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       # taz.de -- Tourismusminister über Kairos Museen: „Einen Schneeballeffekt auslösen“
       
       > Hisham Zaazou, Ägyptens Tourismusminister, blickt optimistisch in die
       > Zukunft. Und eine Vision für den Großraum Kairo hat er auch.
       
   IMG Bild: Die zentrale große Galerie des 1902 eröffneten Ägyptischen Museums.
       
       taz: Herr Zaazou, bei unserem letzten Gespräch im Januar 2013 haben Sie
       gesagt, der Kulturtourismus, etwa nach Luxor und Assuan, sei tot. Gilt das
       heute auch noch? 
       
       Hisham Zaazou: Nein. Nachdem einige europäische Regierungen ihre
       Reisewarnungen für Ägypten abgeschwächt haben, konnten wir anfangen, den
       kulturellen Tourismus wieder zu beleben.
       
       Wie machen Sie das? 
       
       Wir bemühen uns, die Anbieter direkt nach Luxor und Assuan zu holen, unter
       Umgehung von Kairo, aber mit der Option eines Fluges nach Kairo und zurück.
       Im Hinblick auf Kairo waren einige Reiseveranstalter zunächst etwas
       zurückhaltend. Im Oktober hatten die Fluggesellschaft KTA und wir Vertreter
       von Reiseunternehmen für zwei Nächte in Luxor zu Besuch. Das Ergebnis ist,
       dass europäische Anbieter, sogar aus Russland, jetzt die Region bewerben
       wollen. In Deutschland will das Reiseunternehmen FTI mit Touren aus
       mehreren Städten nach Oberägypten beginnen. Es soll wöchentlich vier Flüge
       geben. TUI ist dabei zu überlegen, jetzt Direktflüge nach Luxor
       aufzunehmen. Das wird hoffentlich einen Schneeballeffekt auslösen.
       
       Wie sieht es auf dem asiatischen Markt aus? 
       
       Im Januar wollen wir zum ersten Mal mit Charterreisen aus fünf chinesischen
       Städten beginnen. Das Programm fängt in Assuan an, dann geht es nach Luxor,
       nach Hurghada am Roten Meer, nach Kairo und von dort zurück nach China –
       inklusive einer Drei-Nächte-Reise auf dem Nil.
       
       Können Sie Zahlen für Luxor nennen? 
       
       Hinsichtlich der Belegung der Hotels liegt Luxor heute bei über dreißig
       Prozent, im Vergleich zu fünf bis acht Prozent davor. Im Februar sollte die
       Zahl fünfzig oder sechzig Prozent erreichen. Ich bin optimistisch. Wenn die
       Flugzeuge einmal kommen, werden sich auch die Hotels füllen.
       
       Und haben Sie auch die Zahlen für Kairo? 
       
       Im letzten Quartal 2013 lag die Auslastung der Hotels bei etwa zwanzig
       Prozent, heute sind es vierzig bis fünfzig Prozent. Dabei waren die Hotels
       in der Innenstadt schlechter besucht als die in Heliopolis in der Nähe des
       Flughafens. Das liegt an der Wahrnehmung, dass es in der Innenstadt ständig
       Probleme gebe. Aber heute kommen Besucher wieder in Hotels wie Four Seasons
       oder Ramses Hilton in Downtown. Derzeit kommen viele Besucher aus Hurghada
       nur für einen Tagestrip nach Kairo. Sie sehen lediglich das
       Allerwichtigste, die Pyramiden, das Ägyptische Museum und vielleicht noch
       das islamische Kairo. Aber Kairo hat viel, viel mehr zu bieten. Kairo, das
       sind die Leute, das Nachtleben, das Herumschlendern in Downtown oder
       abendliche Aktivitäten in der Oper. Das können wir jetzt noch nicht
       bewerben. Aber wenn sich der Tourismus wieder normalisiert, und ich gehe
       davon aus, dass das bis Ende des Jahres geschieht, dann kann man mehr
       anbieten als im Moment.
       
       Bei den Pyramiden wird ein neues Museum, das Große Ägyptische Museum
       gebaut. Laut Presseberichten ist dort ein großes Resort mit fünfzig Hotels
       geplant. Stimmt das? 
       
       Es gab mal ein Projekt des Wohnungsministeriums, an dem ich beteiligt war,
       Hotels und Wohnviertel in der Umgebung der Vorstadt 6. Oktober zu bauen,
       eine touristische Stadt um eine Pferderennbahn mit Restaurants und Bars.
       Von dort ist man schnell bei den Pyramiden und dem neuen Museum. Damit
       würde auch die Region entwickelt werden. Die entsprechenden Studien sind
       fertig, aber seitdem hat sich das Wohnungsministerium nicht mehr bei mir
       gemeldet.
       
       Ein solches Resort würde bedeuten, dass der Innenstadt von Kairo mit ihren
       Hotels, Hostels und Cafés Einkünfte entzogen werden. 
       
       Sie unterstellen, dass alle Touristen dann in dieser Region und nicht mehr
       in Downtown wären. Doch manche Leute wollen bei den Pyramiden wohnen,
       andere am Nil oder eine Nacht in der Nähe des Flughafens verbringen, um
       sich die Anfahrt vor dem Abflug zu ersparen. Ich glaube, das wird ein
       besseres Geschäft für den Großraum Kairo bringen.
       
       Bringt ein solches Projekt angesichts der Dauerstaus in Kairo nicht auch
       Transportprobleme mit sich? 
       
       Wenn man einen solchen Hotelkomplex errichtet, müsste im Westen von
       Großkairo wahrscheinlich ein neuer Flughafen für Chartermaschinen und
       kleinere Flugzeuge gebaut werden. Wegen des Verkehrs in Kairo könnte man
       auch Hubschrauber als Taxis einsetzen – ein Projekt, über das diskutiert
       wird – und so Leute von beiden Flughäfen in das Stadtzentrum bringen. Die
       Helikopter könnten zum Beispiel auf Gebäuden in der Innenstadt landen. Oder
       wir legen einen Strand an – das würde ich gerne sehen – und kleine
       Flugzeuge landen auf dem Nil, die die Besucher von den Pyramiden in die
       Innenstadt oder zum Flughafen bringen. So könnte es aussehen.
       
       Wäre es nicht einfacher, erst einmal die U-Bahn bis zu den Pyramiden zu
       verlängern? 
       
       Diese Pläne gehen gut voran, die Arbeiten finden bereits statt. All das
       wird uns helfen.
       
       21 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Beate Seel
       
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