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       # taz.de -- EU-Kommissar relativiert Klimapolitik: 2 Grad sind nur ein Ziel
       
       > Der Pariser Klimagipfel wird sich vielleicht nicht auf eine genaue Zahl
       > zur Erderwärmung einigen. Miguel Arias Cañete sähe darin kein Scheitern.
       
   IMG Bild: EU-Kommissar Miguel Arias Cañete findet die Klimaziele nicht gar so drängend
       
       BERLIN taz | Der neue EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete hält es nicht
       für einen Fehlschlag, wenn die globale Klimapolitik das 2-Grad-Ziel
       verfehlt. „2 Grad sind ein Ziel, aber in einem laufenden Klimaprozess kann
       man nicht von einem Scheitern sprechen, wenn die Verpflichtungen für 2 Grad
       nicht reichen“, sagte Cañete mit Blick auf den Klimagipfel in Paris
       [1][laut Guardian in einer Rede] vor dem industrienahen Atlantic Council in
       Washington. Auf der Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris sollen
       Maßnahmen beschlossen werden, um das Ziel zu erreichen, dass die Erde um
       maximal 2 Grad wärmer wird.
       
       Weiter sagte Cañete: „Jeder Schritt vorwärts ist ein Schritt vorwärts!“ Man
       müsse ehrgeizige Ziele formulieren, aber entscheidend sei, dass die
       Verpflichtungen auf weniger Treibhausgase dauernd überprüft werden müssten.
       
       In Washington hatte Cañete Gespräche mit dem US-Chef-Unterhändler für
       Klimapolitik, Todd Stern, geführt. Stern hatte schon im Sommer 2012
       vorgeschlagen, das 2-Grad-Ziel von der politischen Agenda zu streichen, um
       „mehr Flexibilität zu erreichen und Stillstand zu vermeiden“. Nach heftiger
       Kritik war er allerdings wieder zurückgerudert.
       
       Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im EU-Parlament, sieht alle
       Vorbehalte gegenüber dem Kommissar bestätigt. Cañete war vor seiner
       Ernennung als Fehlbesetzung kritisiert worden, weil er als Ölmanager
       gearbeitet hatte. „Das Thema ist bei ihm in denkbar schlechten Händen, mir
       graut’s, wenn ich mir vorstelle, wie das weitergeht!“ Statt alles zu tun,
       um das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen, stelle er die Klimaziele sogar
       infrage, sagte Harms der taz.
       
       ## „Bankrotterklärung der Klimapolitik“
       
       Jo Leinen, klimapolitischer Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion,
       wertete die Äußerungen als „Bankrotterklärung der EU-Klimapolitik“ und als
       das „absolut falsche Signal“ in einer sensiblen Phase, in der die Länder
       ihre Verpflichtungen für Paris festlegen. Leinen: „Nach solchen Äußerungen
       muss sich niemand mehr anstrengen.“ Dirk Messner, Kovorsitzender des
       Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltfragen,
       erneuerte gegenüber der taz seine Forderung nach einer völkerrechtlich
       verbindlichen Festlegung des 2-Grad-Ziels. Zudem müssten die
       Verpflichtungen per Monitoring überprüft werden: „Wir müssen überprüfen,
       was die Länder wirklich tun.“
       
       Christiana Figueres, Generalsekretärin der UN-Klimarahmenkonvention,
       erklärte in Brüssel, dass die bisherigen Verpflichtungen der
       Weltgemeinschaft nicht ausreichen. Figueres forderte ein von Jahr zu Jahr
       wachsendes Engagement, nur so sei die Klimaneutralität ab 2050 zu
       erreichen.
       
       Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur der OECD, sieht
       die Welt derzeit „eher auf 6 als auf 6 Grad zusteuern“. Der angesehene
       Nasa-Wissenschaftler James Hansen hatte sogar erklärt, es sei „tollkühn“,
       sich auf 2 Grad einzulassen, weil schon bei dieser Erwärmung
       unbeherrschbare und irreversible Katastrophen wie das Abschmelzen der
       Eisschilde zu erwarten seien.
       
       „Weder Figueres noch Canete geben das 2-Grad-Ziel auf“, sagte hingegen
       Christoph Bals von Germanwatch. Er betonte: „Beide machen zu Recht klar,
       dass Paris allein nicht die Lösung des Klimaproblems bringen wird.“
       
       5 Feb 2015
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.theguardian.com/environment/2015/feb/04/paris-climate-summit-missing-global-warming-target-would-not-be-failure
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Manfred Kriener
       
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