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       # taz.de -- 13. Februar in Dresden: Gedenken und Inszenierung
       
       > Dresden gedenkt der Bombardierung vor 70 Jahren mit einer nicht
       > unumstrittenen Menschenkette. Die Linke kritisiert Gauck als Redner in
       > der Frauenkirche.
       
   IMG Bild: Menschenkette im Jahr 2014.
       
       DRESDEN dpa | Dresden erinnert an diesem Freitag an die Bombardierung der
       Stadt vor 70 Jahren im Zweiten Weltkrieg. Eine Menschenkette soll wieder
       als sichtbares Zeichen des stillen Gedenkens für Gewaltfreiheit, Frieden
       und Toleranz stehen und wird mit Bundespräsident Joachim Gauck das
       Staatsoberhaupt in ihren Reihen haben.
       
       Dresden sieht in der Aktion zugleich ein verbindendes Element. Denn seit
       den Demonstrationen des islamkritischen Pegida-Bündnisses ist die Stadt
       tief gespalten. Die politische Polarisierung hat selbst durch Familien und
       Freundeskreise einen Riss entstehen lassen. Am Jahrestag der Bombenangriffe
       setzt Dresden aber auf Versöhnung.
       
       Die Stadt war am 13. Februar 1945 und den beiden folgenden Tagen von
       britischen und amerikanischen Bombern angegriffen und stark zerstört
       worden. Bis zu 25.000 Menschen kamen ums Leben. Um das Ereignis ranken sich
       Mythen. Neonazis rechnen die Opferzahlen künstlich hoch und versuchen, auch
       damit die Schuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg zu relativieren.
       
       Das linke Bündnis [1][Dresden Nazifrei] kritisiert das offizielle Gedenken
       und sucht deshalb schon seit drei Jahren bei seinem „Mahngang Täterspuren“
       Orte auf, die für die Verbrechen des NS-Regimes in der Stadt stehen. Mit
       dem diesjährigen Mahngang beginnen am Freitag die Gedenkfeiern. Auf eine
       Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof verzichtet die Stadt. Rechtsextreme
       haben überraschenderweise keine Kundgebung angekündigt.
       
       Im Zentrum des Gedenkens steht am Nachmittag eine Veranstaltung in der
       Frauenkirche, die nach ihrer Zerstörung mit Spenden aus aller Welt
       wiederaufgebaut wurde und nun als Symbol der Versöhnung mit den damaligen
       Kriegsgegnern gilt. Neben Gauck wird auch der Herzog von Kent erwartet. Im
       Anschluss bildet sich zu beiden Seiten des Elbufers eine Menschenkette. Die
       Frauenkirche und andere Gotteshäuser laden zu Andachten ein. Zum Zeitpunkt
       der ersten Angriffswelle kurz vor 22.00 Uhr läuten alle Kirchenglocken.
       
       Um die Form des Gedenkens und Details gibt es aber Zwist. Aus Protest gegen
       Äußerungen des Bundespräsidenten zu einem militärischen Engagement
       Deutschlands in der Welt wollen Politiker der Linkspartei Gaucks Rede in
       der Frauenkirche fernbleiben. Sie hielten ihn für einen „ungeeigneten
       Redner zum 70. Jahrestag der Bombardierung Dresdens“, erklärten Sachsens
       Linke-Partei- und Fraktionschef Rico Gebhardt und der Vorsitzende der
       Dresdner Stadtratsfraktion, André Schollbach. Deshalb würden sie und die
       Linke-Bundesvorsitzende Katja Kipping der Rede Gaucks in der Frauenkirche
       am Freitag nicht beiwohnen.
       
       Gauck hatte im vergangenen Jahr in einem Interview gesagt, dass zu der von
       ihm gewünschten aktiveren Rolle Deutschlands in der Welt auch gehöre, „den
       Einsatz militärischer Mittel als letztes Mittel nicht von vornherein zu
       verwerfen“. In Anbetracht zweier Weltkriege, die Deutschland vom Zaun
       gebrochen habe, darunter den, der zur Zerstörung Dresdens geführt habe, sei
       dies eine „gänzlich falsche Ansage eines Staatsoberhauptes“, meinten
       Gebhardt und Schollbach. Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ warf der Stadt vor,
       einen Opfermythos zu zelebrieren.
       
       12 Feb 2015
       
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