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       # taz.de -- Vorwurf sexueller Belästigung: Chef des UN-Klimarats tritt zurück
       
       > Er soll eine Mitarbeiterin bedrängt haben. Aber der IPCC-Vorsitzende
       > Pachauri sagt, sein Handy sei gehackt worden und weist die
       > Anschuldigungen zurück.
       
   IMG Bild: Der indische Ökonom Rajendra Kumar Pachauri
       
       BERLIN taz | Der Vorsitzende des UN-Klimarats IPCC, Rajendra Pachauri, hat
       am Dienstag sein Amt aufgegeben, weil ihm vorgeworfen wird, eine
       Mitarbeiterin sexuell belästigt zu haben. In einem Brief an den
       UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärte der 74jährige Inder seinen
       Rücktritt für den 24. Februar.
       
       Ihm wird vorgeworfen, eine 29jährige Forscherin an seinem Institut TERI in
       Delhi mit unerwünschten Emails, SMS und WhatsApp-Nachrichten bedrängt zu
       haben. Pachauri bestreitet die Vorwürfe und behauptet, sein Telefon und
       seine Mails seien gehackt worden, um ihn zu diskreditieren.
       
       In seinem Brief betont Pachauri, IPCC benötige in der nahen Zukunft „eine
       starke Führung und den vollen Einsatz von Zeit und Aufmerksamkeit, die ich
       unter den derzeitigen Umständen nicht leisten kann“.
       
       Wegen des Prozesses in Delhi war Pachauri nicht zur regulären IPCC-Sitzung
       in Nairobi erschienen. Dort berät das Gremium aus Forschern und
       Regierungsvertretern über die Zukunft des IPCC. Der Klimarat hatte 2013/14
       seinen umfassenden fünften Sachstandsbericht AR5 vorgelegt, der den
       Klimawandel aus wissenschaftlicher Sicht bestätigte und vor „schweren,
       weiträumigen und irreversiblen Folgen“ der Klimaveränderung warnte.
       
       Derzeit beraten die Mitglieder, welche Rolle der IPCC künftig spielen soll:
       Manche Staaten wünschen sich kürzere und knappere Analysen der Forscher
       statt der Mammut-Berichte, an denen jahrelang tausende Forscher arbeiten.
       Pachauri selbst hat kürzlich vorgeschlagen, das IPCC könne jährlich den
       Fortschritt (oder Rückschritt) der Staaten bei ihren Verpflichtungen zum
       Klimaschutz begutachten.
       
       ## Immer im Visier der Klimaleugner
       
       Als Interims-Vorsitzenden bestimmte das Gremium gestern den Vizechef Ismail
       El Gizouli, einen Mathematiker und Umweltexperten aus dem Sudan. Im Oktober
       wird turnusgemäß der neue IPCC-Vorsitzende gewählt. Pachauri hatte bereits
       2013 erklärt, er werde nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren.
       Offiziell beworben haben sich für seine Nachfolge bisher drei
       Wissenschaftler, über weitere vier Namen wird spekuliert.
       
       Rajendra Pachauri übernahm den IPCC-Vorsitz 2002 und führte den UN-Klimarat
       durch bewegte Zeiten. Unter ihm geriet der Klimawandel mit zwei umfassenden
       Berichten 2007 und 2013/14 in die öffentliche Debatte. Zusammen mit dem
       ehemaligen US-Vizepräsidenten nahm Pachauri 2007 für die Arbeit der IPCC
       den Friedensnobelpreis entgegen.
       
       Als IPCC-Chef wurde Pachauri allerdings auch oft von Leugnern des
       Klimawandels angefeindet. Als beim „Climategate“ 2009 unbekannte Hacker die
       Emails von Klimaforschern hackten und verkürzt veröffentlichten, wurde auch
       Pachauri Fehlverhalten vorgeworfen. Mehrere Untersuchungskommissionen
       sprachen die IPCC-Wissenschaftler von allen Vorwürfen frei. Und auch
       Pachauris angeblich dubiose Geschäfte erwiesen sich nach einem Bericht von
       Buchprüfern als falsche Anschuldigungen.
       
       24 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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