URI: 
       # taz.de -- Besuch des ukrainischen Präsidenten: Steinmeier mahnt Reformen an
       
       > Am Jahrestag des Krim-Referendums besucht Poroschenko Berlin. Er möchte
       > einen härteren Kurs gegen Russland. Steinmeier sicherte Hilfe zu,
       > forderte aber auch.
       
   IMG Bild: Wurde mit militärischen Ehren in Berlin empfangen: Petro Poroschenko.
       
       BERLIN dpa | Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat der
       Ukraine weitere Hilfe versprochen, aber auch die Umsetzung geplanter
       Reformen angemahnt. Als Beispiele nannte er unmittelbar vor dem
       Berlin-Besuch von Präsident Petro Poroschenko den Kampf gegen die immer
       noch weit verbreitete Korruption und Maßnahmen für eine bessere Verwaltung.
       Die Ukraine könne aber weiter auf die „volle Unterstützung“ Deutschlands
       bauen, sagte Steinmeier der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Poroschenko wurde am Montag zunächst von Bundespräsident Joachim Gauck am
       Schloss Bellevue mit militärischen Ehren empfangen. Anschließend war ein
       Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geplant. Der Besuch findet
       am ersten Jahrestag des Referendums über die Abspaltung der Krim von der
       Ukraine statt. Der Westen hatte die anschließende Annexion der Krim durch
       Russland als Völkerrechtsbruch kritisiert und deshalb Sanktionen verhängt.
       
       Poroschenko forderte vor den Gesprächen in Berlin, Russland das
       Gastgeberrecht für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zu entziehen.
       Zugleich verlangte er eine Verlängerung der westlichen Sanktionen gegen
       Moskau mindestens bis zum Jahresende.
       
       Die von Russland unterstützten Separatisten hielten die vereinbarte
       Waffenruhe in der Ostukraine nicht ein und zögen wohl auch nicht alle
       schweren Waffen von der Frontlinie ab, sagte er der Bild-Zeitung. Von der
       Bundesregierung fordert Poroschenko mehr Militärhilfe, etwa
       „Radaraufklärung, Drohnen, Funk- und Nachtsichtgeräte“.
       
       ## Lage noch „fragil“
       
       Steinmeier sagte, die Waffenruhe im Osten der Ukraine sei immer noch
       „fragil“, aber sie halte an den meisten Orten. Auch beim Abzug schwerer
       Waffen gebe es Fortschritte. Der Außenminister fügte hinzu: „Wir dürfen
       jetzt nicht nachlassen. Wir müssen mit aller Kraft darauf hinarbeiten, das
       Erreichte zu stabilisieren und den Einstieg in den in Minsk vorgezeichneten
       politischen Prozess zu erreichen.“
       
       Die Friedensvereinbarungen von Minsk, die unter Vermittlung von Deutschland
       und Frankreich zustande kamen, sind seit Mitte Februar in Kraft. Dazu
       gehören auch die Freilassung aller Gefangenen und der Abzug aller schweren
       Waffen aus der Region. Darüber hinaus hatten sich alle Seiten auf einen
       Fahrplan zur politischen Stabilisierung verständigt. Die prorussischen
       Separatisten und die ukrainischen Regierungstruppen beschuldigen sich
       gegenseitig, die Beschlüsse zu missachten. In praktisch allen Bereichen ist
       man zeitlich im Verzug.
       
       Kremlchef Wladimir Putin lässt unterdessen die Gefechtsbereitschaft von
       Streitkräften im westlichen Wehrbezirk sowie bei der Nordflotte und den
       Luftlandetruppen prüfen. Insgesamt seien 38 000 Soldaten, mehr als 40
       Schiffe, etwa 15 U-Boote und 110 Flugzeuge betroffen, sagte
       Verteidigungsminister Sergej Schoigu der Agentur Interfax. Heimathafen der
       Nordflotte ist Seweromorsk nahe der Grenze zu Norwegen. Hauptquartier des
       Westbezirks ist St. Petersburg. Zudem nimmt ein russisches Schiff im
       Kaspischen Meer an Übungen teil.
       
       16 Mar 2015
       
       ## TAGS
       
   DIR Frank-Walter Steinmeier
   DIR Russland
   DIR Ukraine
   DIR Petro Poroschenko
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Ukraine
   DIR Moskau
   DIR Ukraine
   DIR Petro Poroschenko
   DIR Propaganda
   DIR Wladimir Putin
   DIR Separatisten
   DIR Anna Politkowskaja
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Sowjetunion
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fußball in der Ukraine: Verblüffende Einheitsfront
       
       Die Notlage in der Ukraine lässt die Profiliga schrumpfen. Unter Ultras und
       Hooligans herrscht plötzlich ein Burgfrieden.
       
   DIR Feierlichkeiten zur Krim-Annexion: Schwelgen in der Vergangenheit
       
       Begeistert empfangen Tausende Moskauer Präsident Putin zur Jubiliäumsfeier
       der Krim-Annexion. Der beschwört die Einheit Russlands.
       
   DIR Menschenrechtler über Lage auf der Krim: Entführungen und Folter
       
       Oppositionelle werden drangsaliert, Journalisten eingeschüchtert. Amnesty
       International legt eine verheerende Bilanz der Krim-Annexion vor.
       
   DIR Konflikt in der Ukraine: Moskau lehnt Autonomiegesetz ab
       
       Noch in dieser Woche will Kiew ein Gesetz zur Autonomie der Ostukraine
       beschließen. Russland geht das nicht weit genug. Es sei „etwas völlig
       anderes“ vereinbart worden.
       
   DIR Kommentar Film über Krim-Besetzung: Putins Prawda
       
       Der russische Präsident tritt wieder öffentlich auf und redet Klartext über
       die Krim. Die imperiale Lüge ist nun wirklich nicht mehr zu übersehen.
       
   DIR Regierung und Opposition in Russland: Mafia in Moskau
       
       Die willkürliche Gewalt in Russland erreicht mit dem Nemzow-Mord eine neue
       Qualität. Das Land entwickelt sich zu einer Diktatur der reinen
       Selbsterhaltung.
       
   DIR Ostukraine - zwischen Ost und West: Haltestelle Charkiw
       
       Die Stadt Charkiw hat sich anders als Donezk oder Luhansk nicht als
       „Volksrepublik“ abgespalten. Die Menschen gehen hier eigene Wege.
       
   DIR Presse in Russland: Die „Neue Zeitung“ sieht alt aus
       
       Dem oppositionellen Blatt „Nowaja Gaseta“ droht im Mai das Aus – zumindest
       im Print. Der Chefredakteur spricht von finanziellen Schwierigkeiten.
       
   DIR US-Senator kritisiert Steinmeier: Der „unglaubwürdige“ Außenminister
       
       Ein Diplomat war der republikanische Senator John McCain noch nie. Jetzt
       hat er Außenminister Frank-Walter Steinmeier während dessen US-Reise
       „beleidigt“.
       
   DIR Buch über Osteuropapolitik und Russland: Das politische Gedächtnis reicht kurz
       
       „Russland verstehen“ ist eine Nachhilfestunde in osteuropäischer Politik
       der letzten Jahre. Trotzdem ist es keine Entschuldigungsschrift für Putin.