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       # taz.de -- Krieg gegen FDLR im Kongo: Blauhelmtruppe sieht rot
       
       > Die UN-Mission setzt die Zusammenarbeit mit Kongos Armee gegen die
       > ruandische Hutu-Miliz aus. Es gab Streit um einen kongolesischen General.
       
   IMG Bild: UN-Soldaten unterwegs auf einer Straße im Ostkongo.
       
       GOMA taz | Die UN-Mission im Kongo (Monusco) legt sämtliche Unterstützung
       für Kongos Militäroperationen gegen die ruandische Hutu-Miliz FDLR
       (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) im Osten des Landes auf Eis.
       Der Grund: Der zuständige kongolesische General sei in der Vergangenheit
       für Kriegsverbrechen verantwortlich gewesen.
       
       Damit ist der Schlamassel komplett, welcher sich seit Wochen angebahnt hat.
       Der deutsche Monusco-Chef Martin Kobler hatte Anfang Januar verkündet,
       gemeinsame Militäroperationen der UN-Blauhelme mit Kongos Armee gegen die
       ruandische Hutu-Miliz könnten jederzeit losgehen. Doch dazu kam es nie,
       weil Kongos Präsident Joseph Kabila sich weigerte, den Befehl zum
       Losschlagen zu geben.
       
       Stattdessen präsentierte Generalstabschef General Didier Etumba vor zwei
       Wochen im ostkongolesischen Goma seinen eigenen Operationsplan – und darin
       war den UN-Blauhelme lediglich eine unterstützende Rolle für die
       Regierungstruppen zugedacht: Benzin, Lebensmittel, Logistik. Zum
       Kommandanten der Operation ernannte Etumba General Bruno Mandevu.
       
       All das war ein Schock für die Monusco. Laut UN-Beschlüssen von 2013 darf
       die UNO weltweit nicht mit „Partnern“ zusammen arbeiten, die Verbrechen
       begehen. Kongos Regierungsarmee ist für Verbrechen berüchtigt; daher führt
       die Monusco eine geheime Liste, welche kongolesischen Offiziere Verbrechen
       beschuldigt werden.
       
       Mandevu steht auf dieser „roten Liste“: Er war während der letzten großen
       Militäroperationen gegen die FDLR 2009 Sektorkommandant im Distrikt
       Nord-Lubero. Dort wurden damals Dörfer niedergebrannt und Zivilisten
       getötet, laut UN-Ermittlungen auch von Regierungssoldaten.
       
       ## Regierung lehnte UN-Ultimatum ab
       
       Monusco-Chef Martin Kobler gab Kongos Regierung zwei Wochen Zeit, den
       General auszutauschen. Bis dahin würde jegliche Zusammenarbeit auf „Pause“
       gesetzt. Kongos Regierungssprecher, Lambert Mende, lehnte jetzt dieses
       Ultimatum ab.
       
       Nun zieht Monusco Konsequenzen. Ab sofort kappt die UN-Mission alle
       Versorgungsoperationen für die kongolesischen Truppen, die dabei sind,
       Stellung gegen die FDLR zu beziehen. Dies betrifft vor allem Benzin.
       
       Lachender Dritter bei dem Streit ist nun die FDLR. Regierungsvertreter und
       Armeegeneräle aus Ruanda drücken auf Twitter bereits helles Entsetzen aus.
       Befürchtungen werden laut, Ruanda könne selbst im Kongo einmarschieren und
       die FDLR direkt bekriegen.
       
       Aber davon werden die Monusco-Verantwortlichen wohl nichts mehr
       mitbekommen. Der oberste UN-Militärkommandeur, General Dos Santos Cruz,
       fliegt dieser Tage nach Brasilien auf Heimaturlaub. Und Martin Koblers
       Amtszeit wird in zwei Monaten zu Ende gehen – nach nur etwas über
       anderthalb Jahren. Sein Konzept der robusten „Friedenserzwingung“, das
       Modell für UN-Einsätze weltweit stehen sollte, scheint gescheitert.
       
       12 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
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