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       # taz.de -- Fernwärme: Kebap ist einen Schritt weiter
       
       > Das Projekt Kulturenergiebunker in Altona wird jetzt vom Bund gefördert.
       > Ein Ingenieurbüro prüft, ob Fernwärme aus dem Bunker machbar wäre.
       
   IMG Bild: Das warme Wasser in einer solchen Heizung könnte in Zukunft aus dem Kulturenergiebunker kommen
       
       HAMBURG taz | Das Projekt Kebap, der Kulturenergiebunker in Altona, ist vom
       Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung geadelt worden. Aus 240
       Bewerbungen ist es als eines von 16 Pilotprojekten für das Programm
       „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ ausgewählt worden. Jetzt
       soll Kebap mit gutem Beispiel die nationale Stadtentwicklungspolitik
       voranbringen. „Das hebt unser Projekt auf eine neue Ebene“, freut sich
       Mirco Beisheim, einer der Gründer.
       
       Kebap war vor dem Hintergrund des Streits über die „Moorburgtrasse“, eine
       geplante Fernwärmeleitung vom Kohlekraftwerk Moorburg mitten durch den
       sogenannten Grünzug Altonas, und die Debatte über die Stadtentwicklung in
       Altona entstanden. Das Projekt will eine umweltfreundliche
       Energieversorgung mit kulturellen Angeboten für den Stadtteil und
       Anwohnerbeteiligung verbinden. Die Initiatoren mischen auch bei der Debatte
       über die künftige Fernwärmeversorgung Hamburgs mit.
       
       Geplant ist, den leerstehenden ehemaligen Hochbunker in der Schomburger
       Straße teils als Heizkraftwerk, teils als Kulturzentrum zu nutzen – daher
       der Name Kepab: Kultur-Energie-Bunker-Altona-Projekt. Das Ingenieurbüro
       Averding prüft nach Auskunft von Kebab gerade den Kraftwerksteil. Aktuell
       geplant sind ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk, das Wärme und Strom
       produziert, und ein Holzvergaser mit angeschlossener
       Kraft-Wärme-Koppelungsanlage. Dazu kommt ein großer Wassertank als
       Wärmespeicher.
       
       Den restlichen Teil des Bunkers sollen Anwohner und Parkbesucher nutzen
       können – etwa indem sie sich auf dem geplanten Dachgarten entspannen.
       Musiker, so die Idee, könnten hier Proben, die Kirchen ihre Jugendgruppen
       herschicken. Schon heute betreibt Kebap Bildungsarbeit: Die Gartengruppe
       hat im März eine Saatguttauschbörse veranstaltet. Anfang Mai wird unter
       Anleitung eine Solaranlage und Mitte Mai eine klimaneutrale
       Bewässerungsanlage für Hochbeete gebaut.
       
       Ein Großteil der 100.000 Euro Fördergeld soll in die Personal- und
       Sachkosten solcher Mitmach-Angebote fließen. Weitere 100.000 Euro müssen
       von Kebap gegenfinanziert werden. „Das Schöne dabei ist, dass ehrenamtliche
       Arbeit angerechnet wird“, sagt Beisheim.
       
       Mit Blick auf die Politik hofft er, „dass man von einer grün geführten
       Umweltbehörde neue Impulse für solche Projekte erwarten kann“. In ihrem
       Koalitionsvertrag haben SPD und Grüne jedenfalls eine Strategie vereinbart,
       „die die Öffnung der Wärmenetze für erneuerbare Wärmeerzeugung, eine
       dezentrale Einspeisung sowie die Einspeisung von Abwärme technisch und
       rechtlich ermöglicht“. Anknüpfend an erfolgreiche Pilotprojekte sollen
       energetische Quartierskonzepte ausgebaut werden.
       
       Technisch dürfte einer Einspeisung der Kebap-Wärme ins Vattenfall-Netz
       nichts entgegenstehen. Vattenfall-Ingenieure stehen nach Angaben des
       Konzerns in Kontakt mit den Kebap-Leuten. Von dem Wunsch der Initiative,
       die eigene Fernwärme durch das Fernwärmenetz durchzuleiten, statt an den
       Netzbetreiber zu verkaufen, halten die Vattenfall-Leute aber nichts. „Das
       ist nicht wirklich eine Option“, findet Vattenfall-Sprecherin Barbara
       Meyer-Buckow.
       
       17 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
   DIR Gernot Knoedler
       
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