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       # taz.de -- Kommentar zum Olympiaforum: Bürgerbeteiligung ist nicht Anarchie
       
       > Die Störer beim Olympia-Bürgerforum haben die Regeln des Miteinanders
       > ignoriert und damit die Bürgerbeteiligung ad absurdum geführt.
       
   IMG Bild: Transparente gegen Olympia vor dem Veranstaltungsort des ersten Bürgerforums
       
       Menschliches Miteinander braucht und hat Regeln – seien es die Verfassung,
       die zehn Gebote, das Strafgesetzbuch, Rechtsfahrgebot oder die Hausordnung
       eines Zehngeschossers. Das gilt auch fürs Reden. Allein im Wald kann und
       darf jeder für sich soviel er will - sofern er nicht das Wild aufscheucht.
       Sobald aber auch nur zwei reden, braucht es die Akzeptanz eben dieser
       Regeln - jedenfalls dann, wenn die Beteiligten wirklich nicht nur dem Namen
       nach Demokraten sein wollen und nicht das Recht des Stärkeren oder Lauteren
       herrschen soll.
       
       Die Störer des Olympia-Bürgerforums am Donnerstagabend aber verstehen
       Bürgerbeteiligung und Mitsprachrecht offenbar anders. Nämlich im Sinne von:
       Ich-muss-reden-können-wann-und-wie-lang-es-mir-passt-und-interessiere-mich-
       nicht-Rednerlisten-und-Moderation. Weil: Meine Sache ist wichtig und ich
       rede hier für ganz viele – auch wenn ich das nur selbst so festgelegt habe.
       Anderen erstmal zuhören, sie ausreden lassen, sie nicht niederbrüllen
       wollen? Fehlanzeige.
       
       An sich ist das schon schlimm genug. Noch schlimmer aber wird es, wenn der
       nicht-brüllende Rest meint, das im Namen von Beteiligung und Toleranz
       aushalten zu müssen statt Regeln des Miteinander durchsetzen zu lassen. So
       wie zweimal in den vergangenen 15 Monaten in der grün dominierten
       Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, die sich selbst
       kastrierte, in dem sie lieber Besetzung oder Sitzungsabruch akzeptierte,
       statt von Polizei oder Ordnern ihre Rechte als Parlament sichern zu lassen.
       
       Bürgerbeteiligung soll Demokratie lebendig machen, das Volk mehr als bei
       Wahlen entscheiden lassen. Geht sie aber in eine Richtung wie beim
       Olympia-Forum oder im Kreuzberger Bezirksparlament, dann kann sie zum
       Totengräber der Demokratie werden.
       
       13 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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   DIR Martin Delius
       
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