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       # taz.de -- Merkel in den USA: Plädoyer gegen die Falken
       
       > Die Bundeskanzlerin hält auch in Washington an ihrer Position fest –
       > keine Waffen in die Ukraine. US-Präsident Barack Obama bemüht positive
       > Signale.
       
   IMG Bild: Nebeneinander im Weißen Haus: Angela Merkel und Barack Obama.
       
       NEW YORK taz | Die transatlantische Allianz hält. Das ist die
       Hauptbotschaft, die Angela Merkel und Barack Obama versuchen, an die Welt
       zu bringen. Der US-Präsident wird den neuen deutsch-französischen
       diplomatischen Versuch respektieren. Er prüft aber „alle Optionen“,
       inklusive einer Lieferung von „tödlichen Verteidigungswaffen“, wie sie der
       mehrheitlich republikanische Kongress und eine wachsende Zahl von
       prominenten DemokratInnen verlangen. Umgekehrt erklärt die Kanzlerin, dass
       sie – falls ihr Treffen in Minsk keinen Erfolg bringen sollte – bereit ist,
       über eine Erhöhung des Drucks auf Russland nachzudenken.
       
       Obama verbringt mehrere Minuten mit Glückwünschen und Komplimenten für
       „Angela“, nennt sie „enge Freundin und Partnerin“. Er gratuliert ihr zu
       allen möglichen, teilweise auch weit zurückliegenden Ereignissen. Zum
       Beispiel zu ihrer dritten Wahl zur Kanzlerin und dem vierten deutschen
       Fußballweltmeistertitel. Er sagt, dass er sich auf das Treffen im Sommer in
       Bayern freut. Und er nennt sie zahlreiche Male bei ihrem Vornamen:
       „Angela“.
       
       Es geht darum, in alle Richtungen zu zeigen, dass die beiden an einem
       Strang ziehen. Dass sie sich weder von Wladimir Putin, noch von den Falken
       in Washington auseinander dividieren lassen. Für Obama ist es
       offensichtlich, dass Russland „ungefähr jeden Punkt des Minsker Abkommens
       verletzt hat“. Der US-Präsident ist in Washington, wo Think-Tank-Mitglieder
       und ehemalige demokratische Regierungsmitglieder nun massiv für
       Waffenlieferungen an die Ukraine trommeln, inzwischen einer der Wenigen,
       die sich noch gegen Rüstungslieferungen stemmen. Selbst sein Kandidat für
       das Amt des Verteidigungsministers, Aston Carter, hat bei seiner
       Vorstellung im Kongress gesagt, dass er dazu neige.
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel liefert ein vehementes Plädoyer für die
       Diplomatie. „Wir haben im Vorfeld nie eine Garantie, ob etwas
       funktioniert“, sagt sie über die Gespräche, die sie und François Hollande
       am Mittwoch mit Wladimir Putin und Petro Poroschenko führen wird. Aber wenn
       es nicht klappt, „versuchen wir es weiter. Deswegen sind wir Politiker“.
       
       Das ist eine Botschaft, die sich vor allem an die Falken in Washington
       richtet. Einer von ihnen, der texanische Senator und potenzielle
       Präsidentschaftskandidat Ted Cruz hat Waffenlieferung am Sonntag als
       „längst überfällig“ bezeichnet. „Wenn Amerika nicht führt, wird Europa
       nicht in die Bresche springen“, fügte er dem hinzu. Ein anderer Senator,
       der Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain hat Merkel, wenige Tage vor
       ihrer Ankunft in Washington, „dumm“ genannt und ihre Ukraine-Diplomatie mit
       der Appeasement-Politik gegenüber dem NS-Regime verglichen.
       
       Während ihres Besuches in Washington trifft die Bundeskanzlerin neben dem
       US-Präsidenten dieses Mal nicht Kongressabgeordnete, sondern weibliche
       Führungskräfte aus Unternehmen und Politik. Vielleicht um zu zeigen: Frauen
       können es.
       
       9 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dorothea Hahn
       
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