# taz.de -- Evangelischer Arbeitskreis der Union: Homos? Krank und abartig!
> In der Zeitschrift des Evangelischen AK der Union wird Homosexualität
> unkommentiert als „pervers“ und „abartig“ bezeichnet. Ein freundlicher
> Brief.
IMG Bild: Damals war noch alles gut. Alle waren fröhlich und Homosexuelle schlicht pervers
Liebe Union,
Ihr habt es schwer. Euer konservativer Markenkern verwässert, ihr bewegt
euch immer weiter in die Mitte. Mindestlohn, Rente mit 63, Ende der
Wehrpflicht, Atomausstieg. Keine gute Zeit für euch. Und dann hat sich da
auch noch ein kleiner Wurmfortsatz rechts von euch gegründet. [1][Ganz
erfolgreich sogar]. Nein, zu beneiden seid ihr nicht.
Einer der letzten Rückzugsorte für die Konservativsten unter euch ist –
[2][neben der Hetze gegen Flüchtlinge] – die Gleichstellung von
Homosexuellen. Da könnt ihr den Stammtisch noch abholen. Klar. Blöd nur,
dass ihr euch nicht öffentlichkeitswirksam homophob äußern könnt, sonst
wird das nie wieder was mit den Großstädten. Aber kleine gefühlsduselige
[3][“Keimzelle der Gesellschaft“]-Sätze raushauen, das geht schon.
Wirklich sicher fühlt ihr euch nur, wenn ihr euch unter Euresgleichen
wähnt. Wie etwa in der Mitgliederzeitschrift des „Evangelischen
Arbeitskreises der CDU/CSU“ ([4][EAK]). „Evangelische Verantwortung“ heißt
die. Wie passend. Denn überaus verantwortungsbewusst gehen zwei Autoren in
der aktuellen Ausgabe mit Homosexuellen um. Im Beitrag [5][“Heute noch von
der Schöpfungsgeschichte reden? Zur kirchlichen Debatte um Ehe und
Familie“] zitieren Hans-Martin Weiss und Werner Thiede ausführlich etwa den
Theologen Helmut Thielicke. Homosexuelle seien nicht harmonisch in die
Schöpfungsgeschichte eingebettet, schrieb der 1965. „Alle Chancen auf
Heilung“ seien zu nutzen. „Wobei Thielicke weniger von „Krankheit“ als von
„Perversion“ (...) sprechen möchte“. Wirklich nachsichtig von ihm. Und von
euch, dass ihr das klarstellt.
Auch die kruden Thesen des Theologen Wolfgang Trillhas werden von euren
Autoren genüsslich wieder gegeben. Laut Trillhas lasse sich „bei der
Homosexualität der Begriff der Widernatürlichkeit, der Abartigkeit nicht
gut vermeiden“. Schön blöd.
Lieber Arbeitskreis der Evangelischen in der Union. Jetzt fühlt ihr euch
sicher ungerecht behandelt. Ihr findet Homosexuelle bestimmt gar nicht
pervers und abartig. Ihr habt ja nur zitiert von Theologen, die in den
1960er Jahren wirkten. Schon klar. Einordnen, kommentieren, zurückweisen?
Wieso das denn! Waren doch schlaue Männer, die das damals geschrieben
haben. Und was damals galt, kann heute nicht falsch sein. Göttlicher Wille
bleibt göttlicher Wille. Oder so ähnlich.
## Ach so!
Der Grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck ist dennoch empört. „Wer
Homosexualität als Abartigkeit bezeichnet, verlässt damit den Boden
demokratischer Auseinandersetzung.“ Der EAK lasse ein menschenfeindliches
Klima zu, das er sonst nur aus Reden islamischer Hassprediger oder einiger
rechtsextremer Volksverhetzer kenne, so Beck. Immer diese Nörgler.
Und ihr lieber EAK? Weist die Kritik natürlich mit „Verwunderung,
Unverständnis und einiger Befremdung“ zurück, wie euer Geschäftsführer
Christian Meißner uns wissen lässt. Ihr wolltet euch doch nur mit dem
„äußert umstrittenen EKD-Familienpapier“ auseinandersetzten, das das
„traditionelle Leitbild der Ehe von Mann und Frau“ relativiere. Und um das
allumfänglich zu tun, musstet ihr eben alle „bedeutsamen Ethiken des
jüngeren Protestantismus seit 1945“ referieren. Auch die absurden, auch die
menschenfeindlichsten und homophoben. Quasi als Service. Ach so ist das. Na
dann:
Vergelt‘s Gott.
27 Feb 2015
## LINKS
DIR [1] /AfD-nach-der-Wahl-in-Hamburg-/!154804/
DIR [2] http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.csu-positioniert-sich-rechts-seehofer-kein-platz-fuer-armutsfluechtlinge-in-deutschland.6c246d7d-4819-4747-8d78-ba359201323b.html
DIR [3] http://www.welt.de/print/die_welt/politik/article114314885/Die-Familie-ist-die-Keimzelle-der-Gesellschaft.html
DIR [4] http://www.eak-cducsu.de
DIR [5] http://www.eak-cducsu.de/contentsystem/upload/ev/6_2_2015-15_42_24-ev_1+2_15_web.pdf
## AUTOREN
DIR Paul Wrusch
## TAGS
DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
DIR Homosexualität
DIR Christen
DIR Homophobie
DIR Theologie
DIR Evangelische Kirche
DIR CDU/CSU
DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
DIR Schwerpunkt AfD
DIR Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
DIR Ehe für alle
DIR Homosexualität
DIR Bremen
DIR CDU
DIR Gender
DIR Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR CSU-Mitglieder für die Gleichstellung: Die schwule Revolte
Eine Gruppe Schwuler streitet in der CSU erstmals gemeinsam für
gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Angeführt werden sie von Patrick
Slapal.
DIR AfD will keine Homo-Ampeln: Muslime retten das Abendland
Die AfD wettert wieder gegen „Gender-Wahnsinn“. Dass sie keine Homo-Ampeln
mag, schiebt sie aber auf die Muslime.
DIR Australische Labor-Partei will Ehe für alle: Menschen statt Männer und Frauen
Die Opposition im australischen Parlament will die Ehe als „Union zwischen
zwei Menschen“ definieren. Premierminister Abbott ist dagegen.
DIR Kommentar Ehe für alle: Weg mit der Ehe!
Den Staat geht es einen Scheißdreck an, wen jemand liebt. Deshalb muss die
Ehe abgeschafft werden und nicht ausgeweitet.
DIR Kolumne Wichtig: Homolobby für Weltherrschaft
Andreas Gabalier fühlt sich als Hetero diskriminiert, die Homolobby hat
noch nicht reagiert. Ach, egal. Es gibt neue Penisbilder von Justin Bieber.
DIR Angewandte Nächstenliebe: Die Hassmails Evangelikaler
Seit ihrer parlamentarischen Initiative gegen den Prediger Olaf Latzel wird
Bremens Linksfraktion mit Hassmails bombardiert.
DIR Lesben und Schwule in der Union: Mehr Rechte für die „Gayle Truppe“
Die Union wird laut Medienbericht homofreundlicher. Die Gruppe der Lesben
und Schwulen in der Partei soll aufgewertet werden. Nicht alle erfreut das.
DIR Demo gegen sexuelle Vielfalt als Schulstoff: Gottloses rot-grünes Projekt
Gegen Homosexualität im Lehrplan protestierte in Hannover die „Demo für
alle“ – Gegner mit "Stopp Homophobia"-Schildern schlossen sich an.
DIR Konservative „Demo für alle“ in Hannover: „Keine rot-grüne Frühsexualisierung“
Rund 1.000 Menschen demonstrierten am Samstag gegen sexuelle Vielfalt.
Ihnen standen kaum halb so viele Gegendemonstranten gegenüber.