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       # taz.de -- Geheimdienste und Ausspäh-Affäre: Merkel lässt Lüge bestreiten
       
       > Die Informationspolitik rund um das No-Spy-Abkommen mit den USA wird zum
       > Problem. Merkels Sprecher wehrt sich gegen den Lügenvorwurf.
       
   IMG Bild: No-Spy? Doch-Spy? Der Regierungssprecher sagt: Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen informiert.
       
       BERLIN taz | Das Kanzleramt bestreitet, im Wahlkampf 2013 über ein
       mögliches No-Spy-Abkommen mit den USA gelogen zu haben. „Ich habe die
       Öffentlichkeit über das Thema stets nach bestem Wissen und Gewissen
       informiert“, sagte am Montag Steffen Seibert, Sprecher von Bundeskanzlerin
       Angela Merkel (CDU). Das gelte auch für Merkel selbst und den Rest der
       damaligen schwarz-gelben Regierung.
       
       Auf dem Höhepunkt der NSA-Affäre im August 2013 hatte der damalige
       Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) gesagt, die USA hätten „ein
       No-Spy-Abkommen angeboten“. Damit hätte sich die amerikanische Regierung
       dazu verpflichtet, dass sich ihre Spione in Deutschland an deutsches Recht
       halten. „Die mündliche Zusage liegt vor“, behauptete Merkel selbst kurz
       darauf über ihren Sprecher Seibert.
       
       Laut internen E-Mails aus dem Kanzleramt, die verschiedene Medien nun
       veröffentlichten, stimmte das nicht. Zwar hätten US-Geheimdienstler
       gegenüber einer deutschen Delegation angeregt, über ein Abkommen zu
       sprechen. Aus dem Weißen Haus, das über den Vertrag entscheiden müsste,
       habe das Kanzleramt aber andere Signale erhalten: Die US-Regierung habe
       sinngemäß erklärt, sich um deutsche Gesetze nicht zu scheren.
       
       Dennoch wehren sich Merkel und ihr Sprecher nun gegen den Vorwurf der Lüge.
       Grundlage der Äußerungen aus dem August 2013 sei „ein Angebot der US-Seite“
       gewesen, sagte Seibert am Montag. Wie dieses Angebot genau aussah und wer
       es ausgesprochen hatte, verriet er allerdings nicht. Lediglich ein
       Ehrenwort gab er ab: Das Kanzleramt bemühe sich weiterhin, die
       amerikanischen Dienste an deutsches Recht zu binden.
       
       Und dieses Ehrenwort sei trotz der jüngsten Enthüllungen etwas wert. „Sie
       können mir vertrauen“, sagte Seibert. „Ich informiere stets nach bestem
       Wissen und Gewissen.“
       
       11 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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