URI: 
       # taz.de -- Antibiotika bei Salmonellen und Co.: Resistenz ist „besorgniserregend“
       
       > Krankheitserreger aus Lebensmitteln sind bereits in hohem Maße
       > unempfindlich gegen Antibiotika, berichten Behörden der EU.
       
   IMG Bild: Ein Großteil der Infektionen von Menschen sei „auf den Umgang, die Zubereitung und den Verzehr von Hähnchenfleisch zurückzuführen“
       
       BERLIN taz | Die am weitesten verbreiteten Krankheitserreger aus
       Lebensmitteln, Campylobacter und Salmonellen, sind bereits in sehr hohem
       Maße unempfindlich gegen Antibiotika. Davor warnen die EU-Behörden für
       Lebensmittelsicherheit (Efsa) und Krankheitsprävention (ECDC) in ihrem am
       Donnerstag veröffentlichten Bericht zu Antibiotikaresistenzen bei
       Bakterien, die zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können.
       Jährlich sterben in Europa 25.000 Menschen wegen Krankheitserregern, welche
       sich nicht mit den Medikamenten bekämpfen lassen.
       
       Beide Behörden stehen nicht gerade im Ruf, Panik zu verbreiten. Umso
       ernster wirkt da, dass die ECDC die hohe Resistenz der Bakterienart
       Campylobacter gegenüber der Antibiotika-Gruppe Fluorchinolone als
       „besorgniserregend“ einstuft. In mehreren europäischen Staaten konnte
       demnach das wichtige Medikament Ciprofloxacin rund 55 Prozent der 2013
       untersuchten, bei Menschen genommenen Bakterien-Isolate vom Typ
       Campylobacter jejuni nichts anhaben. Bei Campylobacter coli waren sogar
       zwei Drittel resistent.
       
       Ausdrücklich weisen die EU-Behörden darauf hin, dass die Resistenzquoten in
       Masthähnchen genauso hoch waren – und ein Großteil der Infektionen von
       Menschen „auf den Umgang, die Zubereitung und den Verzehr von
       Hähnchenfleisch zurückzuführen ist“.
       
       Das ist ein Hinweis darauf, dass auch die konventionelle Landwirtschaft für
       Antibiotikaresistenzen verantwortlich ist. Immerhin verbraucht die
       Tierhaltung etwa in Deutschland mehr als doppelt so viele Antibiotika wie
       die Humanmedizin.
       
       Besonders Salmonellen zeigten sich dem Bericht zufolge gleich gegen
       mindestens drei Antibiotikaklassen unempfindlich, waren also
       „multiresistent“. Das trifft zum Beispiel auf 32 Prozent der Isolate aus
       Menschen und 73 Prozent der aus Puten zu.
       
       Auch der Antibiotikaeinsatz bei Menschen fördert Resistenzen. „Sie werden
       oft unnötigerweise verschrieben bei Virusinfektionen, gegen die sie keine
       Wirkung haben“, erklärt die ECDC. Meist würden Ärzte auch nicht ermitteln,
       welchen Keim sie bekämpfen wollen, und stattdessen mit Breitbandantibiotika
       auch für die Krankheit nicht verantwortliche Bakterien töten. So können
       sich Resistenzen schneller entwickeln und verbreiten.
       
       26 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
   DIR Antibiotikaresistenz
   DIR Antibiotika
   DIR Salmonellen
   DIR MRSA-Keime
   DIR Ei
   DIR Schwerpunkt G20 in Hamburg 
   DIR Antibiotikaresistenz
   DIR Gesundheit
   DIR Eier
   DIR Antibiotikaresistenz
   DIR Bundesinstitut für Risikobewertung BfR
   DIR Landwirtschaft
   DIR Hygiene
   DIR Vegetarismus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Antibiotika in der Tierhaltung: Keime im Kühlregal
       
       Eine Untersuchung findet antibiotikaresistente Erreger im
       Discounter-Geflügel. Verbände fordern schärfere Vorschriften.
       
   DIR SPD-Abgeordneter zum Ei-Skandal: „Was wusste Horst Seehofer?“
       
       Ein Untersuchungsausschuss im bayerischen Landtag soll klären, warum sich
       die Lebensmittelskandale häufen. Daran beteiligt ist der SPD-Mann Florian
       von Brunn.
       
   DIR Tuberkulose in Osteuropa: Nationaler Notstand
       
       Multiresistente Tuberkulosekeime sind auf dem Vormarsch. Es fehlen
       Fachärzte. Infizierte können sich oft die sehr teure Therapie nicht
       leisten.
       
   DIR Globale Gesundheitspolitik: G7 gegen Killer-Keime
       
       Die sieben größten Industriestaaten wollen multiresistente Keime bekämpfen.
       Antibiotika sollen allgemein verschreibungspflichtig sein.
       
   DIR G-7-Treffen in Elmau: Der Gipfel der Gesundheit
       
       Erstmals befasst sich ein G-7-Gipfel mit dem Kampf gegen tropische Viren
       und multiresistente Killerbakterien. Das ist auch für die Wirtschaft
       relevant.
       
   DIR Kennzeichnungspflicht von Ostereiern: Buntes oft aus Käfighaltung
       
       Da kann einem alles ins Nest geraten: Die Herkunft von gekochten und
       gefärbten Eier muss nicht gekennzeichnet werden.
       
   DIR Forschung zu Antibiotika-Resistenzen: „Das Risiko des Scheiterns ist hoch“
       
       Stephan Sieber ist eigentlich Chemiker. Aber er hat etwas entdeckt, das die
       Antibiotikaforschung revolutionieren könnte.
       
   DIR Antiobiotikaresistente Keime: Bauern sind nur ein bisschen schuld
       
       Ist die Tierhaltung die Hauptursache für gefährliche Krankheitserreger?
       Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung bezweifeln das.
       
   DIR Anton Hofreiter über Antibiotika-Einsatz: „Nicht für Tiere“
       
       Die Grünen haben einen „Aktionsplan gegen Antibiotika-Missbrauch in der
       Landwirtschaft“ präsentiert. Anton Hofreiter sagt, wie man Resistenzen
       minimieren kann.
       
   DIR Keime in Krankenhäusern: Tödliche Hygienemängel
       
       In Kiel haben sich 31 Patienten mit multiresistenten Keimen infiziert. Die
       Chronik einer Krise um Ignoranz und Nachlässigkeit.
       
   DIR Stiftung Warentest prüft Hackfleisch: Kolibakterien und Salmonellen
       
       Stiftung Warentest findet bei einer Untersuchung von Hackfleisch bei mehr
       als der Hälfte Krankheitserreger und Keime.