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       # taz.de -- Die Wahrheit: Der Ballonbläser
       
       > Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Heiko „Schläfer“ Maas
       > und seine Versuche, sich selbst aus seinem immerwährenden Winterschlaf zu
       > wecken.
       
   IMG Bild: Der akkurat gebügelte Bundesjustizminister Heiko Maas.
       
       Wäre er Buddhist, könnte man ihn bis aufs i-Tüpfelchen mit einer Seite
       porträtieren, die ratzeputz leer wie das Nirwana ist. Aber er ist
       Sozialdemokrat! Deshalb genügt ebenfalls eine schnurgerade leere Seite.
       Andererseits gehört es zum Wesen der SPD, den Leuten jeden leeren Brei
       schönzureden. Deshalb ist es in diesem Fall, der auf den rechtlich
       einwandfreien Namen Heiko Maas getauft ist, gerechtfertigt, noch ein paar
       Worte aufzublasen.
       
       Als Spitzennase der saarländischen SPD hatte es Heiko Maas fast geschafft:
       Bei der Landtagswahl 2004 gelang es ihm, die SPD von 44 auf 33 Prozent
       einzudampfen, 2009 schnurrte sie sogar auf 24 Prozent zusammen. 2012 wollte
       er seinen Masterplan verwirklichen und die Saarland-SPD zu einem Strich in
       der Landschaft machen – doch statt dass die Partei unter den Meeresspiegel
       sank, wuchs sie sanft ansteigend auf 30 Prozent!
       
       Bis auf die Haut überrascht, setzte Maas von der Oppositionsbank zu
       Annegret Kamp-Karrenbauer in den Regierungspalast über, hob sich einen
       Ministerhut auf die Rübe und legte die Hände in den leeren Schoß. So hätte
       Maas, statt wie geplant auf der Hinterbank, im Nest der Landesregierung die
       nächsten 30, 40 Jahre in Stille verbringen können. Doch Ende 2013 spielte
       ihm das Schicksal einen zweiten Streich, als auch auf Bundesebene die SPD
       mit ihrer Schwesterpartei CDU verschmolz und er von einer höheren Macht
       abberufen wurde: Auf Geheiß seines Parteivormunds Sigmar Gabriel wurde er
       in Berlin abgestellt und in Angela Merkels Kabinett zur Ruhe gebettet. Das
       war am 17. Dezember 2013.
       
       Es folgte der 18. Dezember. Danach kam folgerichtig der 19. Dezember.
       Anschließend der 20. Dann brach der 21. an, der 22., der … gähn … 23. … der
       … dann … nun, jedenfalls rundete sich irgendwann zwischen den Jahren der
       Kalender, ein niegelnagelneuer brach an: 1. Januar 2015. 2. Januar 2015. 3.
       Januar … äh … richtig … muss 2014 heißen! Egal … also 3. Januar … 4.
       Januar?
       
       Während so die Tage einer nach dem anderen ins Land wuchsen, tat Heiko
       Maas, was er am besten kann: nichts. Genauer gesagt, als waschechter
       Sozialdemokrat tischte er Berge voller Worte auf, um anschließend in den
       Sleep-Modus abzutauchen. So erweckte er zunächst den Eindruck, das
       Verhältnis zum Großen Bruder USA wegen dessen auf geheiligtem deutschen
       Boden begangener Spionage zum Abriss freigeben zu wollen, doch das Vorhaben
       versandete rasch. Dann tat er so, als wolle er das Freihandelsabkommen
       zwischen Europa und Amerika, das heißt den Vereinigten Staaten von
       Nordamerika, von einer breitbeinigen öffentlichen Zustimmung abhängig
       machen; auch diese Worte versickerten ohne Taten.
       
       Anschließend wollte er das Strafgesetzbuch umfrisieren und die von den
       Nazis ausgeheckten Kennzeichen für unarische Morde, sprich Heimtücke,
       ausradieren, doch der Plan kam selber unter die Erde. Daraufhin wollte er
       wenigstens den Vergewaltigungsparagrafen 177 reparieren, doch das Projekt
       verschwand auf irgendeiner langen Bank. Dort ruhen auch seine Ankündigung,
       den tief in Schulden schwimmenden Leuten einen Fluchtweg vor den
       Auftragskillern ihrer Bank zu eröffnen, und sein Projekt, unseriösen
       Finanzberatern die Luft abzupumpen.
       
       Nicht vollständig null und nichts blieb eines: Aus Versehen hatte Maas
       durchgesetzt, dass ein Verkäufer oder Vermieter die Maklergebühren am
       Hintern hat, und das sogar dann, wenn der Heiko Maas heißt. Deshalb musste
       er nun die bereits vom Mieter seines Hauses eingesaugte Courtage
       zurückblechen, sodass sogar weniger als nichts in Maas’ hohler Hand blieb –
       Bingo!
       
       Ist nun alles nichts, wie der Buddhist mit zufriedener Zunge sagen würde,
       oder nichts alles, wie es der akkurat gebügelte Sozialdemokrat weiß? Noch
       bleibt ein Pfund Ungewissheit, jedweden Tatsachen zum Tort. Ist Maas, als
       Ziehkind des auf unberechenbarem Fuß lebenden, gern Funken schlagenden
       Lafontaine in der Saar-SPD groß geworden, vielleicht nur ein Schläfer? Der
       rechtzeitig vor Matthäi am Letzten aus dem Winterschlaf geweckt wird?
       
       Bisher zwar sind alle seine Versuchsballons abgesoffen; auch seine Absicht,
       das europäische Verbraucherrecht auf spitze deutsche Füße zu stellen,
       vertrocknet ungehört in den Brüsseler Gremien. Doch ist wirklich alles
       Pustekuchen? Oder bereitet Maas ganz heimlich, still und leise Großes vor
       und wird eines strammen Tages wie ein Deus ex nihilo über die völlig
       unvorbereitete, wehrlose Menschheit kommen? Um angesichts von Deutschlands
       vierschrötiger Stellung auf dem Globus sein Recht überall in Europa und der
       Welt durchzusetzen? Ach naja.
       
       5 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Peter Köhler
       
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