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       # taz.de -- Kommentar Reiterstaffel Hamburg: Auf dem Rücken der Pferde
       
       > In Hamburg verletzt ein Polizeipferd einen Demonstranten schwer. Das
       > antiquierte Herrschaftsgebaren gehört abgeschafft.
       
   IMG Bild: Letztlich dazu da, um Demonstranten einzuschüchtern: Polizeipferde beim Revolutionären 1. Mai in Hamburg.
       
       Tiere sind nicht dazu da, gegen Menschen eingesetzt zu werden, die aus
       politischen Gründen auf die Straße gehen. Welche Risiken durch den Einsatz
       einer Reiterstaffel von der Polizei billigend in Kauf genommen werden,
       zeigte sich wieder mal bei einer Demonstration zum 1. Mai in Hamburg:
       [1][Ein Polizeipferd trat einem Anwesenden ins Gesicht und verletzte ihn
       schwer].
       
       Nicht wegen des Leids der Tiere oder des der Demonstranten, sondern wegen
       des unzulänglichen Kosten-Nutzen-Effekts hatte die Hamburger SPD 2009 noch
       aus der Opposition heraus den Einsatz der Reiterstaffel in Frage gestellt.
       Drei Jahre später gab Innensenator Michael Neumann (SPD) grünes Licht für
       die Verlängerung ihres umstrittenen Einsatzes. Dabei liegen die Gründe, den
       Holzweg eines antiquierten Herrschaftsgebarens zu verlassen, auf der Hand.
       
       Tierschützer der Organisation Peta verweisen etwa darauf, dass die Dressur
       einer artgerechten Haltung widerspreche. Und radikale Tierrechtsaktivisten
       halten es für falsch, Tiere gegen ihren Instinkt daran zu hindern, einer
       unübersichtlichen und für sie bedrohlich wirkenden Situation zu entfliehen.
       Die Tatsache, dass viele Bundesländer ihre Reiterstaffeln aufgegeben haben,
       zeigt: Es geht auch sehr gut ohne sie.
       
       Polizeipferde sind in Hamburg vor allem deswegen im Einsatz, weil die
       Polizei sich immer noch gerne in erhabener Position sieht. Letztlich ist
       die Reiterstaffel nur dazu da, um einzuschüchtern und Macht zu
       demonstrieren. Ohne Rücksicht auf Verluste, denn verlieren die berittenen
       Polizisten die Kontrolle über ihre Pferde, kann es für alle Beteiligten
       lebensgefährlich werden.
       
       Pferde sind scheue und sensible Fluchttiere, die auf einer Demonstration
       angesichts der Menschenmasse erheblich in Stress geraten. Der Vorfall vom
       Maifeiertag in Hamburg reiht sich ein in die Geschichte unkontrollierter
       Gewalt, bei der Angst, Schrecken und Verletzungen Teil der Rechnung sind.
       Deshalb sollte die Reiterstaffel lieber gestern als heute abgeschafft
       werden.
       
       6 May 2015
       
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