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       # taz.de -- Anti-Terror-Einsatz: Die Pannen-Polizei
       
       > KOMMENTAR ZUM TERROR-EINSATZ
       
   IMG Bild: Hat ein Problem: Bremens Innensenator Ulrich Mäurer
       
       Vor genau einer Woche war Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) noch
       stolz auf den Anti-Terror-Einsatz seiner Polizei am 28. Februar – stolz
       verwies er auf den Zuspruch, „den wir aus der Bevölkerung erhalten haben“
       und erklärte vollmundig: „Wir haben dafür gesorgt, dass das Leben
       weitergeht in dieser Stadt.“
       
       Das war natürlich großes Wahlkampfgerede. Die Polizei hatte bei ihrem
       Anti-Terror-Einsatz an diesem Tag weder einen Terroristen gefunden noch
       Waffen, auch die Durchsuchungen hatten kein Anhaltspunkte für eine
       "Staatsgefährdung" ergeben. Das wusste Mäurer und er hätte, wenn er ehrlich
       gewesen wäre, die ernüchternde Wahrheit benennen müssen: Entweder gab es
       gar keine Waffen und Terroristen - oder es gab sie und die Polizei hat sie
       nicht gefunden. Stattdessen inszenierte er sich als harter Polizeisenator,
       der die CDU und die AfD in den Schatten stellt und die Terroristen mit
       einer martialischen Polizei-Präsenz auf dem Marktplatz in die Mauselöcher
       treibt.
       
       Was Bremens Innensenator gestern über die Pannen beim Anti-Terror-Tag
       mitteilen musste, wird genau das Gegenteil bewirken: Stundenlang wurde die
       terrorverdächtige Moschee IKZ nicht überwacht, den Gremien der Bürgerschaft
       wurde die Unwahrheit gesagt. Und die Geschichte mit dem „Zahlendreher“, der
       dazu geführt habe, dass eine harmlose Familie martialisch festgenommen und
       sechs Stunden lang auf der Wache gehalten wurde, war schlicht erlogen: Es
       gab nur ein verdächtig französisches Autokennzeichen und dann
       Ermittlungsschlamperei.
       
       Die Staatsanwaltschaft hat derweil ein Ermittlungsverfahren gegen die
       moslemische Gemeinde eingeleitet – nicht wegen terroristischer Gefahren,
       dafür gibt es keine Anhaltspunkte, sondern weil die Gemeinde sich wehrt und
       den peinlichen Durchsuchungsbeschluss öffentlich gemacht hat. 60
       Maschinenpistolen seien „bis Mitte Dezember 2014 an die dem IKZ
       nahestehenden Personen verteilt“ worden, steht darin. Der Innensenator
       musste gestern einräumen, dass er bis heute nicht weiß, ob das stimmt. Bis
       heute gibt es auf die Frage, wer die Geschichte mit den 60 Uzis zuerst
       erzählt hat, keine offizielle Antwort. Vermutlich aus einem einfachen
       Grund: Sie wäre höchst peinlich.
       
       18 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Wolschner
   DIR Klaus Wolschner
       
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