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       # taz.de -- FCC-Entscheidung für Netzneutralität: Der Streit geht weiter
       
       > Die US-amerikanische Telekom-Aufsicht FCC hat sich für eine strikte
       > Netzneutralität ausgesprochen. Kritik kommt nicht nur von
       > Telekom-Konzernen.
       
   IMG Bild: Nach dem Willen der FCC müssen alle Daten im Netz gleich behandelt werden.
       
       WASHINGTON dpa | Die amerikanische Telekom-Aufsicht [1][FCC] hat bezahlten
       Überholspuren im Internet einen Riegel vorgeschoben – der Streit um die
       sogenannte Netzneutralität ist damit aber noch lange nicht vom Tisch.
       Telekom-Konzerne kritisierten die Entscheidung scharf und auch
       republikanische Kongress-Abgeordnete schmieden eine Front dagegen. Unter
       anderem wollen sie bei einer Anhörung im Rechtsausschuss Argumente sammeln.
       
       Die [2][FCC beschloss am Donnerstag] wie erwartet mit einer knappen
       Mehrheit von 3 zu 2 Stimmen eine schärfere Regulierung des Geschäfts mit
       Breitbandnetzen. Darin wird unter anderem ausdrücklich festgeschrieben,
       dass Netzbetreiber von Online-Diensten keine Gebühren für eine bevorzugte
       Durchleitung von Daten verlangen können. Damit stellt sich die FCC (Federal
       Communications Commission) auf die Seite der Anhänger einer strikten
       Netzneutralität. Dieses Prinzip besagt, dass alle Daten im Netz gleich
       behandelt werden müssen.
       
       Außerdem wird festgesetzt, dass es keine Diskriminierung beim Zugang zu
       Netzen geben darf, wie das Blockieren oder Verlangsamen von Diensten. Die
       Regeln gelten auch für Breitband-Internet in Mobilfunknetzen. Dies sei
       besonders wichtig, da gerade für viele einkommensschwache Amerikaner ein
       Smartphone das zentrale Internet-Gerät sei, betonte FCC-Kommissarin Mignon
       Clyburn.
       
       Die USA übernehmen damit eine Vorreiter-Rolle bei der Durchsetzung der
       Netzneutralität. In Europa zeichnen sich aktuell schwächere Regeln ab. Die
       Position der USA hat aber angesichts der Stärke der amerikanischen
       Internet-Wirtschaft auch international großes Gewicht.
       
       ## Klagen angekündigt
       
       Der Verband der deutschen Internetwirtschaft eco sprach von einem wichtigen
       Impuls. Die FCC-Regeln stellten erstmalig klar, „das
       Breitband-Internetzugänge von der Öffentlichkeit heute als
       Übertragungsmedium für den Zugang zu Inhalten, Applikationen und Diensten
       Dritter verstanden werden, nicht wie in der Vergangenheit als geschlossener
       Kommunikationsdienst“, betonte eco-Vorstand Klaus Landefeld. Allerdings
       relativiere die wahrscheinliche gerichtliche Auseinandersetzung die
       Schlagkraft der Entscheidung.
       
       Die FCC hatte ursprünglich laschere Regeln ins Auge gefasst. Die Kommission
       bekam aber einen starken öffentlichen Druck zu spüren – und auch Präsident
       Barack Obama rief sie auf, die Netzneutralität zu verteidigen.
       
       Um ihre Regeln durchzusetzen, setzte die FCC die Breitbandnetze bei der
       Regulierung mit einer Versorgungsinfrastruktur gleich. Die amerikanische
       Telekom-Branche hatte bereits Klagen dagegen in Aussicht gestellt.
       
       Die Firmen kritisieren, dass eine strikte Durchsetzung der Netzneutralität
       ihnen das Geld für nötige Investitionen abschnüren könnte. Sie würden gern
       zusätzliche Gebühren für schnellere oder besonders zuverlässige Leitungen
       kassieren. Verfechter der Netzneutralität warnen, dass dadurch am Ende
       kleine Unternehmen benachteiligt werden könnten, die sich das nicht leisten
       können.
       
       ## Morse-Protest
       
       Das Telekom-Unternehmen Verizon verurteilte die FCC-Entscheidung am
       Donnerstag umgehend als unnötigen Rückschritt zu einem veralteten
       Regulierungsmodell. Als Protest-Symbol wurde der [3][Blog-Eintrag in
       Morse-Zeichen und in Schreibmaschinen-Schrift] veröffentlicht. Der
       Telekom-Konzern AT&T äußerte die Hoffnung, dass der Beschluss angesichts
       der knappen Mehrheit nicht in Stein gemeißelt sei.
       
       Vor der Abstimmung wurden die tiefen Gräben innerhalb der FCC deutlich.
       „Wir können kein Zwei-Klassen-Internet mit Überholspuren haben, die den
       Datenverkehr von Privilegierten beschleunigen und den Rest von uns
       zurücklassen“, [4][sagte Kommissarin Jessica Rosenworcel]. Die neue
       Regulierung solle die amerikanische Internet-Wirtschaft schützen, „um die
       uns die ganze Welt beneidet“.
       
       Ihr Kollege [5][Ajit Pai warnte hingegen], die Entscheidung werde negative
       Folgen haben: „höhere Breitband-Preise, langsamere
       Breitband-Geschwindigkeiten, weniger Breitband-Ausbau, weniger Innovation
       und weniger Auswahl für amerikanische Verbraucher“.
       
       27 Feb 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.fcc.gov/
   DIR [2] http://www.fcc.gov/document/fcc-adopts-strong-sustainable-rules-protect-open-internet
   DIR [3] http://publicpolicy.verizon.com/blog/entry/fccs-throwback-thursday-move-imposes-1930s-rules-on-the-internet
   DIR [4] http://www.fcc.gov/article/doc-332260a4
   DIR [5] http://www.fcc.gov/article/doc-332260a5
       
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