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       # taz.de -- Hinrichtungen in Utah: Sie schießen wieder
       
       > Verurteilte Straftäter können in Utah künftig notfalls von
       > Exekutionskommandos erschossen werden. „Ein kleines bisschen grauenhaft“
       > sei das, gibt der Gouverneur zu.
       
   IMG Bild: Spuren: Drei Todestraktinsassen wurden in Utah seit 1976 erschossen.
       
       SALT LAKE CITY ap | Zum Tode verurteilte Straftäter dürfen im US-Staat Utah
       bei einem Mangel an Giftspritzen im Notfall von Exekutionskommandos
       erschossen werden. Gouverneur Gary Herbert unterschrieb am Montag ein
       Gesetz, das im Notfall solche Hinrichtungen ermöglicht. Utah ist somit der
       erste und einzige Staat, in dem dies von nun an erlaubt ist.
       
       Herbert sagte, er finde, die Methode sei „ein kleines bisschen grauenhaft“.
       Doch gebe sie dem Staat eine Ausweichmöglichkeit, sollten Exekutionen per
       Todesspritze nicht möglich sein.
       
       „Wir bedauern, wenn jemand jemals die abscheuliche Tat eines
       schwerwiegenden Mordes begeht, um die Todesstrafe zu verdienen. Und wir
       bevorzugen die primäre Methode der Giftspritze, wenn solch eine Strafe
       erlassen wird“, sagte Herberts Sprecher Marty Carpenter. „Dennoch ist es
       die Verpflichtung der Exekutive, diese rechtmäßige Entscheidung
       durchzusetzen, wenn eine Jury diese getätigt hat und ein Richter einen
       Hinrichtungsbefehl angeordnet hat.“
       
       Die Bestätigung der Maßnahme in Utah ist bezeichnend für den Frust einiger
       US-Staaten über fehlgeschlagene Hinrichtungen und eine Knappheit an
       Mitteln, die für die Tötung per Spritze benötigt werden. Utah hatte deshalb
       wie andere Bundesstaaten nach Alternativen gesucht, nachdem eine Exekution
       per Giftspritze in Oklahoma im vergangenen Jahr schiefgegangen war. Eine
       weitere in Arizona hatte fast zwei Stunden gedauert.
       
       Der Republikaner Paul Ray, der die Kommandos ins Gespräch gebracht hatte,
       bezeichnete die Erschießungen als menschlichere Form von Hinrichtungen.
       „Wir würden gerne eine funktionierende Todesspritze bekommen, so dass wir
       damit weitermachen können. Aber falls nicht, haben wir jetzt einen
       Backup-Plan“, hatte Ray gesagt. Gegner führen an, die Methode sei
       barbarisch und stelle den Staat in ein schlechtes öffentliches Licht.
       
       ## Gift oder Schuss?
       
       Der Entwurf des Gesetzes sieht vor, dass ein Erschießungstrupp dann zum
       Einsatz kommt, wenn die tödlichen Injektionsmittel nicht bis 30 Tage vor
       der Hinrichtung zur Hand sind. Bis zur nächsten Exekution könnte es in Utah
       jedoch möglicherweise noch Jahre dauern.
       
       In dem konservativen Staat hatten zum Tode verurteilte Häftlinge bis vor
       fast einem Jahrzehnt die Wahl, ob sie von einem Exekutionskommando
       erschossen werden wollen. Diese Wahl wurde 2004 von den Abgeordneten des
       Staates abgeschafft. Ihrer Ansicht nach erzeugte diese Maßnahme eine
       übermäßige Medienaufmerksamkeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit habe
       sich zudem weg von den Opfern und hin zu den Mördern gerichtet, hieß es
       damals.
       
       Utah war der einzige Staat, der in den vergangenen vier Jahrzehnten solch
       eine Hinrichtung ausführte. Seit der Oberste Gerichtshof der USA die
       Todesstrafe 1976 wieder in Kraft setzte, wurden drei Todestraktinsassen in
       dem Staat erschossen, zuletzt 2010. Damals wurde Ronnie Lee Gardner von
       fünf Polizeibeamten mit Gewehren hingerichtet, weil er einen Barkeeper
       getötet hatte. Während eines Fluchtversuchs aus dem Gerichtssaal im Jahr
       1985 hatte er später einen Anwalt erschossen und einen Gerichtsdiener
       verletzt.
       
       24 Mar 2015
       
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