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       # taz.de -- Marina und Herfried Münkler : Wer sind die neuen Deutschen?
       
       > „Wo keine biologische Reproduktion ist, muss soziale Reproduktion her“,
       > meint Herfried Münkler.
       
   IMG Bild: Aha, so trinkt ihr also in Deutschland? Spannend ...
       
       BERLIN taz | Ganz abseits aller politischen Diskussionen um den neuen
       US-Präsidenten Trump sprachen Herfried und Marina Münkler am frühen
       Freitagabend im taz Café recht entspannt über die Herausforderungen
       Deutschlands welche sich mit der Flüchtlingskrise verbinden. 
       
       „[1][Die neuen Deutschen]“, heißt das Buch, welches der Politikprofessor
       und die Literaturwissenschaftlerin im Rahmen der Veranstaltungsreihe
       „taz.meinland – taz on Tour für eine offene Gesellschaft“ vorgestellt
       haben. Als Zuhörer und in fragenstellender Funktion saß taz-Redakteur Jan
       Feddersen mit auf dem Podium. 
       
       Herfried Münkler, derzeit einer der bekanntesten Politikwissenschaftler des
       Landes, lehrt an der Humboldt Universität Berlin politische Theorie. Marina
       Münkler ist Professorin am Lehrstuhl für Ältere und frühneuzeitliche
       Literatur und Kultur an der Technischen Universität Dresden. 
       
       ## Welche Bedeutung hat das Wort „neu“
       
       Das Thesenstück, 336 Seiten lang, erschienen im August bei Rowohlt, soll
       vor allem Lösungen bieten. Die Debatte sei vergiftet gewesen, sagen sie:
       hasserfülltes Gerede einerseits, moralische Argumente andererseits. Den
       Diskurs wolle man mit dem Buch um Sachargumente ergänzen. 
       
       Das Ehepaar etikettiert mit ihrem Titel das Wort „neu“ sowohl jenen hier
       lebenden Deutschen an, die sich ändern werden und müssen, als auch den
       Flüchtlingen, die in naher Zukunft eben auch „neue Deutsche“ sein werden. 
       
       Im ersten Teil referierte Herfried Münkler über die Historie von Migration
       in Deutschland. So habe das Industrieland bereits ab dem 19. Jahrhundert
       immer von Migrationsströmen profitiert. Dass fehlende Arbeitskraft mit
       Migration entgegen gewirkt wird, sei nichts Neues, so Münkler. 
       
       „Wo keine biologische Reproduktion ist, muss soziale Reproduktion her.“ Das
       Fehlen von Migration im Osten Deutschlands sei einzig der DDR-Geschichte
       geschuldet. „Es gab nie ein deutscheres Deutschland als die DDR.“ 
       
       ## Bildungspolitische Dimensionen von Migration
       
       Damit die „Win-win-Situation“ gelinge, brauche es nun einen gelungen Start
       in den deutschen Ausbildungsweg. Unabdingbar dafür: die deutsche Sprache.
       „Sprachkurse für alle, und zwar ohne Selektion.“ Man wisse schließlich
       nicht, ob Afghanen oder Syrer für immer hier bleiben, welche Kinder Wurzeln
       schlagen. Und auch wenn es einige zurück in ihre Heimat verschlägt, in der
       Zeit, in der sie hier sind, sollten sie Bildung erhalten und nicht nutzlos
       herumsitzen. 
       
       Den zweiten Teil des Abends besprach Marina Münkler die gesellschaftlichen
       und bildungspolitischen Dimensionen von Migration. Die Autoren schlagen
       beispielsweise vor, dass man gesetzlich festlegt, wieviel
       Nichtmuttersprachler in Schulklassen sitzen dürfen und fordern eine
       Vorschulpflicht. 
       
       Spannend wurde es bei der anschließenden Diskussion, wie sich „die neuen
       Deutschen“ definieren könnten. Eine kulturalistische oder gar ethnische
       Idee einer deutschen Nation, wie sie von rechter Seite propagiert wird,
       schließt die Neuen automatisch aus. Die Münklers plädieren deshalb für
       einen inklusiven Nationenbegriff, der sich an den ersten zwanzig Artikeln
       des Grundgesetzes orientiert, sprechen von Verfassungspatriotismus. 
       
       Abschließend stellte Jan Feddersen noch Fragen an Marina Münkler, wie sie
       als Professorin in Dresden die PEGIDA-Märsche erlebt habe. An der
       Universität hätte es Tausende Bewerbungen weniger gegeben in diesem Jahr,
       erzählt sie und sagt dazu: „Wir dürfen ihnen nicht den Raum überlassen.
       Fahren sie trotzdem unbedingt nach Dresden!“ 
       
       [2][TIMO LEHMANN], Autor der taz
       
       14 Nov 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://taz.ciando.com/ebook/bid-2120351-die-neuen-deutschen-ein-land-vor-seiner-zukunft.html
   DIR [2] http://https://www.taz.de/!s=&Autor=Timo+Lehmann/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Timo Lehmann
       
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