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       # taz.de -- Kommentar Hinrichtungen in Pakistan: Fatale Ersatzhandlung
       
       > Dass die Todesstrafe jetzt wieder vollstreckt wird, soll entschlossenes
       > Vorgehen signalisieren, zeugt aber nur von Hilflosigkeit und
       > Politikversagen.
       
   IMG Bild: Nach einem Bombenanschlag am Montag in Lahore: Der Vollzug der Todesstrafe schreckt die Attentäter nicht ab
       
       Eine Todesstrafe, die nicht vollstreckt wird, schreckt nicht ab. Das mögen
       viele in Pakistan denken und damit die Aufhebung des Moratoriums
       befürworten, das die Regierung kürzlich verkündet und inzwischen umzusetzen
       begonnen hat.
       
       Diese Einschätzung stimmt insofern, als die Todesstrafe ohnehin nicht
       abschreckend wirkt, wie viele Untersuchungen längst gezeigt haben. Die
       Todesstrafe ist nicht nur zutiefst inhuman, sondern letztlich auch
       wirkungslos.
       
       Im Fall Pakistan, wo Gewalt weit verbreitet ist und nur selten geahndet
       wird, kommt hinzu, dass Todesstrafen von einer Justiz auf der Basis von
       Polizeiermittlungen verhängt werden, die beide zutiefst korrupt, sozial
       ungerecht und oft nicht rechtsstaatlich sind. Die Folter von Angeklagten
       und Zeugen ist nur ein Beispiel.
       
       Unter solchen Bedingungen hat die Todesstrafe noch weniger mit
       Gerechtigkeit zu tun, sondern wird entweder zu billiger PR, zum Geschäft
       oder zum Politikum. Sie trifft vor allem jene, die sich nicht freikaufen
       können, deren Hinrichtung aus populistischen Gründen opportun erscheint
       oder die machtpolitisch gewollt ist.
       
       Pakistan leidet seit Jahren unter dem Terror religiöser Extremisten. Nur
       wenige Täter werden gefasst, noch weniger verurteilt. Denn Politiker und
       Militärs nutzen die Extremisten immer wieder zur Verfolgung politischer
       Ziele. In Afghanistan und im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs nutzt
       Pakistan den islamistischen Terror, um dortige Regierungen unter Druck zu
       setzen.
       
       Doch hat der Terror längst Pakistan erreicht. Die Regierung hat sich bei
       seiner Bekämpfung als unfähig und machtlos erwiesen, das Militär als sehr
       selektiv. Wenn die Regierung also jetzt die Todesstrafe wieder vollstreckt,
       ist das eine Ersatzhandlung. Sie soll entschlossenes Vorgehen
       signalisieren, zeugt aber nur von Hilflosigkeit und Politikversagen.
       
       17 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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