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       # taz.de -- Kolumne Pressschlag: Fußball-Doping bringt was. Punkt!
       
       > „Doping im Fußball bringt nichts“, behaupten Fußballer und Trainer gern.
       > Das ist nicht nur Unsinn, sondern grenzt an Volksverdummung.
       
   IMG Bild: Rannten diese Beine durch Doping besser? Möglich ist's!
       
       Also irgendwann reicht’s auch mal. Nachdem jetzt Jürgen Klopp, Mehmet
       Scholl, Ewald Lienen, Robin Dutt und andere Größen des Fußballs den Unsinn
       verbreiten durften, Doping im Fußball bringe nichts, weil da vor allem
       koordinative Fähigkeiten gefragt seien, legte nun auch Guido Buchwald nach.
       Doping? Nö. Das habe es beim VfB Stuttgart, wo der ehemalige
       Nationalspieler kickte, niemals gegeben. Bringe ja eh nichts.
       
       Ach nein? Für wie dumm wollen die Herren das Fußballpublikum eigentlich
       verkaufen? Wie dreist wollen sie die Behauptung, der Fußball sei per
       definitionem ein dopingfreier Sport und schotte sich ab gegen die
       Versuchungen, denen die Pedaleure im Radsport erliegen, noch unters Volk
       bringen?
       
       Das Klopp’sche Diktum, die Scholl’sche These, die Dutt’sche Annahme, sie
       sind nicht mehr als ziemlich blöde Schutzbehauptungen von Leuten, die es
       eindeutig besser wissen. Aber in der Szene hält man dicht. Man schwärzt
       niemanden an, man stellt auch niemanden an den Pranger, weil man Teil der
       Gemeinschaft bleiben will – oder einfach zu viel zu verlieren hat.
       
       Oft wird von mafiaähnlichen Zuständen im Radsport gesprochen – und einer
       Omertà, einem Schweigegelübde. Doch dieses Mauern haben die Helden der
       Landstraße nicht exklusiv, auch im Fußball hält man mit der Wahrheit
       hinterm Berg, manchmal hilft dabei sogar die Staatsanwaltschaft. Nur wenn
       die Ermittler besonders hartnäckig sind und sich nicht von der Fußballlobby
       einschüchtern lassen, dringt mal etwas durch. So war es in Italien,
       Frankreich und Spanien.
       
       ## 
       
       ## Natürlich bringt Doping etwas
       
       Nun ist auch klar, dass deutsche Klubs, der VfB Stuttgart und der SC
       Freiburg, wohl systematisch dopen ließen und andere Spitzenkicker auch dem
       Sirenenruf des Alchemisten Armin Klümper aus Freiburg erlagen. Sie ließen
       sich so manches Serum in die müden Gelenke spritzen, sie warfen so manche
       verbotene Tablette ein, um besser als der Gegner zu sein. Nicht umsonst
       hieß es: „Läufst du wie ein Stümper, musst du mal zum Klümper.“
       
       Natürlich bringt Doping etwas, wie 2012 auch der Sportwissenschaftler
       Perikles Simon auf [1][fussballdoping.de] klarstellte: „Wenn ein Spieler
       konditionell nicht stark genug ist, zum Beispiel für ein internationales
       Turnier, aber am Ball besonders begabt, ist die Dopingversuchung groß.“
       Hier wäre das Blutdopingmittel Epo sicherlich die erste Wahl. Bei
       Verletzungen bringt der Einsatz von muskelaufbauenden Anabolika eine Menge.
       „Mit Peptidhormonen könnten sie das Doping rein theoretisch bis in die
       Spielphasen hinein am Laufen halten“, mutmaßt Simon. Mit dem
       Aufputschmittel Captagon machten sich die Profis in den 70er und 80er
       Jahren munter. 1977 sagte Franz Beckenbauer im Stern: „Es wird gespritzt
       und geschluckt.“ Die Helden von Bern waren gedopt, Maradona war es.
       
       Die gesamte Palette von Dopingsubstanzen ist für Fußballer von Interesse.
       Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sie ausgerechnet im Fußball nichts
       bringen sollten. Vereine und Spieler sind obendrein viel finanzkräftiger,
       als es Radrennställe je sein können. Man kann es auf die einfache Formel
       bringen: Wo die Beanspruchung hoch und obendrein viel Geld im Spiel ist,
       wird gern mal gedopt. Was Klopp und Co. indes betreiben, ist nichts anderes
       als Volksverdummung.
       
       7 Mar 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://fussballdoping.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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