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       # taz.de -- Kommentar Streik der Lokführer: Das Rückzugsgefecht
       
       > Der GDL geht es nicht um bessere Arbeitsbedingungen, sondern um Macht.
       > Die fehlt ihr, was sowohl der Termin als auch der Umfang des Streiks
       > zeigen.
       
   IMG Bild: Eine Spiegelung des Streiks in Fulda. Was er wohl bringt?
       
       Dieser Streik ist eine Farce. Es geht nämlich nicht darum, dass Lokführer,
       die eine verantwortungsvolle und anstrengende Schichtarbeit leisten, mehr
       Geld verdienen sollen. Sondern darum, dass eine kleine Spartengewerkschaft
       ihren Machtbereich ausdehnen will. Das ist den Millionen Betroffenen längst
       nicht mehr zumutbar.
       
       Die Lokführergewerkschaft GDL sollte das einsehen und mit der
       Konkurrenzgewerkschaft EVG eine Tarifgemeinschaft bilden. So wie das in
       anderen Branchen üblich ist.
       
       Die GDL scheint mittlerweile zu spüren, dass sie sich verrannt hat.
       Schließlich hat sie es versäumt, ihren Organisationsgrad in den
       Berufsgruppen deutlich zu steigern, die sie vertreten will. Wenn nahezu
       alle Zugbegleiter oder Lokrangierführer mitstreiken würden, hätte sie eine
       andere Verhandlungsmacht. Stattdessen setzt die GDL alles auf die
       Streikmacht der Lokführer. Aber auch diese ist nicht grenzenlos. Daher hat
       dieser Streik bereits den Charakter eines Rückzugsgefechts, worauf sowohl
       der Termin als auch der Umfang des Ausstands hindeuten.
       
       Normalerweise dehnen Gewerkschaften im Tarifkonflikt ihre Streiks immer
       weiter aus, um die Arbeitgeber zum Einlenken zu zwingen: bis hin zum
       unbefristeten Streik. Die GDL hingegen hat die Streikdauer diesmal
       verkürzt. Traut sie sich angesichts des Unverständnisses vieler Fahrgäste
       nicht mehr zu?
       
       Auch die Terminierung des Streiks strotzt nicht gerade vor
       Selbstbewusstsein: Um Ferien und Feiertage zu umgehen – andernfalls würden
       die Bahnkunden noch wütender –, musste offensichtlich die knappe Zeit
       zwischen Osterferien und langem 1.-Mai-Wochenende genutzt werden. Wegen der
       Feiertage im Mai und der Pfingstferien in Süddeutschland droht der nächste
       GDL-Streik nach dieser Logik übrigens erst im Juni. Kleine Hoffnung für
       Bahnfahrer.
       
       22 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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