URI: 
       # taz.de -- Internationaler Frauentag: Was sich ändern muss
       
       > Hungrig, krank, schlecht ausgebildet: Die Situation vieler Frauen in
       > Entwicklungsländern ist dramatisch. Zudem werden Frauen häufig Opfer
       > sexueller Gewalt.
       
   IMG Bild: Benachteiligt, aber selbstbewusst: Frauen in Bangladesch.
       
       BERLIN/DEN HAAG dpa | Der Internationale Strafgerichtshof hat die
       Staatengemeinschaft am Weltfrauentag dazu aufgerufen, Gewalt gegen Frauen
       zu bekämpfen. Indiens Premierminister Narendra Modi schämt sich für die
       Verbrechen an Frauen in seinem Land, wie er am Sonntag in einer Botschaft
       zum Internationalen Frauentag erklärte. Und Fachleute in Deutschland
       sprachen von einer doppelten Benachteiligung von Frauen in armen Ländern.
       
       GEWALT: Sexuelle Gewalt gegen Frauen werde in Konflikten weltweit häufig
       als Waffe eingesetzt, erklärte das Gericht zum Weltfrauentag am Sonntag in
       Den Haag. „Es erfordert unsere kollektiven Bemühungen, die Kultur von
       Diskriminierung zu durchbrechen, die sexuelle und geschlechtsspezifische
       Verbrechen instandhält.“ In 70 Prozent der Prozesse vor dem Gericht werden
       die Angeklagten sexueller Verbrechen wie Vergewaltigung und sexuelle
       Sklaverei beschuldigt.
       
       SCHAM: Indiens Regierungschef Modi verurteilte die Gewalt gegen Frauen in
       seinem Land. „Wir senken beschämt die Köpfe, wenn wir von Verbrechen an
       Frauen hören“, teilte er mit. Die Regierung wolle Hilfszentren errichten,
       in denen sich weibliche Gewalt- oder Missbrauchsopfer rechtlich und
       psychologisch beraten lassen können. „Seite an Seite müssen wir gehen, um
       alle Formen der Diskriminierung oder Ungerechtigkeit gegen Frauen zu
       beenden“, sagte der Ministerpräsident. Die Gruppenvergewaltigung einer
       Studentin in Neu Delhi im Dezember 2012 hatte eine breite Debatte über
       Gewalt gegen Frauen in Indien ausgelöst.
       
       BENACHTEILIGUNG: Eine Studie der Entwicklungsorganisation One zum
       Weltfrauentag stellt fest: „Armut ist sexistisch.“ Frauen müssten in den
       ärmsten Ländern der Welt den gleichen Zugang zu Gesundheitsversorgung,
       Bildung, landwirtschaftlichen Gerätschaften und Saatgut haben wie Männer.
       Gäbe man Frauen in der Landwirtschaft den gleichen Zugang zu
       Produktionsmitteln wie Männern, würde die Zahl der chronisch Hungernden
       weltweit um 100 bis 150 Millionen sinken. Auch viele Prominente setzen sich
       für benachteiligte Frauen ein.
       
       GEBURTEN: Die Schauspielerin und One-Botschafterin Maria Furtwängler
       erklärte mit Blick auf Angela Merkel (CDU): „Die Bundeskanzlerin trägt
       dieses Jahr als G7-Gastgeberin eine besondere Verantwortung, Frauen in den
       Mittelpunkt bei der internationalen Armutsbekämpfung zu rücken.“ So ist es
       laut Furtwängler, die auch als Ärztin gearbeitet hat, für eine Frau in
       Sierra Leone 157 Mal wahrscheinlicher, bei der Geburt ihres Kindes zu
       sterben, als für eine Frau in Deutschland.
       
       PROMI-BRIEF: Dutzende prominente Frauen – darunter Sängerin Lady Gaga,
       Oskar-Preisträgerin Meryl Streep und Facebook-Chefin Sheryl Sandberg –
       verfassten nach Angaben der Welt am Sonntag einen offenen Brief an Merkel.
       Frauen hätten besonders zu leiden unter Rechtsunsicherheit, schlechten
       Gesundheits- und Bildungssystemen auf der Welt. „Mütter investieren in ihre
       Töchter und Söhne und stärken das Gemeinwesen“, erklärte Facebook-Chefin
       Sandberg, die die Kampagnenorganisation One im Kampf gegen die Armut
       unterstützt.
       
       KINDERHEIRAT: Pakistans einwohnerstärkste Provinz Punjab verschärfte ihre
       Gesetze gegen Kinderheirat. Anlässlich des Frauentags seien die neuen
       Bestimmungen erlassen worden, teilte der regionale Justizminister Mujtaba
       Shujaur Rehman am Samstag mit. Die Regierung von Punjab wolle ein Zeichen
       setzen und die Ausbeutung von Frauen bei der Verheiratung Minderjähriger
       stoppen. Das Mindestheiratsalter für Mädchen wurde von 16 auf 18 Jahre
       angehoben und dem der Jungen angeglichen. Unterstützern von
       Kinderhochzeiten drohen nun verschärfte Strafen von bis zu sechs Monaten
       Haft und einer Geldbuße von bis zu 50.000 Pakistanischen Rupien (440 Euro).
       
       VEREINTE NATIONEN: Der entwicklungspolitische Verband Venro rief dazu auf,
       „Geschlechtergerechtigkeit“ in die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele der
       Vereinten Nationen aufzunehmen. Diese Ziele sollen im kommenden September
       verabschiedet werden.
       
       AIDS: Viele Frauen in Deutschland denken nach Angaben von Experten zu
       selten an die Möglichkeit einer HIV-Infektion. Auch viele Ärzte legten
       Frauen trotz deutlicher Symptome nicht häufig genug einen HIV-Test nahe,
       teilte die Deutsche Aids-Hilfe zum Weltfrauentag mit. So werde die
       Krankheit bei Frauen oft erst sehr spät erkannt. Manche litten deshalb bei
       der Diagnose bereits unter dem Vollbild Aids. In diesem Stadium ist die
       Infektion weitaus schwerer zu behandeln als kurz nach einer Ansteckung. Das
       Berliner Robert Koch-Institut geht davon aus, dass bundesweit insgesamt
       rund 14.000 Frauen und Männer leben, die nichts von ihrer HIV-Infektion
       wissen.
       
       EUROPÄISCHE UNION: Stolz auf das Erreichte – und doch noch viel zu tun: So
       beschrieb die EU-Kommission die Lage der Gleichstellung von Mann und Frau
       in Europa. „Kein Land hat die Geschlechtergleichstellung bisher voll
       erreicht“, hieß es.
       
       8 Mar 2015
       
       ## TAGS
       
   DIR Frauenkampftag
   DIR Schwerpunkt Feministischer Kampftag
   DIR Comic
   DIR Vereinte Nationen
   DIR Diskriminierung
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Offener Brief
   DIR Olga Grjasnowa
   DIR Männer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Comicfigur als UN-Ehrenbotschafterin: Wonder Woman muss wieder gehen
       
       Nach nur zwei Monaten zieht die UNO ihre Botschafterin für Frauenrechte und
       Gleichstellung zurück. Es hatte zu große öffentliche Proteste gegeben.
       
   DIR Studie zu UN-Nachhaltigkeitszielen: Weit von Umsetzung entfernt
       
       Die Vereinten Nationen liegen hinter ihren eigenen Vereinbarungen zurück,
       so die Bertelsmann-Studie. Die größten Probleme gebe es in
       Entwicklungsländern.
       
   DIR Menschenrechte in Sierra Leone: Schwangere aus Schulen verbannt
       
       10.000 Mädchen dürfen laut Amnesty in Sierra Leone das Schuljahr nicht
       beenden, weil sie schwanger sind. Die Schülerinnen müssen demütigende
       Kontrollen ertragen.
       
   DIR Soziologe über die UNO: „Eine jämmerliche Weltmacht“
       
       Die UN verabschieden ihre neuen Entwicklungsziele. Jean Ziegler, Mitglied
       im UN-Menschenrechtsrat, findet, die Agenda verschweige die Lösungen.
       
   DIR Entwicklungsziele der Vereinten Nationen: Agenda 2030
       
       Die 193 Staaten der Vereinten Nationen haben sich auf neue
       Entwicklungsziele für 2030 geeinigt. Sie nehmen sich viel vor und wollen
       Armut und Hunger besiegen.
       
   DIR Promis schreiben Merkel zum Frauentag: „Armut ist sexistisch“
       
       In einem offenen Brief fordern Prominente wie Lady Gaga und Meryl Streep
       von Kanzlerin Angela Merkel, mehr gegen Armut von Frauen zu tun.
       
   DIR 8. März ist Frauentag: Endlich heult mal eine
       
       Erst einmal durfte sie weinen, sagt TV-Kommissarin Sabine Postel. Sonst
       muss sie hart sein. Für die taz stritten Frauen über ihre Rollen. Zehn
       Stunden lang.
       
   DIR Demo am Frauentag in Berlin: „Wir nehmen uns die Straße"
       
       Erneut wird am 8. März demonstriert: Die Organisatoren wollen
       "feministische Kämpfe verbinden" und die ganze Breite der Positionen
       aufzeigen, sagt Bärbel Lange.
       
   DIR Neulich in der Tussy Lounge: „Kinder sind ein Lifestyle-Accessoire“
       
       Die taz.am wochenende zum Frauentag: Ein langes Gespräch über Frauen und
       Fiktionen. Mit Nachdenken über „Mütter“ fängt es an.