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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Putin hat keine Einladung erhalten, Oertel wird nicht fehlen, die
       > Jeckokratur der Karnevalisten hat gesprochen. Und Maren Gilzer? Die muss
       > man nicht kennen.
       
   IMG Bild: Die Pegida-Show ist durch
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Man wird ständig an einen guten Bundespräsidenten
       erinnert.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Man gewöhnt sich wieder an das Leben ohne.
       
       Wladimir Putin fehlte bei der Auschwitz-Gedenkfeier. Durfte er nicht oder
       wollte er nicht kommen? 
       
       Er hätte sollen. Nach dem Rauswurf Russlands aus G8 ist so ein
       protokollarischer Anlass um so unverdächtiger. Bundesaußenpräsident Gauck
       hatte kürzlich beim Gedenken an den Überfall auf Polen gen Moskau gedroht,
       man werde „Politik, Wirtschaft und Verteidigungsbereitschaft den neuen
       Umständen anpassen“. Wenn man bei solchen Terminen Beziehungen ruinieren
       kann, müsste man sie dort also auch verbessern können.
       
       Vorerst musste Gauck mal eine Verbeugung vor den sowjetischen Soldaten
       nachliefern, die Auschwitz befreiten. Dies tat er im Bundestag, als es
       schon zu spät war. Man nennt das eine ausladende Geste. Putin ließ wissen,
       er habe eine Einladung weder bekommen noch benötigt. Bei so etwas genüge
       eine diplomatische Note. Gauck hatte ihm ja vorab eine 6 geschickt. So weit
       der deutsche Beitrag, im Vordergrund stehen die Beziehungen zwischen Polen
       und Russland.
       
       Für die absolute Mehrheit nach den Wahlen in Griechenland machte
       Syriza-Vorsitzender Alexis Tsipras gemeinsame Sache mit der
       rechtspopulistischen Partei Anexartiti Ellines (Unabhängige Griechen). Ist
       Tsipras überhaupt ein echter Linker? 
       
       Die wohlwollendste Deutung wäre, Tsipras habe sich den rundlichen Rechten
       Kammenos als Minister für Politisches Tourette ins Amt geholt. Mal
       antisemitisch geifern, mal den Russen huldigen, die dicke Überraschung der
       Hassfolklore. So kann Tsipras die Klientel der neonazistischen „Morgenröte“
       bedienen und sich zugleich bei Bedarf vom depperten Koalitionspartner
       distanzieren. Theoretisch. Praktisch wird einem schwummrig bei der noch
       recht undeutlichen Mischung aus „Toll!“ und „Ähhh“, die die deutsche
       Linkspartei zu dem Thema produziert.
       
       Neuköllns Bürgermeister Buschkowsky ist zurückgetreten. Taucht der Bezirk
       jetzt nur noch in der Lokalpresse auf? 
       
       41,2 Prozent der Einwohner Neuköllns „haben einen Migrationshintergrund“;
       etwa Buschkowsky, der aus Schlesien stammt. Schon deshalb behält der Bezirk
       sein Potenzial als „deutsches Rotterdam“ – wo Buschkowsky sich Inspiration
       für Schul- und Jugendpolitik holte. Vom dortigen muslimischen
       Bürgermeister. Dieser Laborcharakter mag durchaus alchimistische Züge
       tragen, so wie auch Buschkowsky mitunter nur dadurch von Sarrazin zu
       unterscheiden ist, dass beide einander dissen. Der traditionsreiche rechte
       Law-ans-Order-Sozi ist ein schmutziger Job. Muss ihn deshalb einer machen?
       Dazu ein klares Jein von Sigi Gabriel aus Dresden.
       
       Nach Lutz Bachmann hat nun auch Kathrin Oertel als Anführerin der
       Pegidisten das Handtuch geworfen. Hochverrat? 
       
       Absurd. Bachmann hätte genauso gut rausfliegen können, weil er manchen
       Pegidisten viel zu wenig Hitlerwitze gemacht hat. Oertel distanziert sich
       jetzt von Tönen, die die Marschsäule hinter ihr monatelang von sich
       getrötet hat. Doch hinter den absurden Verwerfungen der schrecklich
       schrillen Familie liegt die eigentliche Pointe: Ihr Generalbass war das
       Gedumpfe gegen „die da oben“, die „Parteien“. Und ein halbes Jahr später
       platzt die Show, weil sie es nicht können.
       
       Das Festkomitee des Kölner Karnevals zieht den geplanten
       Charlie-Hebdo-Wagen wieder zurück, da er die „leichte Art des Karnevals“
       störe. Ist das ein Angstproblem der Karnevalisten oder ein Spaßproblem der
       Karikaturistenfeinde? 
       
       Das Vorgehen der Jeckokratur hieß: Wir erzählen euch vorab eine Reihe
       schlechter Witze, damit ihr auswählt, welchen wir euch dann auf vier Rädern
       noch mal einen ganzen Tag lang erzählen. Souverän entschied das Volk: Das
       bisschen Spaß kann man auch trinken, und verzichtet nun ganz. Also
       Hauptvorwurf: Das war nicht lustig, Nebenvorwurf: Pointe darf gern auch mal
       überraschend sein. Und Fazit: Ein Wagen mit einem schönen großen
       Pappmaschee-Arsch und einer leeren Hose wäre immerhin Selbstironie des
       Festkomitees. Psst, nichts vorher sagen.
       
       Maren Gilzer wurde zur Dschungelkönigin gekürt. Was heißt das konkret für
       ihre Karriere? 
       
       Ihre was?
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Egalisierten Leverkusens Hinspielrekord: Tor nach 9 Sekunden. Diesmal stand
       es schon nach 8 Sekunden 0 zu 0 für den BVB, der den auch in dieser Höhe
       verdienten Sieg nach Hause brachte.
       
       FRAGEN: JSP
       
       1 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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