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       # taz.de -- Leere Wahlversprechen: Kita-Frieden wackelt
       
       > Die versprochene Personalverstärkung kommt in den Kitas kaum an. Das
       > offenbart die Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken.
       
   IMG Bild: Gibt in der Kita "Rübenkamp" den guten Onkel: SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz.
       
       HAMBURG taz | Das Wahlthema Kita-Qualität galt als befriedet, nachdem die
       SPD im Dezember mit den Kita-Verbänden Eckpunkte für eine bessere Betreuung
       vereinbarte. Doch am Freitag vor der Wahl platze eine kleine Bombe. Eine
       Große Anfrage der Linken brachte zu Tage, dass die Kitas in den ersten drei
       Jahren rund 90 Prozent der Personalkosten selbst tragen müssen und selbst
       in großen Kitas kaum Verstärkung ankommt. „Die Wahlversprechen der SPD sind
       total unglaubwürdig“, sagt der jugendpolitische Sprecher der Linken, Mehmet
       Yildiz.
       
       Wie berichtet, ist ein Stufenplan für bessere Betreuungsschlüssel in Kitas
       geplant. Ab 2015 soll es für alle Kinder unter zwei, ab 2017 unter drei
       Jahren zehn Prozent mehr Personal geben. Doch für eine Kita mit 120
       Plätzen, die ein Drittel Krippenkinder hat, springt dadurch nach einer
       Tabelle des Senats nur eine 0,32-Vollzeitstelle raus, für eine kleinere
       Kita mit 70 Plätzen nur eine 0,19-Stelle. Ab August 2017 verdoppeln sich
       diese Werte, aber es bleibt bei Nullkomma-Stellen.
       
       Zugleich wird bekannt, dass die Kitas sich stärker beteiligen müssen als
       bisher bekannt. So geht der Senat für 2016 von 7,2 Millionen Euro Kosten
       für die Qualitätsverbesserung aus, von denen die Kitas 6,9 Millionen Euro
       als „Qualitätsbeitrag“ beisteuern, indem sie auf Ausgleich für
       Kostensteigerungen verzichten. Diese Aufstellung gibt Rätsel auf, da die
       SPD in ihrem eignen Haushaltsantrag von Dezember noch vier Millionen Euro
       beisteuern wollte, nun sind es nur 300.000 Euro. 2016 beträgt der Anteil
       der Kitas laut dieser neuen Tabelle 96 Prozent, 2017 92 Prozent und 2018
       81,2 Prozent. Erst ab 2019 sinkt der Anteil auf 40 Prozent.
       
       Der SPD-Senat hält dies für vertretbar, da die Kitas laut einer externen
       Untersuchung der Firma „Steria Mummert Consulting“ „hinreichende
       finanzielle Spielräume“ hätten. Yildiz hält dagegen, dass die Zuwendungen,
       welche die Kitas pro Kind von der Stadt bekommen, „real nicht gestiegen,
       sondern sogar zurückgegangen“ seien.
       
       Beunruhigend sind die Zahlen über den Krankenstand. So gibt der Senat für
       die 171 Kitas der stadteigenen Vereinigung pro Beschäftigten 24,4
       Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr an. Der Paritätische Wohlfahrtsverband
       nennt für seine 111 Kitas knapp 20 Tage. Beide Werte liegen weit über dem
       Durchschnitt.
       
       Hamburgs Kindern seien solche Bedingungen „nicht zuzumuten“, findet Yildiz.
       Die Auseinandersetzung um die Kita-Politik der SPD müsse sofort nach der
       Wahl weitergehen.
       
       13 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
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