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       # taz.de -- BND-NSA-Affäre: Der Skandal weitet sich aus
       
       > Der BND hat mit 25.000 Spionage-Selektoren mehr als doppelt so viele
       > genutzt wie bisher angenommen. Die Ergebnisse aus diesen Suchbegriffen
       > lieferte er an die NSA.
       
   IMG Bild: Diese Schönheit trügt: Abhörstation des BND in Bad Aibling.
       
       BERLIN dpa | Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat kurz nach den
       Snowden-Enthüllungen im Sommer 2013 weitaus mehr absprachewidrig vom
       US-Geheimdienst NSA gelieferte Suchmerkmale entdeckt als bekannt. Wie die
       Deutsche Presse-Agentur am Freitag in Berlin erfuhr, sind damals nicht nur
       12 000 dieser sogenannten Spionage-Selektoren in der BND-Ablehnungsdatei
       gelandet, sondern 13 000 mehr - also insgesamt sogar rund 25 000. Firmen
       sollen nicht darunter sein.
       
       Die Details wurden in den Sitzungen des Geheimdienst-Kontrollgremiums im
       Bundestag am Mittwoch und des NSA-Untersuchungsausschusses am Donnerstag
       genannt.
       
       In der seit dem Jahr 2008 in der BND-Abhörstation im bayerischen Bad
       Aibling geführten elektronischen Ablehnungsdatei sind bis heute insgesamt
       rund 40 000 von der NSA übermittelte problematische Suchselektoren
       gelandet. Sie waren zum Teil rechtswidrig, zum Teil widersprachen sie
       deutschen oder europäischen Interessen.
       
       Die neuen Details seien bekannt geworden, nachdem es dem BND gelungen war,
       den jeweiligen Zeitraum nachzuvollziehen, in dem die fragwürdigen
       NSA-Suchkriterien in dem elektronischen Papierkorb gelandet seien. Die 25
       000 abgelehnten Selektoren stammen aus dem vom BND in Bad Aibling
       betriebenen aktiven US-Spionageprofil.
       
       Damit wird deutlich, dass ein Großteil der von der NSA übermittelten
       absprachewidrigen Suchkriterien erst nach den im Sommer 2013 begonnenen
       Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden vom BND
       aussortiert worden ist. Die Suchaktionen beim BND haben um den August 2013
       herum stattgefunden.
       
       In den Jahren 2008 bis 2013 wurden demnach rund 15 000 NSA-Suchkriterien
       abgelehnt. Unter diesen waren beispielsweise Mail-Adressen, die auf
       deutsche Inhaber deuteten, genauso wie absprachewidrig eingespeiste
       Suchkriterien, die deutsche oder europäische Interessen verletzt haben. Die
       NSA hatte in den Vereinbarungen mit der deutschen Seite zur Nutzung der
       früher von dem US-Dienst genutzten Abhörstation versichert, deutsches Recht
       werde gewahrt.
       
       8 May 2015
       
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