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       # taz.de -- Gewalt gegen Sorben: Festnahme nach rassistischen Rufen
       
       > Die Polizei hat die Täter eines Angriffs auf Sorben gefasst. Sie hatten
       > auch an Nazi-Demonstrationen teilgenommen. Für einen Haftbefehl reicht es
       > nicht.
       
   IMG Bild: Kinder bei einer sorbischen Vogelhochzeitsfeier in Panschwitz
       
       DRESDEN taz | Bernd Merbitz, Leiter des Operativen Abwehrzentrums (OAZ)
       gegen Rechtsextremismus in Sachsen, war nach Übergriffen auf sorbische
       Jugendliche im vorigen November extra nach Bautzen gereist. „Die sollen
       sich warm anziehen!“, wetterte er nach einem Gespräch mit der
       Sorbenvertretung Domowina in Richtung der Täter. Nun sind sieben von ihnen
       ermittelt worden. Es handelt sich um junge Männer im Alter zwischen 18 und
       21 Jahren, die der Polizei bereits bei Nazi-Demonstrationen aufgefallen
       waren und auch bei Pegida auftauchten.
       
       Die Vorfälle wurden Ende Oktober 2014 erstmals öffentlich bekannt, als die
       kleine sorbische Zeitung Serbske Nowiny einen Leserbrief veröffentlichte.
       Darin schildert ein Augenzeuge, wie eine Gruppe vermummt auftretender
       Jugendlicher die Konfrontation regelrecht sucht. Bei einer Disco des
       Sorbischen Gymnasiums Bautzen seien zunächst sorbisch sprechende
       Jugendliche ausgespäht worden.
       
       Auf dem Heimweg lauerte ihnen eine Gruppe von etwa 15 Personen auf und
       beschimpfte sie als „Sorbenschweine“. Fliehende wurden bis an ihre Autos
       verfolgt. Nur eine von mehreren Aktionen in den Lausitzer Dörfern. Nur
       wenige Betroffene erstatteten Anzeige – viele fürchteten Racheakte.
       
       Die etwa 60.000 Sorben in Brandenburg und Sachsen sind die verbliebene
       Minderheit der Slawen, die bis vor etwa tausend Jahren hier die Mehrheit
       stellten. Beschimpfungen der damals so genannten Wenden durch Deutsche habe
       es schon im Mittelalter gegeben, sagt der Sorbe Heiko Kosel.
       
       ## Im Sorbenland ist man an solche Taten gewöhnt
       
       Der Rechtsanwalt saß bis 2014 für die Linke im Sächsischen Landtag. Die
       Nazis verfolgten jegliches sorbische Brauchtum und die Sprache. Auch in der
       DDR verstummten Ressentiments trotz offizieller Sorbenpflege nie ganz.
       Benedikt Dyrlich, ehemaliger Chefredakteur der Serbske Nowiny, erinnert
       sich an seine Kindheit: „Wenn meine Mutter mit mir in sorbischer Tracht zum
       Arzt ging, wurden ihr auch Schimpfworte nachgerufen.“
       
       Dyrlichs Bruder renoviert Kruzifixe für die Slawenapostel Cyrill und
       Method, die in jüngerer Zeit wieder häufiger beschmiert oder zerstört
       werden. Im Sorbenland ist man an solche Einzeltaten gewöhnt. „Man wird
       inzwischen aber schon angepöbelt, weil man beim Einkauf oder in der
       Gaststätte sorbisch spricht. Das gab es seit der Nazizeit so nicht mehr“,
       ist zu hören. Bezüglich der tätlichen Übergriffe spricht auch Dyrlich von
       einer neuen Qualität. „Ich möchte vom OAZ wissen, ob es sich nur um
       spontane Täter oder um dauerhaft organisierte Gruppen handelt“, sagt der
       Exchefredakteur.
       
       Die Sprecherin des Abwehrzentrums mit Sitz in Leipzig bittet noch um
       Geduld. Voraussichtlich Ende April könne man die Ermittlungen abschließen.
       Für einen Haftbefehl gegen die sieben Jugendlichen reiche die Schwere des
       Tatverdachts aber nicht aus. Durch den erhöhten Verfolgungsdruck sei es
       seit November 2014 jedoch nicht mehr zu organisierten Übergriffen gekommen.
       
       2 Apr 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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