URI: 
       # taz.de -- Totalitäre Justiz in Ägypten: Der große Rundumschlag
       
       > 230 Demonstranten wurden wegen Beteiligung an Straßenschlachten zu
       > lebenslanger Haft verurteilt. Bisher erhielten tausende Mursi-Anhänger
       > Haft- und Todesstrafen.
       
   IMG Bild: Der Aktivist Ahmed Douma bei seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft
       
       KAIRO ap | Die ägyptische Justiz geht neben Islamisten nun auch gegen
       säkulare Aktivisten mit drakonischer Härte vor. 230 Demonstranten wurden am
       Mittwoch wegen ihrer Beteiligung an Straßenschlachten gegen die Polizei zu
       lebenslanger Haft verurteilt. Unter den Verurteilten ist auch Ahmed Duma,
       einer der Protestführer beim Aufstand gegen den früheren Präsidenten Husni
       Mubarak 2011.
       
       Duma sitzt bereits wegen Missachtung des Demonstrationsverbots eine
       dreijährige Haftstrafe ab und wurde zudem von Richter Mohammed Nagi
       Schehata wegen Missachtung des Gerichts zu weiteren drei Jahren verurteilt.
       Schehata sprach auch das Urteil am Mittwoch. Ein Einspruch dagegen ist
       möglich.
       
       Die lebenslangen Haftstrafen sind die härtesten Urteile, die Ägyptens
       Justiz bislang gegen säkulare Aktivisten verhängt hat. Die Vorwürfe gegen
       die 230 Angeklagten drehten sich um Straßenschlachten im Zentrum Kairos im
       Dezember 2011, in deren Folge ein Brand eine Bücherei mit seltenen
       Manuskripten teilweise zerstörte.
       
       Die ägyptischen Gerichte haben bereits Tausende Haft- und zum Teil auch
       Todesstrafen gegen Anhänger des 2013 gestürzten islamistischen Präsidenten
       Mohammed Mursi verhängt.
       
       Richter Schehata gilt dabei als besonders unnachgiebig. Er verurteilte auch
       drei Journalisten des Nachrichtensenders Al-Dschasira wegen Unterstützung
       von Mursis Muslimbruderschaft. Einer von ihnen, der Australier Peter
       Greste, kam erst am Sonntag frei. Tags darauf verurteilte Schehata 183
       Anhänger Mursis zum Tode, weil sie bei einem Angriff auf ein Polizeirevier
       2013 15 Polizisten getötet haben sollen.
       
       5 Feb 2015
       
       ## TAGS
       
   DIR Ägypten
   DIR Islamismus
   DIR Haftstrafe
   DIR Säkularität
   DIR Mohammed Mursi
   DIR Abdel Fattah al-Sisi
   DIR Kalaschnikow
   DIR Muslimbruderschaft
   DIR Al-Dschasira
   DIR Zehn Jahre Arabischer Frühling
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Islamisten in Ägypten: 149 Todesurteile aufgehoben
       
       Sie waren nach dem Sturz Mohammed Mursis und den folgenden Unruhen zum Tode
       verurteilt worden. Jetzt muss das Verfahren neu aufgerollt werden.
       
   DIR Oppositioneller in Ägypten verurteilt: Der arabische Herbst
       
       Alaa Abdel Fattah muss fünf Jahre in Haft. Er soll einem Polizisten ein
       Funkgerät gestohlen haben. Bekannt wurde er durch seine Rolle bei den
       Protesten gegen Mubarak.
       
   DIR Putin in Ägypten: Kalaschnikow und Atomkraftwerk
       
       Russlands Staatschef Putin besucht Ägypten. Im Gepäck hat er eine
       Kalaschnikow – und die Zusage, das Land beim Bau eines Atomkraftwerks zu
       unterstützen.
       
   DIR Anschläge in Ägypten: Explosionen in Kairo und Alexandria
       
       Bei einem Bombenanschlag in Alexandria ist am Dienstag ein Mensch getötet
       worden. Auch in Kairo fanden Sicherheitskräfte Sprengsätze.
       
   DIR Kommentar Pressefreiheit Ägypten: Journalisten als Faustpfand
       
       Ägypten hat den Al-Jazeera-Korrespondenten Peter Greste aus der Haft
       entlassen und abgeschoben. Die juristische Peinlichkeit aber bleibt.
       
   DIR 4. Jahrestag der ägyptischen Revolution: Tote statt Party
       
       Vier Jahre nach der ägyptischen Revolution ist vom Geist jener Tage wenig
       übrig: Demonstrationen sind verboten und 23 Menschen wurden getötet.