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       # taz.de -- Neues Jagdrecht in Nordrhein-Westfalen: Aufstand der Jagdlobby
       
       > Mit Jagdhörnern wollen Jäger und Landleute am Mittwoch gegen das geplante
       > neue Jagdrecht anblasen. Die größte Oppositionsfraktion steht Gewehr bei
       > Fuß.
       
   IMG Bild: Die meisten Jäger wollen das Jagdrecht nicht ändern.
       
       DÜSSELDORF dpa | Das geplante neue Jagdrecht für Nordrhein-Westfalen
       mobilisiert in dieser Woche noch einmal massiv seine Gegner. Die CDU
       beschloss am Dienstag nach Angaben aus der Landtagsfraktion einstimmig
       einen umfangreichen Änderungsantrag zum rot-grünen Gesetzentwurf.
       
       Darin nimmt die größte Oppositionsfraktion alle zentralen Kritikpunkte der
       Jäger auf. Einschränkungen der Jagd werden in 86 Einzelpunkten abgelehnt,
       ebenso eine Wiedereinführung der Jagdsteuer. Die CDU wolle damit
       Schadensbegrenzung betreiben, erklärte der umweltpolitische Sprecher der
       Fraktion, Rainer Deppe.
       
       Die Landesregierung will im Frühjahr ein neues Jagdrecht mit ökologischer
       Ausrichtung mit ihrer rot-grünen Mehrheit durch den Landtag bringen.
       Dagegen wollen an diesem Mittwoch Jäger, Waldbauern, Grundbesitzer,
       Landwirtschaftsfunktionäre und weitere Akteure des ländlichen Raums aus
       zehn Landesverbänden vor dem Düsseldorfer Landtag demonstrieren.
       
       Sie rechnen mit mehreren Tausend Teilnehmern, die der Regierung mit
       Jagdhörnern und Beschallungswagen den Marsch blasen wollen. Am 25. März
       beschäftigt sich der Umweltausschuss des Landtags mit der Novelle.
       
       Die gemeinsame Kernaussage der Kritiker lautet: „Wir sehen zu dem geltenden
       Gesetz keinen Änderungsbedarf. Jäger sind auch Naturschützer.“ Der
       Grundbesitzerverband NRW sieht sich mit dieser Auffassung in guter
       Gesellschaft mit der Mehrheit der Bevölkerung. In einer repräsentativen
       Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Emnid für den Verband stimmten 93
       Prozent der Befragten zu, dass Jäger zum Natur- und Artenschutz beitragen
       sollen. 13 Prozent stimmten der Aussage zu: „Jäger töten Wildtiere nur aus
       reiner Freude.“
       
       Das Gesetzesvorhaben der Landesregierung sieht zahlreiche Verbote für Jäger
       vor: Hauskatzen dürften dann nicht mehr geschossen werden, Hunde nur noch
       in Ausnahmefällen. Verboten werden sollen Totschlagfallen und die Baujagd
       mit Hunden ebenso wie die Jagdhundeausbildung an flugunfähigen Enten. Die
       Liste der jagdbaren Arten wird verkleinert.
       
       ## Bisam, Wolf und Komoran auf die Abschussliste
       
       Die Gegner lehnen all dies ab. Die CDU spricht sich in ihrem 50-seitigen
       Änderungsantrag sogar dafür aus, die Liste der jagdbaren Arten auszuweiten.
       Neu aufgenommen werden sollen demnach etwa Bisam, Nutria, Wolf und
       Kormoran. Lediglich Tiere, die in NRW auf absehbare Zeit keine artgerechten
       Lebensräume vorfinden oder hier seit langem nicht mehr vorkommen, sollen
       aus dem Katalog herausgenommen werden. Dazu zählen etwa Steinbock,
       Murmeltier, Schneehasen, Alpenschneehuhn und Seehunde.
       
       Diese Tierarten seien vor Jahrzehnten vom Bundesjagdgesetz in Landesrecht
       übernommen worden, erläuterte ein Sprecher des Landesjagdverbands. "Der
       Seehund ist seit 1953 darin, ist aber in NRW noch kein einziges Mal erlegt
       worden."
       
       Nach Zahlen des Deutschen Jagdverbands ist die Zahl der Jäger in NRW im
       vergangenen Jahr um 5,4 Prozent auf über 87 000 gewachsen. Bundesweit stieg
       die Zahl der Jagdscheinbesitzer nur um rund 2,1 Prozent auf fast 370 000.
       
       17 Mar 2015
       
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