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       # taz.de -- Jagdgesetz in Nordrhein-Westfalen: Katzenabschuss wird verboten
       
       > Der grüne Umweltminister in NRW verbietet brutale Fangmethoden und
       > schützt mehr Tierarten. Waidmänner sind empört über die „grüne Arroganz“.
       
   IMG Bild: Katzen dürfen in NRW bald nur noch aktiv jagen.
       
       BERLIN taz | Gemeinsam mit Spargelkönigin Helene I. sollte
       Nordrhein-Westfalens grüner Umweltminister Johannes Remmel auf dem Hof von
       Bauer Laurenz die Saison für das Stangengemüse eröffnen. Das Buffet war
       schon aufgebaut, da sagte der Verband Spargelstraße NRW den Termin ab:
       wegen des befürchteten Ansturms erboster JägerInnen.
       
       Die Waidmänner und -frauen wollten ausgerüstet mit Hunden und Jagdhörnern
       bei der Spargelsause im westfälischen Werne gegen das neue Jagdgesetz
       demonstrieren, das im Düsseldorfer Landtag am Mittwochabend zur Abstimmung
       stand.
       
       Wenn die Novelle der rot-grünen Regierung am 1. Juli in Kraft tritt, sind
       in NRW weitaus mehr Tiere vor dem Abschuss geschützt als bisher. Außerdem
       wird die Verwendung bleihaltiger Munition ebenso verboten wie die Jagd in
       Fuchs- und Dachsbauten und mit Totschlagfallen. Die JägerInnen wollen sich
       damit nicht abfinden. „Die Politik der Grünen ist an Arroganz und
       Rosstäuscherei nicht zu überbieten“, schäumt NRW-Jägerpräsident Ralph
       Müller-Schallenberg. Sein Verband prüft eine Klage gegen das Gesetz, das
       die JägerInnen quasi komplett ablehnen.
       
       Mit dem in letzter Minute beschlossenen Verzicht der Regierung auf die –
       ursprünglich von der SPD in den Gesetzentwurf eingebrachten –
       Wiedereinführung der Jagdsteuer können die Waidmänner und -frauen immerhin
       einen klitzekleinen Erfolg verbuchen. Die JägerInnen haben den Kampf gegen
       die Reform bereits im Herbst vergangenen Jahres verloren, als sie stur auf
       das Recht auf den Abschuss von Hauskatzen im Wald pochten. Die kleinen
       Raubtiere richten dort viel Schaden an, sagen die Grünröcke. Im Jagdjahr
       2013/14 haben JägerInnen in NRW 7.595 Katzen abgeschossen.
       
       ## Schonzeit für die Waldschnepfe
       
       Das ist künftig nicht mehr erlaubt. Die Liste mit den zur Jagd
       freigegebenen Tieren ist nach Gattungen und Arten neu sortiert und deutlich
       reduziert worden. Entgegen Remmels ursprünglichen Plänen steht aber die
       Waldschnepfe darauf, für sie gilt allerdings eine vierjährige Schonzeit.
       Auch der Höckerschwan ist neu auf der Liste. Die Baujagd von Fuchs und
       Dachs, für die die JägerInnen sich ebenfalls vehement eingesetzt haben,
       wird ebenso verboten wie die Ausbildung von Hunden mit flugunfähig
       gemachten Enten.
       
       Dem Naturschutzverband BUND gehen die Änderungen nicht weit genug. „Die SPD
       hat verhindert, dass es ein wirklich ökologisches Jagdgesetz gibt“, sagt
       der Vorsitzende des BUND in NRW, Holger Sticht. Trotzdem sei das Gesetz im
       Vergleich mit anderen Landes- und dem Bundesjagdgesetz ein Fortschritt.
       „Aber es gibt weiteren Reformbedarf“, sagt er.
       
       Der BUND fordert ein Verbot der Jagd in Naturschutzgebieten. „Wanderer
       dürfen den Weg nicht verlassen, um Brombeeren zu pflücken, aber Jäger
       dürfen mit ihren Hunden überallhin“, kritisiert Sticht. Auch den Jagdzwang
       auf Geländen, deren Eigentümer juristische Personen wie Verbände oder
       Stiftungen sind, hält er für falsch. Die Liste der Tierarten und
       -gattungen, die gejagt werden dürfen, sei mit 29 noch immer zu lang, sagt
       Sticht. „Eine Liste mit 12 Arten wäre gut“, sagte er. Darauf sollten etwa
       Rehe, Hirsche oder Schweine stehen – Arten, die nicht bedroht sind und die
       verwertet werden, anders als etwa der immer noch auf der Liste stehende
       Iltis.
       
       Der CDU dagegen ist die neue Liste viel zu kurz. Sie fordert unter anderem,
       dass auch der Wolf aufgenommen wird. Die CDU lehnt das Gesetz ab. „Damit
       soll die Jagd unattraktiv gemacht werden“, sagt ein Sprecher der
       CDU-Landtagsfraktion. „Der Minister ist nur auf die Umweltverbände
       eingegangen, nicht auf die Interessen der Jäger.“
       
       29 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Krüger
       
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