URI: 
       # taz.de -- Flüchtlingspolitik in Sachsen-Anhalt: Mehr Betreuung für Ehrenamtliche
       
       > Der Ex-Bürgermeister von Tröglitz hat nach seinem Rückzug einen
       > „Integrationsbetreuer“ gefordert. Zudem will das Land nun besser vor
       > Protestkundgebungen schützen.
       
   IMG Bild: Hier hätten die Flüchtlinge in Tröglitz untergebracht werden sollen.
       
       HALLE/MAGDEBURG afp/dpa | Der zurückgetretene Bürgermeister von Tröglitz in
       Sachsen-Anhalt hat sich für die Einsetzung von Integrationsbetreuern
       ausgesprochen, um die steigende Zahl der Flüchtlinge besser zu bewältigen.
       Markus Nierth (parteilos) sagte der Mitteldeutschen Zeitung vom Freitag,
       zwar sei in seinem Ort ein Sozialbetreuer für die Asylbewerber vorgesehen.
       Benötigt werde aber auch ein „Integrationsbetreuer“ als Ansprechpartner für
       die Bevölkerung, weil eine Sozialstruktur fehle, „in der sich Ehrenamtliche
       automatisch einbringen“.
       
       Sachsen-Anhalt will als Konsequenz aus dem Rücktritt des Bürgermeisters
       Ehrenamtliche besser vor Protestkundgebungen schützen. Das Innenministerium
       gab in einem am Donnerstag vorgelegten Erlass den zuständigen
       Versammlungsbehörden Empfehlungen zum Umgang mit Demonstrationen vor den
       Wohnhäusern ehrenamtlich Tätiger, wie es in einer Mitteilung in Magdeburg
       hieß.
       
       Wenn die Demonstrationen etwa das Ziel hätten, psychischen Druck zu
       erzeugen, oder den Willen der Ehrenamtlichen zu beugen, sollten die
       Behörden die Versammlungen beschränken oder verbieten. In der
       Rechtsprechung seien Schutzzonen mit einem Radius von 500 Metern um das
       entsprechende Grundstück schon für erforderlich erachtet worden, heißt es
       in dem Erlass.
       
       In Tröglitz beim Naumburg waren über Wochen eigens angereiste Rechtsextreme
       und auch Bürger gegen die Unterbringung von 40 Asylbewerbern auf die Straße
       gegangen. Der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Nierth (parteilos) hatte sein
       Amt niedergelegt, weil auch vor seinem Wohnhaus demonstriert werden sollte
       und er sich vom Landkreis, der Bevölkerung und den Parteien nicht
       ausreichend geschützt und unterstützt fühlte.
       
       Der ehrenamtlich tätige Bürgermeister war vergangene Woche zurückgetreten,
       weil Rechtsextreme vor seinem Wohnhaus gegen die Aufnahme von Flüchtlingen
       in der Gemeinde demonstrieren wollten. Nierth sah sich und seine Familie
       vom Landratsamt und anderen Behörden nicht ausreichend geschützt und zog
       die Konsequenzen. Der Bürgermeister hatte zuvor versucht, wegen der
       geplanten Aufnahme der Flüchtlinge auch unter den Bürgern zu vermitteln. Ab
       Mai sollen 40 Flüchtlinge in Tröglitz untergebracht werden.
       
       Nierths Rücktritt hatte für Bestürzung gesorgt und ihm zahlreiche
       Solidaritätsbekundungen eingebracht. Er sagte der "Mitteldeutschen
       Zeitung", dass ihn und seine Familie nun vor allem die Reaktionen vor Ort
       beeindruckten. Es gebe „viele, herzliche, echt gemeinte spontane Besuche,
       auch von Leuten, die sich sonst nicht so aus der Deckung trauen“, sagte er.
       
       13 Mar 2015
       
       ## TAGS
       
   DIR Asylpolitik
   DIR Flüchtlinge
   DIR Rechtsextremismus
   DIR CDU
   DIR Tröglitz
   DIR Tröglitz
   DIR NPD-Demo
   DIR Asylsuchende
   DIR Schleswig-Holstein
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Thomas de Maizière
   DIR Fremdenfeindlichkeit
   DIR Fremdenfeindlichkeit
   DIR NPD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Feuer in geplanter Flüchtlingsunterkunft: Es war Brandstiftung
       
       Die Staatsanwaltschaft schließt ein politisch motivierte Tat in Tröglitz
       nicht aus. Ex-Bürgermeister Nierth ruft zu Demo gegen Rechts auf. Maas und
       de Maizière sind entsetzt.
       
   DIR Bürgerinitiative in Tröglitz: Für ein herzliches Willkommen
       
       Bei einer Einwohnerversammlung wird nach dem NPD-geführten Protest über das
       geplante Asylbewerberheim gesprochen. Eine Initative für die Flüchtlinge
       ist geplant.
       
   DIR Wachleute misshandeln Flüchtlinge: Schläge und Tritte statt Essen
       
       Wegen mutmaßlicher Übergriffe auf Flüchtlinge in einem Essener Heim sind
       fünf Wachleute angeklagt. Sie sollen die Flüchtlinge geschlagen und
       getreten haben.
       
   DIR Asylbewerber in Schleswig-Hostein: Realistische Flüchlingszahlen fehlen
       
       Die Prognosen der Flüchtlingszahlen gehen weit auseinander. Der Kieler
       Innenminister Stefan Studt fordert vom Bund ehrliche Angaben.
       
   DIR Asylbewerberheim in Tröglitz: Rechtsextreme demonstrieren
       
       Neonazis demonstrieren gegen die Unterbringung von Asylbewerbern im Ort. Es
       gibt Morddrohungen gegen den zurückgetretenen Bürgermeister, die Polizei
       ermittelt.
       
   DIR Kommentar Transitlager in Afrika: Die mieseste Art, Geld zu sparen
       
       Innenminister de Maizière will sich rechtsstaatliche Standards für
       Flüchtlinge nicht mehr leisten. Er schlägt also Transitlager in Afrika vor.
       
   DIR Kommentar Bürgermeister Tröglitz: 25 Jahre sind genug
       
       Schluss mit der Ossi-Versteherei: Der Rücktritt des Tröglitzer
       Bürgermeisters zwingt die Politik zum demokratischen Handeln.
       
   DIR Bürgermeister-Rücktritt in Tröglitz: Innigkeit und Ignoranz
       
       Weil ihn die NPD bedroht, trat Markus Nierth von seinem Amt zurück. Er
       hatte sich für Flüchtlinge starkgemacht. Ein Ortsbesuch.
       
   DIR Nach Bürgermeister-Rücktritt in Tröglitz: Der Landkreis knickt nicht ein
       
       Parteiübergreifend gibt es bestürzte Reaktionen auf den
       Bürgermeister-Rücktritt in Tröglitz. Der Landkreis will trotz allem 40
       Asylbewerber dort unterbringen.