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       # taz.de -- Wolfsburger Sensationssieg gegen Bayern: Neidischer Applaus
       
       > Der VfL Wolfsburg führt Bayern München mit einem 4:1 vor und macht mit
       > dem Transfer von Nationalspieler André Schürrle von sich reden.
       
   IMG Bild: Es fühlt sich gut an, ändert aber nichts, sagt der Wolfsburger Stürmer Bas Dost nach dem 4:1-Heimsieg gegen die Bayern
       
       WOLFSBURG taz | Das Mäkelige, das lange Zeit sein Gesicht geprägt hatte,
       ist wie verflogen. Der Wolfsburger Stürmer Bas Dost hat gegen den FC Bayern
       München zwei Tore geschossen. „Klar, das fühlt sich alles gut an. Aber es
       ändert nichts“, sagt der Niederländer. Seit zweieinhalb Jahren versucht
       Dost beim VfL heimisch zu werden.
       
       Das sollte ihm seit Freitag mit dem denkwürdigen 4:1 (2:0)-Heimsieg gegen
       den Serienmeister aus München gelungen sein. VfL-Trainer Dieter Hecking hat
       den 25-Jährigen zum wichtigsten Stürmer seines Teams und zum Stammspieler
       erklärt. Zum Dank dafür gab es zwei Tore von Dost. Die weiteren Treffer
       steuerte Kevin de Bruyne bei.
       
       Doch der Jubel über den gelungenen Rückrundenstart in der Bundesliga bleibt
       für Dost mit kritischen Tönen verbunden. Der Held eines bemerkenswerten
       Abends ist schlau genug, um zu wissen, wie schnell die Karten im bezahlten
       Sport und bei einem zahlungskräftigen Verein wie dem VfL Wolfsburg neu
       gemischt werden. Weil Dost und Co. den FC Bayern so gekonnt vorgeführt
       haben, lässt sich diese harmlose Geschichte von einem Verein, der sich in
       Ruhe entwickeln will, nicht mehr besonders glaubhaft erzählen. Dank des
       4:1-Triumphes hat sich das Hecking-Team auf dem 2. Tabellenplatz etabliert.
       Mit Hilfe der geplanten Verpflichtung von Andre Schürrle, der dem FC
       Chelsea für rund 30 Millionen Euro abgekauft werden soll, würde die nächste
       Branchengröße großzügig entlohnt. „Das ist ein Signal an unsere
       Mannschaft“, betont Hecking. Positiv formuliert soll das bedeuten, dass man
       gemeinsam mit Macht in Richtung Champions League drängt. Der negative
       Beigeschmack daran ist: Männer wie Dost können nur erahnen, wie lange sie
       in diesem mit Stars gespickten Team noch gefragt sein werden.
       
       In der bundesweiten Wahrnehmung muss der VfL Wolfsburg einen schwierigen
       Spagat bewältigen. Wer die Bayern schlägt und das Titelrennen wieder ein
       klein wenig spannender macht, verdient sich millionenfachen Applaus. Wer
       aber einen Weltmeister wie Schürrle zu Premiumkonditionen einkaufen kann,
       zieht auf der anderen Seite auch Neid auf sich. Nach den Verpflichtungen
       von Luiz Gustavo und Bruyne und der Weiterbeschäftigung von Ricardo
       Rodriguez wäre Schürrle das nächste Teil in einem teuren Puzzle, das von
       Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs zusammengesetzt wird. Dieser nennt
       seine Einkaufspolitik aber lieber „punktuelle Verstärkungen“. Das klingt
       nett und bescheiden. Tatsächlich schwingen sich die Wolfsburger dazu auf,
       die bisherige Rolle von Borussia Dortmund zu übernehmen. Dank der
       Finanzkraft ihres autobauenden Hauptsponsors sind die Niedersachsen in der
       Lage, Personal der Güteklasse A anzuhäufen. De Bruyne hat bei seiner
       Galavorstellung gegen den FC Bayern gezeigt, wozu er allein in der Lage
       ist. Die erfolgsverwöhnten Münchener Profis konnten den schnellen Belgier
       nicht einmal mit Fouls stoppen.
       
       Den Hauptdarstellern des VfL Wolfsburg dürfte es gut tun, dass sie ihre von
       der Vereinsführung verordnete Zurückhaltung endlich aufgeben konnten. Ab
       sofort darf auch laut gesagt werden: Ja, wir wollen, wenn möglich, sogar
       Meister werden. Endlich sind auch viele der düsteren Gedanken verscheucht,
       die sich in den vergangenen Wochen über den Arbeitsalltag der Mannschaft
       gelegt hatten. Der schmerzliche Verlust von Mitspieler Junior Malanda, der
       am 10. Januar bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist, war kurz
       vor dem Anpfiff noch einmal mit einer Gedenkminute öffentlich verarbeitet
       worden. Beide Mannschaften hatten in Trauerflor gespielt. Aber diese
       bewegenden Momente dienten offenbar auch als eine Art Schlussstrich unter
       eine schwere Zeit, über die Torjäger Dost sagt: „Es war anstrengend. Aber
       es gibt dir auch Kraft.“
       
       1 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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