URI: 
       # taz.de -- Kommentar deutsche Israel-Politik: Netanjahu unter Druck setzen
       
       > Die Bundesregierung hat bislang den Rechtsruck in Israel ignoriert. Jetzt
       > sollte sie gemeinsam mit der EU Sanktionen verhängen und Palästina
       > anerkennen.
       
   IMG Bild: Sagt Merkel, wo es langgeht: Israels Premier Benjamin Netanjahu.
       
       Das Zionistische Lager um Jitzchak Herzog hat sein Wahlziel verfehlt, aber
       dennoch einen großen Erfolg erzielt. Sein gutes Umfrageergebnis zwang
       Benjamin Netanjahu zur Aussage, dass es mit ihm keinen Palästinenserstaat
       geben wird. Das ist zwar de facto schon seit Längerem die Politik des
       israelischen Ministerpräsidenten, wurde aber bislang von verbalen
       Bekenntnissen zur Zweistaatenlösung übertüncht. Der sogenannte
       Friedensprozess, der auch in Papieren der Bundesregierung noch immer als
       Begriff auftaucht, ist längst ein potemkinsches Dorf.
       
       Die Bundesregierung hat aus ebenso guten historischen wie falschen
       aktuellen Gründen in den letzten Jahren den Rechtsruck in Israel ignoriert.
       Zwischen der Hamas, die Raketen aus Gaza schickt, und der
       Netanjahu-Regierung war die Palästinenserregierung unter Mahmud Abbas
       eingeklemmt und zur Erfolglosigkeit verdammt.
       
       Die Bundesregierung hat die Fatah-Politik der einseitigen Ausrufung eines
       Palästinenserstaates nicht unterstützt. Ihre Argumentation: Eine umfassende
       Nahost-Friedensregelung sei Vorbedingung für eine Aufwertung der
       Palästinenser. Diesen Frieden, so hat Netanjahu nun verkündet, wird es
       nicht geben. Wenn es die Bundesregierung mit dem Engagement für eine
       Nahostlösung ernst meint, müsste sie jetzt die einseitige Anerkennung
       Palästinas vorantreiben und – gemeinsam mit der EU – Netanjahu mit
       Sanktionen unter Druck setzen.
       
       Das wäre im Übrigen keine antiisraelische, nicht einmal eine
       antizionistische Politik. Inzwischen ziehen zahlreiche junge Israelis nach
       Berlin. Dass sie in ihrem Land keine Perspektive mehr sehen, ist auch die
       Konsequenz einer deutschen Politik, die nicht wahrhaben will, dass Israel
       zunehmend von nationalreligiösen Extremisten geprägt wird.
       
       18 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Martin Reeh
       
       ## TAGS
       
   DIR Bundesregierung
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Palästina
   DIR Israel
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR palästinensische Autonomiebehörde
   DIR Knesset
   DIR Barack Obama
   DIR Parlamentswahl
   DIR Israel
   DIR Israel
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Likud
   DIR Likud
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Likud
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Zionistische Union
   DIR Israelkritik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Palästinensische Autonomiebehörde: Israel will Gelder freigeben
       
       Die israelische Regierung kündigt an, einbehaltene Steuern und Zölle an die
       Autonomiebehörde zu überweisen. Grund seien humanitäre und
       Sicherheitserwägungen.
       
   DIR Israelischer Ministerpräsident Netanjahu: Regierungsmehrheit sicher
       
       Benjamin Netanjahu hat die nötige Mehrheit für die Bildung einer
       Koalitionsregierung gefunden. Mindestens 67 Knesset-Abgeordnete
       unterstützen ihn.
       
   DIR Netanjahu nach der Wahl in Israel: Wieder für Zweistaatenlösung
       
       Nach dem Wahlsieg des Likud übt US-Präsident Obama Druck auf Netanjahu aus.
       Der nimmt derweil seine Aussage zurück, er sei gegen die Zweistaatenlösung.
       
   DIR US-Reaktionen auf Israel-Wahl: „SIEG. Sorry, Obama!“
       
       Nach dem Wahlsieg Benjamin Netanjahus in Israel jubeln in den USA Rechte
       und Neocons. Die Obama-Regierung reagiert ungewohnt lakonisch.
       
   DIR Deutsche Reaktionen nach Israel-Wahl: Die Skepsis überwiegt
       
       SPD, Grüne und Linkspartei bezweifeln, dass nach Netanjahus Wahlsieg noch
       eine Friedenslösung möglich ist. Zufrieden ist nur die CDU.
       
   DIR Kommentar Wahl in Israel: Regierung ohne Feigenblatt
       
       Benjamin Netanjahu hat die Wahl gewonnen. Für die Palästinenser bedeutet
       das nichts Gutes. Immerhin wissen sie jetzt, woran sie sind.
       
   DIR Israelische Wahlparty in Berlin: Hoffnung auf bessere Zeiten
       
       Die Wiederwahl von Netanjahu hat auch Auswirkungen auf das Leben von
       Israelis, die im Ausland leben. Besuch einer Wahlparty in Berlin.
       
   DIR Nach der Wahl in Israel: Netanjahu triumphiert
       
       Der erneute Rechtsruck kommt überraschend: Allen Umfragen zum Trotz konnte
       sich das Zionistische Lager nicht durchsetzen.
       
   DIR Wahl in Israel: Patt zwischen Netanjahu und Herzog
       
       Prognosen deuten ein besseres Abschneiden des Likud an, als es die Umfragen
       vorhergesagt hatten. Die Regierungsbildung dürfte einige Wochen dauern.
       
   DIR Debatte Wahl in Israel: Die neue arabische Eintracht
       
       Arabische Kommunisten, Nationalisten und Islamisten treten im Bündnis an.
       Sie könnten auf Platz drei landen – und der Minorität Gewicht verleihen.
       
   DIR Wahl in Israel: Zwei gegen Netanjahu
       
       Erstmals seit 15 Jahren könnte in Israel wieder eine Mitte-links-Koalition
       regieren. Das Tandem Jitzchak Herzog und Zipi Livni liegt in den Umfragen
       vorne.
       
   DIR Menschenrechtler über Israel: „Wir werden diffamiert“
       
       Auch ohne Netanjahu wird sich für die Palästinenser nichts ändern, sagt
       Hagai El-Ad. Warum die Besatzung andauern wird und Gespräche kein
       Selbstzweck sind.
       
   DIR Netanjahu wittert Verschwörung: „Nur nicht Bibi“
       
       Fremde Mächte wollen ihn stürzen, mutmaßt Israels Ministerpräsident
       Benjamin Netanjahu. Dass er selbst Teil des Problems sein könnte, kommt ihm
       nicht in den Sinn.
       
   DIR Debatte Antisemitismus: Die Empörung ist verzerrt
       
       Die größte Gefahr für Juden in Deutschland geht nach wie vor von Neonazis
       aus. Und nicht etwa von arabischen Jugendlichen.