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       # taz.de -- Krieg in der Ukraine: Friedensplan festgefahren
       
       > Separatisten und ukrainische Armee streiten über den Waffenabzug. Es gibt
       > kaum Bewegungen. Gazprom warnt erneut vor Einstellung der Gaslieferungen.
       
   IMG Bild: Militärkolonne der Separatisten bei Donezk
       
       DONEZK/KIEW/MOSKAU dpa/afp | Trotz einer neuen diplomatischen Initiative im
       Ukraine-Konflikt in Paris dauert der Streit um den Abzug schwerer Waffen
       aus dem Kriegsgebiet Donbass weiter an. Die prorussischen Separatisten
       begannen nach eigener Darstellung am Dienstag mit dem Abzug ihrer
       Militärtechnik von der Front in den Regionen Donezk und Lugansk. Die
       Führung in Kiew bezeichnete dies als „leere Worte“ der Aufständischen und
       lehnte den Rückzug ihrer eigenen Geschütze zunächst ab. Zuerst muss
       wenigstens für 24 Stunden eine vollständige Feuerpause eingehalten werden“,
       sagte Militärsprecher Anatoli Stelmach.
       
       Ein Sprecher der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
       (OSZE) sagte dem ukrainischen Radiosender Westi, bislang habe die OSZE
       keinen Waffenabzug beobachtet. Die Armeeführung in Kiew warf den
       Aufständischen vor, stattdessen ihre Truppen neu aufzustellen. Die
       Umsetzung des Friedensplans für die Ostukraine ist auch Thema eines
       Treffens der Außenminister Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der
       Ukraine an diesem Dienstag in Paris. Kremlchef Wladimir Putin sagte vor den
       Gesprächen am Montagabend, er sehe Chancen für eine schrittweise
       Normalisierung der Lage. Russland sei nicht an einem Krieg interessiert,
       betonte er.
       
       Die lettische Regierungschefin Laimdota Straujuma kritisierte, die
       Friedensvereinbarungen für die Ukraine seien noch immer nicht umgesetzt.
       Auf EU-Ebene werde bereits über neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland
       beraten, sagte sie. Lettland hat derzeit den EU-Ratsvorsitz inne. Im
       Konfliktgebiet warfen sich Regierungstruppen und die Aufständischen erneut
       Verstöße gegen die am 12. Februar in der weißrussischen Hauptstadt Minsk
       vereinbarte Feuerpause vor. Die Separatisten kritisierten, dass die Ukraine
       den Aktionsplan boykottiere. Sie verlangten ein weiteres Treffen der
       Ukraine-Kontaktgruppe in Minsk, an der auch Russland und die OSZE beteiligt
       sind.
       
       Nach einem Bombenanschlag vom Sonntag in Charkow, der zweitgrößten Stadt
       der Ukraine, erhöhte sich die Zahl der Toten auf vier. Ein 18-jähriger
       Student sei am Dienstagmorgen seinen Verletzungen erlegen, sagte ein
       Sprecher des Innenministeriums in Kiew. Die Ukraine spricht von einem
       Terroranschlag.
       
       ## Erneut Streit über Gaslieferungen
       
       Währenddessen bahnt sich ein neuer Gasstreit an: Der russische
       Gazprom-Konzern hat erneut mit einer Beeinträchtigung der Gaslieferungen
       nach Europa gedroht. Gazprom-Chef Alexej Miller erklärte in einer am
       Dienstag veröffentlichten Mitteilung, die Lieferungen an die Ukraine würden
       in den kommenden beiden Tagen eingestellt, sollte Kiew seine Rechnungen
       nicht bezahlen. „Das sorgt für erhebliche Risiken für den Gastransit in
       Richtung Europa“, hieß es weiter.
       
       Rund 15 Prozent des in Europa verbrauchten Gases werden über die Ukraine
       geleitet. Russland und die Ukraine befinden sich im Dauerstreit um die
       Begleichung ukrainischer Schulden aus dem Gashandel. Im Oktober hatten sich
       beide Seiten vorläufig darauf geeinigt, dass Kiew jedwede Gaslieferung aus
       Russland im Voraus bezahlen solle. Diese Abmachung läuft Ende März aus.
       
       Am vergangenen Donnerstag hatte Gazprom damit begonnen, die Rebellengebiete
       im Osten der Ukraine mit Gas zu beliefern, weil die Regierung in Kiew diese
       von der Versorgung abgeschnitten habe. Zugleich fordert Moskau, dass Kiew
       diese Lieferungen bezahlen müsse.
       
       ## Naftogaz verweigert die Zahlungen
       
       Ministerpräsident Dmitri Medwedew erklärte, angesichts der gelieferten
       Menge „reicht das ukrainische Geld nur für einige Tage“. Aus "humanitären
       Gründen" werde Russland aber weiter Gas in die selbstproklamierten
       „Volksrepubliken“ Donezk und Lugansk liefern.
       
       Der Chef des ukrainischen Gaskonzern Naftogaz hatte erklärt, seine Firma
       werde das Gas von Gazprom nicht bezahlen. „Wir haben keine Möglichkeit, die
       Menge oder die Verwendung zu überprüfen“, sagte Andrej Kobolew.
       
       Naftogaz habe seit Beginn der Waffenruhe die Lieferungen in die Ostukraine,
       die wegen der Kämpfe unterbrochen worden seien, selbst wieder aufgenommen.
       Dass Gazprom nun seinerseits Gas in die Rebellengebiete liefere, sei „nicht
       hinnehmbar und ein Verstoß gegen die Verträge“.
       
       24 Feb 2015
       
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