       wurde. Ausführliche, zeitintensive Recherche gehört daher zu wichtigsten
       Werkzeugen, um derlei Geschäfte aufzudecken. 
       
       Unsere Unabhängigkeit schätzen neben unseren Leserinnen auch unsere
       InformantInnen. Und ihr Schutz ist für uns von zentraler Bedeutung. Sie
       kommen zu uns, weil sie daran glauben, dass wir Missstände ungeachtet von
       Ämtern und Personen veröffentlichen. Das nehmen wir sehr ernst. Denn
       kritischer Journalismus ist wichtiger denn je. 
       
       [1][KAI SCHLIETER] leitet das Ressort Reportage & Recherche der taz.
       
       16 Mar 2016
       
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