# taz.de -- Einreiseverbot für russische Biker: „Nachtwölfe“ müssen draußen bleiben
> Die „Nachtwölfe“ dürfen nicht nach Deutschland einreisen. Deutsche
> Ministerien wollen sich damit gegen eine Instrumentalisierung des Leids
> der Nazi-Opfer stellen.
IMG Bild: Auf deutschen Straßen unerwünscht: „Nachtwolf“-Chef Saldostanow.
MOSKAU/BERLIN dpa | Der russische Rockerclub „Nachtwölfe“ hat in Moskau
seine umstrittene Motorradtour nach Berlin zum 70. Jahrestag des
Kriegsendes begonnen – allen Protesten aus Polen und Deutschland zum Trotz.
Die polnische Regierung hat den Bikern die Einreise verboten, und am
Samstag drohte auch Deutschland, die kremltreuen „Nachtwölfe“ an der Grenze
abzuweisen. Der Korso diene nicht dem Ziel, „einen Beitrag zur Stärkung der
deutsch-russischen Beziehungen zu leisten“, erklärten das Auswärtige Amt
und das Innenministerium.
Wenn Gefahren für die Sicherheit und Ordnung in Deutschland drohten, „haben
wir das Recht und die Pflicht, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen“,
teilten die Ministerien mit. Das schließe die Möglichkeit ein, Ausländer an
der Einreise zu hindern. „Wir stellen uns mit Nachdruck gegen jegliche
Instrumentalisierung des unermesslichen Leids der Opfer und des Widerstands
gegen die Naziherrschaft“, hieß es.
Club-Präsident Alexander Saldostanow sagte der Deutschen Presse-Agentur,
dass 20 Motorradfahrer versuchten wollten, bis zum 9. Mai Berlin zu
erreichen. Die Rocker hätten Visa und würden einzeln die Grenze nach Polen
überqueren, trotz des Einreiseverbots. Der mit Kremlchef Wladimir Putin
befreundete Präsident der „Nachtwölfe“ wies Vorwürfe zurück, dass die Tour
eine Provokation sei.
„Eine Provokation ist es, uns das Gedenken an den Zweiten Weltkrieg zu
verwehren“, sagte der auch unter dem Namen „Chirurg“ bekannte Rocker. „Wir
wollen die Gräber unser Großväter besuchen, das ist unsere Pflicht“,
betonte er. „Wir sind Biker, unbewaffnet, offen nach allen Seiten.“ Er
selbst habe leider kein Visum bekommen.
## „Nichts hält uns auf!“
Die Biker starteten unter dem Beifall von Hunderten Zuschauern von ihrem
Clubgelände in Moskau. „Nichts hält uns auf! Kein Wetter und auch kein
polnisches Außenministerium“, riefen einige von einer Bühne. Saldostanow
kritisierte die polnische Regierung für deren politische „Einmischung“ in
die Biker-Kultur und warf ihr „Russen-Hass“ vor. „Unsere Reise ist eine
Demonstration des Vertrauens, nicht der Stärke.“
Der Direktor der Gedenkstätte für Stasi-Opfer in Berlin-Hohenschönhausen,
Hubertus Knabe, forderte die Bundesregierung auf, den Rockern die Einreise
zu verweigern. „Deutschland sollte seinen Nachbarn Polen in dieser
Angelegenheit nicht alleinlassen“, sagte er am Samstag. „Es kann nicht
sein, dass russische Chauvinisten und Stalin-Verehrer das 70. Jubiläum des
Kriegsendes für martialische Aufzüge in ihren Nachbarländern missbrauchen.“
Die geplante Reise der „Nachtwölfe“ soll durch Weißrussland, Polen,
Tschechien und die Slowakei nach Deutschland führen. Dem Club zufolge sind
Stationen auf der Fahrt in Minsk, Brest, Breslau (Wroclaw), Brünn,
Bratislava, Wien, München, Prag, Torgau und Berlin-Karlshorst geplant. Am
9. Mai, dem in Russland gefeierten Tag des Sieges über Hitlerdeutschland,
wollen die „Nachtwölfe“ in Berlin sein.
26 Apr 2015
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