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       # taz.de -- Hilfe für Flüchtlinge vor dem Aus: Grünflächen statt Flüchtlingsarbeit
       
       > Seit zwei Jahren dient das Hamburger „Zongo“ als Anlaufstelle für
       > afrikanische Flüchtlinge. Nun soll das Gebäude einem Grünstreifen
       > weichen.
       
   IMG Bild: Gibt es nicht mehr lange: kostenloser Deutschunterricht für Flüchtlinge im Zongo.
       
       HAMBURG taz | Nana Asanteewa Asafu-Adjei hat Tränen in den Augen, als
       Fobay, ein gambischer Flüchtling, erzählt, wie dankbar er ihr ist. Vor zwei
       Jahren gründete die 38-Jährige eine Anlaufstelle für afrikanische
       Flüchtlinge – das Zongo. Rund 150 Afrikaner nehmen dort täglich Hilfe in
       Anspruch, bekommen eine kostenlose medizinische Versorgung, eine warme
       Mahlzeit, Kleidung und Deutschunterricht. Ab Samstag ist damit Schluss,
       denn das Gebäude steht vor dem Abriss.
       
       „Das Projekt ist ganz spontan, aus der Not heraus entstanden“, sagt die
       Initiatorin, „und spontane Dinge finden manchmal ein schnelles Ende.“ Sie
       habe es schrecklich gefunden, wie viele Flüchtlinge nach Hamburg kämen und
       keinen Anspruch auf Hilfe hätten. Um dagegen etwas zu tun, organisierte sie
       während der Lampedusa-Proteste 2013 die Essensversorgung mit.
       
       Anfangs kochte sie zu Hause. Später überzeugte sie die St.-Pauli-Kirche –
       die 80 Flüchtlinge bei sich aufgenommen hatte – von der Idee, einen
       permanenten Versorgungspunkt für die Lampedusa-Flüchtlinge einzurichten. In
       einem alten Gebäude auf dem Gelände der St.-Trinitatis-Kirche an der
       Königstraße fand sich Platz.
       
       „Das Haus wurde nach dem Krieg als Not-Kapelle errichtet“, sagt Britta
       Eger, Pastorin der Kirchengemeinde St. Trinitatis. Es habe immer wieder
       Versuche gegeben, die Räume mit Leben zu füllen, zuletzt stand das Gebäude
       jedoch lange Zeit leer. „Und als die St.-Pauli-Gemeinde uns dann nach einer
       Räumlichkeit für das Zongo fragte, boten wir ihnen die alte Not-Kirche an“,
       erzählt die Pastorin.
       
       Das Projekt sei jedoch von vornherein nur für eine bestimmte Zeit angelegt
       gewesen, sagt sie und diese Zeit endet am Freitag. Sieghard Wilm, Pastor
       von der St.-Pauli-Kirche, erzählt: „Eigentlich hätte das Zongo schon im
       September geschlossen werden sollen, denn das Gebäude ist sehr baufällig.“
       Dennoch habe er bei der St.-Trinitatis-Gemeinde durchgesetzt, dass das
       Zongo „wenigstens so lange wie das Winternotprogramm“ laufe.
       
       Nun ist der Vertragszeitraum jedoch endgültig abgelaufen – am Freitag wird
       Zongo-Betreiberin Nana Asanteewa Asafu-Adjei die letzte Mahlzeit servieren.
       Die Einrichtung kann sie vorerst da lassen, denn das Gebäude wird bis zum
       Abriss in ein bis zwei Jahren leer stehen, wie Michael Benthack,
       Geschäftsführer der Eva-Immo-West sagt.
       
       Dass die ehemalige Not-Kirche abgerissen und nicht saniert werden soll, hat
       den Grund in ihrer Lage. Sie steht in einem grünen Band, das vom Hafen aus,
       rechts an der St.-Trinitatis-Kirche vorbei, nach Altona hinein führt und
       nur durch die ehemalige Not-Kapelle unterbrochen wird.
       
       Ob es das Zongo eines Tages an einem anderen Ort geben wird, kann
       Zongo-Betreiberin Nana Asanteewa Asafu-Adjei zurzeit nicht sagen. Sie habe
       den Flüchtlingen eindeutig kommuniziert, dass das Zongo schließen müsse,
       weil der Mietvertrag endet: „Die meisten können es nicht glauben und
       denken, ich reiße in letzter Sekunde noch das Ruder herum“, erzählt die
       gebürtige Frankfurterin, deren Eltern aus Ghana stammen.
       
       Sie respektiere die Entscheidung der Kirchen und sei ihnen für die viele
       Unterstützung, die sie erhalten habe, sehr dankbar, denn „ohne sie wäre das
       Projekt nicht möglich gewesen“. Die St.-Pauli-Gemeinde bezahlt aus
       Spendengeldern die Miet- und Lebensmittelkosten für das Zongo und die
       Nordkirche der Betreiberin ein festes Gehalt.
       
       Zudem sind die Pastoren der St.-Pauli-Kirche gemeinsam mit dem Diakonischen
       Werk Hamburg seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Gebäude, um dem
       Projekt eine Zukunft zu geben. „Das ist jedoch nicht einfach, weil die
       Räumlichkeit möglichst zentral liegen und für alle afrikanischen
       Flüchtlinge offen sein soll“, sagt Pastor Wilm.
       
       15 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Vanessa Ranft
       
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