URI: 
       # taz.de -- Kommentar Schwule und Vatikan: Auf homophoben Pfaden
       
       > Passt gar nicht in das Bild des Papstes: Der Vatikan verweigert dem neuen
       > französischen Botschafter seit drei Monaten die Akkreditierung.
       
   IMG Bild: Gibt sich gerne weltoffen, ist es aber nicht zwingend: Papst Franzikus.
       
       Wer bin ich, um über Homosexuelle zu Gericht zu sitzen?“ Es waren Aussagen
       wie diese, die dem seit gut zwei Jahren amtierenden Papst Franziskus den
       Ruf eintrugen, da sei einer angetreten, den Vatikan endlich kräftig
       durchzulüften. Weg von einer allein auf die Sittenstrenge fixierten Kirche,
       hin zur Kirche der Barmherzigkeit.
       
       So gar nicht in dieses Bild passen will allerdings, dass der Vatikan seit
       nunmehr drei Monaten dem neuen, von Präsident François Hollande nominierten
       französischen Botschafter beim Heiligen Stuhl die Akkreditierung
       verweigert. Gründe nennt die Kurie nicht, doch der Kandidat, Laurent
       Stefanini, bringt einen Makel mit sich: Er ist nicht nur überzeugter
       Katholik – sondern auch bekennender Schwuler.
       
       Der Papst selbst oder sein Staatssekretariat haben offenbar entschieden,
       wenigstens in diesem Fall die Kirche im Dorf zu lassen und auf den lang
       bewährten Pfad der Homophobie zurückzukehren. Wenn es denn eine Rückkehr
       ist: Noch nämlich hat Franziskus ja in keinem einzigen Punkt moralische und
       ethische Positionen der Katholischen Kirche verschoben, noch hat er sich
       stets darauf beschränkt, seinen Hirten einen barmherzigeren Umgang mit den
       sündigen Schäfchen ans Herz zu legen.
       
       Als doppeltes Signal lässt sich deshalb die vatikanische
       Verweigerungshaltung lesen. Einmal nämlich ist es ein Signal an Staaten wie
       Frankreich; dort wurde unter Hollande gegen heftige katholische Widerstände
       vor zwei Jahren die Schwulenehe verabschiedet. Jetzt wird ihm bedeutet,
       dass sich an diesem Widerstand im Kern nichts geändert hat. Und dann wäre
       da noch das Signal nach innen: Die konservativen Reformgegner innerhalb der
       Kirche müssen sich, so scheint es, auch unter diesem Papst keine allzu
       großen Sorgen machen.
       
       15 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Braun
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Frankreich
   DIR Homophobie
   DIR Schwulenbewegung
   DIR Botschafter
   DIR Papst Franziskus
   DIR Vatikan
   DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
   DIR Papst Franziskus
   DIR Synode
   DIR Fußball-EM 2024
   DIR Homophobie
   DIR Völkermord
   DIR Papst Franziskus
   DIR Papst Franziskus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Der Papst in Südamerika: Angst vor Argentinien
       
       Auf seiner Südamerikareise meidet Franziskus sein Heimatland Argentinien.
       Er hat Angst um sein Image als Papst der Armen und Bedürftigen.
       
   DIR Vor Familiensynode in Rom: Vatikan-Theologe outet sich als schwul
       
       Einen Tag vor Beginn der Familiensynode im Vatikan outet sich ein dort
       tätiger Theologe als schwul. Der Heilige Stuhl entließ ihn umgehend aus
       allen Ämtern.
       
   DIR Entspannter schwul-lesbischer Fußball: Ein Ausflug ins Freie
       
       Turnier zwischen sportlichem Ehrgeiz, Familientreffen und Politik:
       DieFußball-Europameisterschaft der Schwulen und Lesben.
       
   DIR Gewalt gegen Homosexuelle: UN sieht weltweites Problem
       
       Gewaltsamer Missbrauch, Mord, Belästigung und Diskriminierung: In der
       ganzen Welt werden Homosexuelle angegeriffen.
       
   DIR Mord an Armeniern vor 100 Jahren: Papst spricht von „Genozid“
       
       Franziskus hat das Wort „Genozid“ zur Bezeichnung des Mords an
       schätzungsweise 1,5 Millionen Armeniern benutzt. Die Türkei betrachtet dies
       als Affront.
       
   DIR Französischer Botschafter im Vatikan: Schwul und „persona non grata“?
       
       Die Akkreditierung des Vatikanbotschafters liegt auf Eis. Es wird
       spekuliert, dass der Grund die Homosexualität des Kandidaten sein könnte.
       
   DIR Zwei Jahre Papst Franziskus: Der Geruch von Volk und Straße
       
       Franziskus ist als Reformer angetreten. Seitdem menschelt es im Vatikan.
       Der Oberhirte hat auch viele Fehler gemacht – und er hat Feinde in Rom.