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       # taz.de -- Blockupy in Frankfurt: Kein Stein flog gegen Flüchtlingsheim
       
       > Blockupy soll ein Flüchtlingsheim angegriffen haben, hieß es. Jetzt ist
       > klar: Nicht das Heim, sondern ein nahes Hotel wurde durch Steinwürfen
       > beschädigt.
       
   IMG Bild: Die Vorwürfe gegen Blockupy seien „völliger Quatsch“, so Mitarbeiter des Heims des Kolpingwerkes
       
       BERLIN taz | Der Vorwurf wog schwer, politisch vermutlich schwerer als
       alles, was Polizei und Innenminister gegen das Blockupy-Bündnis
       vorbrachten: „Es ist nicht hinzunehmen, dass unbeteiligte Menschen bedroht
       und eine Unterkunft von minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen mit
       Pflastersteinen beschädigt wird." [1][Das erklärte am Mittwoch der
       Bundessekretär des Kolpingwerkes Deutschland], Ulrich Vollmer. Er bezog
       sich auf eine Kolping-Einrichtung in der Straße Allerheiligentor im
       Frankfurter Ostend, in der 20 Flüchtlinge leben.
       
       Doch gegen diese Gebäude flog am Mittwoch kein Stein, alle Scheiben blieben
       ganz. Durch Steinwürfe beschädigt wurde lediglich die Tür eines ebenfalls
       vom Kolpingwerks betriebenen, kommerziellen Hotels in der Langen Straße.
       Das befindet sich aber um die Ecke in einem separaten Gebäude. Es hat
       lediglich denselben Träger.
       
       Bei Telefonaten am Freitag hatten weder die Leiterin der Einrichtung,
       Claudia Menesch, noch der Sprecher des Kolpingwerks Deutschland, Martin
       Grünewald, diesen Unterschied für erwähnenswert gehalten. Grünewald hatte
       vielmehr die Forderung bekräftigt, die Vertreter der Blockupy-Bewegung
       mögen sich „gegenüber den betroffenen Flüchtlingen entschuldigen“.
       
       Am Freitag war das Blockupy-Bündnis mit Recherchen beschäftigt, es hatte
       den Vorwurf auf Nachfrage weder bestätigt noch abgestritten. Erst am
       Samstag wies es den Vorwurf [2][in einer Stellungnahme zurück]. „Die
       Unterkunft ist nicht beschädigt worden“, sagte auch ein Mitarbeiter der
       Wohneinrichtung am Samstag der taz. Dass die Flüchtlinge am
       Mittwochvormittag im Haus bleiben sollten, habe daran gelegen, dass die
       Polizei Wasserwerfer postiert hatte. Andere Beschäftigte, die nicht zitiert
       werden wollten, nannten die Vorwürfe gegen Blockupy „völliger Quatsch“. Die
       Forderung nach einer Entschuldigng habe der Bundesverband in Köln
       aufgestellt. Der reagierte am Samstag nicht auf Anfrage.
       
       ## Sollte Demo diskreditiert werden?
       
       Hat das Kolpingwerk versucht, Flüchtlinge zu Blockupy-Opfern zu machen und
       damit die Demos zu diskreditieren? So sehen es Aktivisten des Bündnisses.
       „Blockupy setzt sich von jeher für die Rechte und die Sicherheit von
       Geflüchteten und gegen die mörderische Abschottungspolitik der EU ein“,
       schrieben sie am Samstag.
       
       Antirassistische Netzwerke hätten nach Frankfurt mobilisiert, viele
       Flüchtlinge seien am 18. März mit auf der Straße gewesen. Sie verwiesen
       darauf, dass viele Blockupy AktivistInnen sich regelmäßig an
       Demonstrationen gegen Pegida und Naziaufmärschen beteiligen und „hierbei
       mehrfach Flüchtlingswohnheime mit ihren eigenen Körpern vor rechten
       Schlägertrupps geschützt“ hätten.
       
       Der Versuch, einiger Rechtsradikaler, mit [3][nationalistischen Parolen in
       den Demos Fuß zu fassen] sei „absurd". Sie seien auf Anweisung des
       Blockupy-Anmelders Ulrich Wilken „von Ordner_innen herausgedrängt“ worden.
       
       Update der Redaktion, 23. März 2015: 
       
       Das Kolpingwerk in Köln bestand am Montag gegenüber der taz darauf, dass es
       sich um denselben Gebäudekomplex handele. Bundessekretär Ulrich Volmer
       hatte in der vergangenen Woche deshalb eine „Entschuldigung bei den
       betroffenen Flüchtlingen“ gefordert. „Es ist nicht hinzunehmen, dass
       unbeteiligte Menschen bedroht und eine Unterkunft von minderjährigen,
       unbegleiteten Flüchtlingen mit Pflastersteinen beschädigt wird.“
       
       Das Kolpingwerk verwies am Montag darauf, dass der Blockupy-Anmelder, der
       hessische Linken-Abgeordnete Ulrich Wilken, sich schließlich bereits
       entschuldigt habe. Doch der mag als Kronzeuge nicht herhalten: Er habe sich
       sehr wohl für die zerstörte Scheibe entschuldigt, nicht aber für einen
       Angriff auf ein Flüchtlingswohnheim, „denn den hat es nicht gegeben“, sagte
       Wilken am Montag der taz.
       
       21 Mar 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.kolping.de/php/evewa2.php
   DIR [2] http://blockupy.org/5916/refugees-are-welcome-here-klarstellung-zu-den-ereignissen-am-kolpingwerk/
   DIR [3] /Aufarbeitung-der-Proteste/!156824/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
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