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       # taz.de -- Nachspiel in der Edathy-Affäre: CDU vermutet politische Intrigen
       
       > Die Ermittlungen gegen den Sebastian Edathy wurden absichtlich
       > verschleppt, sagt der CDU-Obmann im U-Ausschuss. Das Justizministerium
       > sieht es anders.
       
   IMG Bild: Manche Zeugenplätze im Untersuchungsausschuss bleiben immer noch leer.
       
       BERLIN dpa | Der CDU-Obmann im Edathy-Untersuchungsausschuss hält es für
       möglich, dass Justizbeamte die Kinderporno-Ermittlungen gegen Sebastian
       Edathy aus politischen Gründen verschleppt haben. „Es ist für mich auch
       immer noch nicht nachvollziehbar, weshalb die niedersächsischen
       Justizbehörden selbst nach der Kontaktaufnahme durch Edathys Anwalt so
       lange gebraucht haben, bis die Hausdurchsuchung bei ihm angeordnet wurde“,
       sagte der CDU-Abgeordnete Armin Schuster der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Der Fall des früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Edathy sei Ende 2013 in
       einer politisch wichtigen Phase aufgetaucht. Schuster erklärte: „Man darf
       nicht vergessen, dass in dieser Zeit in Berlin eine neue Regierung unter
       Beteiligung der SPD gebildet wurde.“ Edathys Anwalt Christian Noll hatte
       ausgesagt, die Staatsanwaltschaft Hannover habe ihm noch im Dezember
       gesagt, sie wisse nichts von einem Fall Edathy, obwohl sie nach früheren
       Angaben der Behörde bereits seit dem 5. November 2013 im Besitz der Akte
       war.
       
       Niedersachsens Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) sagte dazu
       am Donnerstag der dpa: „Das Justizministerium weist jeden Verdacht einer
       politischen Einflussnahme auf das Verfahren Edathy auf das Schärfste
       zurück.“ Auch die Staatsanwaltschaft Hannover hält die Anschuldigungen für
       unbegründet. Es galt, gesetzliche Vorgaben zu beachten, die ein sofortiges
       Handeln unmöglich machten, sagte ein Sprecher. Gerade bei Ermittlungen
       gegen einen Bundestagsabgeordneten könne man nicht von einem Tag auf den
       anderen aktiv werden.
       
       Der Untersuchungsausschuss des Bundestags soll herausfinden, ob und
       gegebenenfalls von wem Edathy vor den Ermittlungen gewarnt worden war. Bis
       zum Sommer will der Ausschuss noch mindestens 16 Zeugen vernehmen, darunter
       Polizisten, Justizbeamte und Minister aus Niedersachsen, außerdem
       SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann.
       
       ## Zeuge weiterhin krank
       
       Doch einer der wichtigsten Zeugen, der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael
       Hartmann, steht bis auf weiteres nicht zur Verfügung. Erst berief er sich
       mit Hinweis auf Vorermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der
       Falschaussage auf sein Auskunftsverweigerungsrecht. Dann meldete sich der
       Abgeordnete aus Rheinland-Pfalz krank. Edathy hatte vorher zu Protokoll
       gegeben, Hartmann habe ihn vor der Hausdurchsuchung wochenlang mit geheimen
       Informationen zu den Ermittlungen versorgt. Hartmann streitet das ab.
       
       Krankgemeldet hatte sich im März auch der Celler Generalstaatsanwalt Frank
       Lüttig, der auch noch auf der Zeugenliste des Ausschusses steht. Gegen ihn
       wird in Niedersachsen wegen Geheimnisverrats ermittelt. Lüttig soll in den
       Ermittlungsverfahren gegen Edathy und gegen Ex-Bundespräsident Christian
       Wulff vertrauliche Informationen an Journalisten weitergegeben haben.
       
       Edathy hatte sein Bundestagsmandat im Februar 2014 niedergelegt. Ein
       Strafprozess gegen ihn wegen des Besitzes von kinderpornografischem
       Material wurde im März gegen Zahlung einer Geldauflage eingestellt.
       
       2 Apr 2015
       
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