# taz.de -- Verhandlungen über Atomanlagen: Ein Stückchen Iran in Tennessee
> Washington hat genaue Vorstellungen, wie Iran vom Bau von Nuklearwaffen
> abgehalten werden soll. Die Regierung stützt sich wohl auf einen geheimen
> Nachbau.
IMG Bild: Iranische Atomanlage in Buschehr. Oder in Los Alamos?
WASHINGTON dpa | Die USA haben nach einem Bericht der New York Times eine
iranische Atomanlage nachgebaut, um Teheran am möglichen Bau einer
Atombombe zu hindern. Die Anlage Oak Ridge im Bundesstaat Tennessee sei
Teil eines umfassenden Programms der neun amerikanischen Atomlabore, um
mögliche gefährliche Fortschritte der Iraner nachzustellen, zu prüfen und
notfalls zu verhindern, [1][schreibt das Blatt.]
Demnach kann die US-Regierung mit Hilfe der dort arbeitenden
Wissenschaftler besser einschätzen, inwieweit der Iran unter bestimmten
Bedingungen an Atomwaffen gelangen könnte. Auch die Anlagen Los Alamos (New
Mexico) und Livermore (Kalifornien) gehörten zum Programm. Die Diplomaten,
die derzeit mit Teheran [2][über das iranische Atomprogramm verhandeln],
würden ohne die Hilfe der Forscher im Dunkeln tappen.
Die Wissenschaftler hätten der Regierung in Washington teils innerhalb
weniger Stunden antworten müssen, ob etwa ein Vorschlag zum Umbau einer
iranischen Anlage wirksam sei, um den befürchteten Bau von Nuklearwaffen
auszuschließen, heißt es. Unter anderem ging es um den Umbau der lange
geheim gehaltenen Anreicherungsanlage Fordo, die nach der Anfang April
ausgehandelten Grundsatzeinigung in ein Forschungszentrum verwandelt werden
soll.
Der US-Kongress bleibt in dem Streit gegenüber den Unterhändlern aus
Teheran [3][unterdessen weiter skeptisch]. „Irans lange Geschichte geheimer
Aktivitäten und Unnachgiebigkeit hält die USA davon ab, dem Iran in
irgendeiner Weise zu vertrauen“, sagte der Vorsitzende des auswärtigen
Ausschusses im Abgeordnetenhaus, Ed Royce.
„Täuschung ist in der Tat ein Eckpfeiler des iranischen Atomprogramms seit
dessen Beginn“, sagte Royce in seiner [4][vorab verbreiteten Stellungnahme]
(pdf). Es sei für die beteiligten Politiker leicht, Rüstungskontrollen als
Lösung zu preisen, aber schwierig oder gar unmöglich, sie umzusetzen.
Der Ausschuss befasste sich am Mittwoch mit Details der laufenden
Verhandlungen zwischen Teheran und der UN-Vetomächte sowie Deutschlands. Da
der Kongress der bis Ende Juni angestrebten umfassenden Einigung mit
Teheran innerhalb einer Frist von 30 Tagen zustimmen soll, verfolgen die
Abgeordneten und Senatoren die Gespräche genau.
23 Apr 2015
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DIR [1] http://www.nytimes.com/2015/04/22/us/in-atomic-labs-across-us-a-race-to-stop-iran.html?hp&action=click&pgtype=Homepage&module=second-column-region&region=top-news&WT.nav=top-news&_r=0
DIR [2] http://www.state.gov/r/pa/prs/ps/2015/04/240170.htm
DIR [3] http://fas.org/sgp/crs/mideast/RS20871.pdf
DIR [4] http://docs.house.gov/meetings/FA/FA00/20150422/103356/HHRG-114-FA00-20150422-SD002.pdf
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